Altmeister Alfred Biolek hat das deutsche Fernsehen geprägt – viel möchte er damit heute allerdings nicht mehr zu tun haben.
«Bios Bahnhof», «Mensch Meier», «Boulevard Bio» und «alfredissimo!»: Die Liste seiner Erfolge – rund vier Jahrzehnte stand Alfred Frank Maria Biolek – im Mittelpunkt als Produzent und Moderator. Nun wird „Bio“, wie er kurz genannt wird, 75 Jahre alt.
Das Alter sieht man ihm dabei kaum an, schließlich steckt Alfred Biolek noch immer voller Tatendrang, wenngleich er sich vom Leben vor der Kamera inzwischen verabschiedet hat – er gehört dabei zu den wenigen, die man nicht wegzerren musste, für die man sich nicht schämen musste, wenn man sie zuletzt noch vor der Kamera sah. Bio war stets der „Grand Seigneur"“ – ein Moderator von Klasse und mit Gespür für Trend.
Zum Fernsehen zog es ihn früh: Nach seinem Jura-Studium kam er zunächst zum ZDF, wo er in der Rechtsabteilung arbeitete. Doch schon bald wurde er für Größeres berufen – seinen Durchbruch feierte er zweifelsohne als Produzent von Rudi Carells Samstagabendshow «Am laufenden Band». Nun, fast 40 Jahre später, findet er deutsche Fernsehen ohnehin nicht mehr interessant: „Ich sehe nicht mehr fern und würde heute auch, wenn ich jung wäre, nicht mehr zum Fernsehen gehen. Mit diesem Medium wollte ich heutzutage nichts mehr zu tun haben wollen“, sagt Biolek im Gespräch mit der „Kölnischen Rundschau“.
Die zunehmende Verflachung bedauert der Altmeister, dessen Sendungen stets für Qualität stand, sehr, doch er stellt sie nicht nur in den Medien, sondern etwa auch beim Essen: „Ein gewisser Teil der Gesellschaft isst immer noch sehr bewusst und geht in den Bio-Supermarkt, aber der Großteil isst nun mal Fast-Food oder taut sich zum Mittagessen irgendeine Tiefkühlpizza auf. Ich würde schon sagen, dass sich die Verflachung und Kommerzialisierung bei den Medien und beim Essen sehr parallel entwickelt haben.“ Keine Frage: Im Fernsehen von heute würde er sich kaum noch wohl fühlen – für Formate wie das einst so grandiose «Bios Bahnhof» wäre kaum noch Platz. „Ich finde zum Beispiel diese ganzen Reality-Formate ganz furchtbar. Es gibt natürlich im Fernsehen immer noch auch gute Sachen - auf Arte, 3sat, ARD und ZDF, allerdings oftmals erst spät in der Nacht.“
Über den Großteil des Programms könne er nur angewidert den Kopf schütteln. Und Recht scheint er damit durchaus zu haben, fehlen große Shows, wie sie zu seiner Zeit beispielsweise üblich waren, inzwischen doch fast völlig. Die Zeiten haben sich eben verändert – und Bio wollte sich dieser Wandlung nie anschließen und blieb sich treu. Jemanden vorführen wollte er mit seinen Shows nie– ganz im Gegensatz zur heutigen Gesellschaft, die der nun 75-Jährige als zu voyeuristisch empfindet. „Schon seit einiger Zeit ist das Private nur noch ein sehr rares Element in unserer Gesellschaft, die Medien – das Fernsehen, die Presse und ganz schlimm das Internet – stürzen sich auf alles und respektieren Privat- und Intimsphäre so gut wie überhaupt nicht mehr. Eine Entwicklung, die ich schrecklich finde.“
Erfahrungen damit musste er allerdings schon vor vielen Jahren machen: Rosa von Praunheim outete Biolek einst während einer Fernsehsendung. „Das Outing war, als hätte ich einen Schlag bekommen. Der Schlag tat weh. Aber er hat gleichzeitig eine Verspannung gelöst. Ich hatte vorher zwar schon offen schwul gelebt, aber nicht öffentlich. So halte ich es heute auch noch.“ Eine Zurückhaltung, die man in vielen Bereichen des Lebens von Alfred Biolek feststellen kann – und genau dafür kann man ihm dankbar sein.