Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Wenn der Raab mit der ARD…

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Raab kooperiert mit der ARD für den Grand Prix. Ist er der Einzige, der Deutschland vor dem Desaster retten kann?

Nun also doch: Nach der Quasi-Absage im Mai, als Stefan Raab seine Verhandlungen mit der ARD für eine Zusammenarbeit beim Grand Prix wegen mangelnder Flexibilität und Entscheidungsfähigkeit seitens der ARD-Bosse für beendet erklärt hatte, einigte man sich in diesen Tagen nun doch auf eine Kooperation. Diese sieht wie folgt aus: In acht Shows wird der Sieger aus 20 Kandidaten ermittelt, der für Deutschland beim «Eurovision Song Contest» antreten wird. Die ersten fünf Sendungen zeigt ProSieben, ebenso das Halbfinale. Das Erste überträgt das Viertelfinale und das Finale. Mit diesem Fahrplan ist nun vorerst ein monatelanger Streit um die Konzeption des deutschen Vorentscheids für den Grand Prix beendet. Doch kann Raab wirklich den sprichwörtlichen Karren aus dem Dreck ziehen?

Die desaströse Geschichte des deutschen Beitrags beim «Song Contest» hält lange genug an: In den vergangenen Jahren landeten wir immer auf einem der letzten Plätze, während die lokalen Medien die Schuld für das schlechte Abschneiden zunächst auf die Problematik der Ost-Staaten geschoben haben, die ihre Punkte angeblich unter sich ausmachten. Bis man schließlich hier gemerkt hat, dass viele westliche Länder auch mit qualitativ guten Songs oben landen können – nicht zuletzt in diesem Jahr, als Norwegen mit einer tollen Folk-Ballade den verdienten Sieg holte. Das deutsche Problem ist also hauptsächlich hausgemacht. Und es hat Jahre gedauert, bis dies nun endlich auch die Organisatoren des deutschen Vorentscheids begriffen haben. Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung – und diese wird mit Stefan Raab nun ziemlich wahrscheinlich eintreten.

Raabs Erfolgsbilanz beim Grand Prix spricht eine klare Sprache: Unter dem Pseudonym „Alf Igel“ verhalf er als Komponist des Liedes „Guildo hat euch lieb“ im Jahre 1998 dem ESC-Teilnehmer Guildo Horn zu einem guten siebten Platz. Mit dem ernsthaften Ansatz im Jahre 2004 und Max Mutzke mit dem Song „Can´t wait until tonight“ schaffte es Raab unter schwierigeren Wettbewerbsbedingungen (deutlich mehr Teilnehmer durch die Halbfinals und damit automatisch stärkere Gegner im Finale) auf einen achten Rang, auch wenn er damit nie zufrieden war. Raabs größter Grand-Prix-Erfolg war aber sein eigener Auftritt im Jahr 2000, als er mit dem Nonsens-Song „Wadde hadde dudde da?“ den fünften Platz belegte und damit eine der besten Platzierungen Deutschlands in den letzten Jahren erreichen konnte.

Schon damals also hat Raab das ESC-Konzept entlarvt: Großes Getöse, viel Show und nackte Haut sind der einfachste Schlüssel zum Erfolg. Dass er aber auch mit dem sehr ernsthaften Beitrag unter Max Mutzke gut abgeschnitten hat, zeigt erst die wahre Stärke Raabs in Sachen «Song Contest». Und so war es nur folgerichtig, dass sich der federführende NDR bei der Suche nach einem erfolgsversprechenden Konzept an Raab wandte. Glücklicherweise konnten sich die ARD und ProSieben schließlich einigen, sodass uns Fernsehzuschauern im nächsten Jahr eine kleine, aus der Not geborene Fernsehrevolution erwartet – denn eine solch groß angelegte Kooperation zwischen einer privaten und einer öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalt hat es noch nie gegeben. Raab hat es also mal wieder geschafft und beweist mit diesem Coup erneut seine Unverzichtbarkeit für das deutsche Fernsehen als Innovator der gesamten Branche.

Wird der deutsche Beitrag beim Grand Prix damit endlich mal wieder erfolgreich? Ja. Denn Raabs makellose ESC-Bilanz und sein großes musikalisches Talent lassen quasi nur einen guten Platz zu. Sollte dem nicht so sein, wäre der ESC in Deutschland endgültig am Ende. Raab ist also wahrscheinlich die glorreiche letzte Rettung vor dem Untergang, gleichzeitig für die ARD aber auch das Eingeständnis der eigenen Unfähigkeit, einen guten Teilnehmer zu ermitteln. Immerhin: Nach einem guten Abschneiden im nächsten Jahr können wir uns dann ab 2011 wieder fünf Flops in Folge leisten. Herr Raab, streichen Sie sich am besten schon einmal das Jahr 2016 im Kalender an. Deutschland wird Sie brauchen!

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt ein paar neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Freitag nur auf Quotenmeter.de.

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