Die Kritiker

«Meine Mutter – Spurensuche in Riga»

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Rosa von Praunheim wurde am 25. November 1942 in Riga, Lettland geboren und ist als Holger Mischwitzky in der Bundesrepublik Deutschland aufgewachsen. Unter seinem Künstlernamen wurde er einer der bekanntesten deutschen Filmregisseure.

Im Jahr 2000 offenbarte ihm seine damals 94-jährige Mutter, dass er nicht ihr leiblicher Sohn ist. Sie hätte ihn vielmehr in Riga während der deutschen Besatzung in einem Kinderheim gefunden. Mehr sagte sie dazu nicht, bevor sie im Jahr 2003 verstarb. So ging Rosa von Praunheim in Riga auf die Spurensuche nach seinen beiden Müttern. Entstanden ist der bisher persönlichste Film des Regisseurs und zugleich ein spannendes Stück deutscher und lettischer Zeitgeschichte.

Ohne einen richtigen Familiennamen schien die Suche zunächst zwecklos. Über einen Journalisten traf Rosa von Praunheim auf die Lettin Agnese, die im Staatlichen Archiv Lettlands Erstaunliches herausfand. Und ebenso erstaunlich ist es, dass Rosa von Praunheim schließlich in Berlin tatsächlich seine richtige Geburtsurkunde findet. Darin steht, dass er 1942 im Zentralgefängnis in Riga zur Welt gekommen ist.

Kritik


Rosa von Praunheim ist sicherlich einer der umstrittensten Regisseure der deutschen Filmbranche. Sein bekanntester Film «Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt» führte zu einer Vielzahl öffentlich ausgetragener Kontroversen und trug mit dazu bei, Deutschland bezüglich seiner Diskriminierung gegen Schwule und Lesben wachzurütteln. Er war es auch, der in einem medialen Faux-Pas Alfred Biolek und Hape Kerkeling als homosexuell outete und dafür heftig kritisiert wurde.

Mit «Meine Mütter – Spurensuche in Riga» wagt er sich an ein äußerst schwieriges Sujet und schafft es auf vortreffliche Weise, die Geschichte der Suche nach seinen Wurzeln mit einer größtmöglichen Distanziertheit und so wenig Pathos wie möglich zu erzählen. Die Dokumentation verkommt dabei nie zu einer selbstgefälligen Identitätssuche, sondern bleibt die ganzen eineinhalb Stunden über authentisch. Der Regisseur Praunheim, den man mögen kann oder nicht, tritt hier vollkommen hinter der Person Praunheim zurück. Geschickt gelingt es dem Maverick der deutschen Filmemacher dabei, seine persönliche Geschichte mit den historischen Gegebenheiten zu verweben und so ein vielschichtiges Konstrukt zu kreieren, das in seiner filmischen Gewalt einzigartig ist. In zahlreichen Interviews lässt er Zeitzeugen zu Wort kommen, die ungeschönt über ihre Vergangenheit berichten und sich auch nicht scheuen, ihre eigene persönliche Meinung zum Dritten Reich oder der Vertreibung aus den ehemals deutschen Ostgebieten zu äußern. Da verzeiht man es auch, dass es ab und an zu einigen Längen kommt, die vermeidbar gewesen wären.

Es ist nur schade, dass Das Erste diese außerordentlich gelungene Produktion erst zu später Stunde sendet, wenn die Einschaltquoten schon in den Bereich des gerade noch Messbaren gerutscht sind, während man in der Prime-Time wieder einmal puren Eskapismus verwurstet.

Das Erste strahlt «Meine Mutter – Spurensuche in Riga» am Dienstag, dem 4. August 2009, um 22.45 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/36471
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