Mit ein wenig Glück könnte kabel eins auch den Juli wieder mit einem Rekord-Marktanteil abschließen – rund sechseinhalb Prozent stehen derzeit auf der Uhr des Münchner Privatsenders, der in den vergangenen Jahren meist ein recht unscheinbares Dasein zwischen älteren Filmen, Lebensmittel-Dokus und Auswanderern fristete. Der Nachmittag war dabei stets ein kleineres Problem, den Sitcoms sei dank.
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Die Einschaltquoten geben ihm recht: Als «Two and a half Men» vor einigen Wochen knapp 20 Prozent Marktanteil holte, war man bei kabel eins gänzlich aus dem Häuschen, denn dass man mit dieser Programmierung tatsächlich die großen Sender hinter sich lassen würde, hätte man wohl selbst im vergleichsweise beschaulichen Unterföhring nicht für möglich gehalten. Was ist es also, was die deutschen Fernsehzuschauer am Nachmittag sehen möchten?
Sind es wirklich ausschließlich Telenovelas und inzwischen dämlich brutale Gerichtsshows? Oder ist es womöglich nur ein Mangel an guten Alternativen, die das Publikum in die Arme von «Barbara Salesch» und «Sturm der Liebe» treibt? Wohl kaum. Ganz sicher haben gerade diese beiden Formate in den vergangenen Jahren einen festen Fan-Stamm aufgebaut, denn es ist sicherlich nicht zufällig, dass das Duo an guten Nachmittagen gemeinsam rund die Hälfte des Publikums anlockt.
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Seit VOX wieder vermehrt importierte Serien zeigt, steigt das Interesse langsam, aber sicher wieder an und der Erfolg von kabel eins beweist sogar sehr eindrucksvoll die Sehnsucht des Publikums nach gut gemachten Alternativen. Von einer Renaissance des Nachmittagsprogramms sind wir allerdings trotzdem noch sehr weit entfernt, weil deutsche Fernsehmacher dem Braten noch immer nicht so recht trauen wollen. Es ist wohl eine Mischung aus geeigneten Serien und Mutlosigkeit, die das tägliche Fernsehprogramm so trostlos gestaltet wie es derzeit ist.
Der Quoten-Erfolg von kabel eins kann allerdings vorsichtig optimistisch stimmen – und eine gute Nachricht hat sich dadurch schließlich immerhin bereits ergeben. Dass sich ProSieben am Dienstagabend von seiner Trash-Programmierung zugunsten gut gemachter Serien trennen wird, ist einzig und alleine dem nachmittäglichen Quoten-Hit «Two and a half Men» zu verdanken. Vielleicht ist die Sitcom so etwas wie eine Initialzündung für Deutschlands Fernsehchefs – wünschenswert wäre es in jedem Fall.
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