Story
«Vineta» erzählt die Geschichte des herzkranken Spitzenarchitekten und Workaholics Sebastian Färber, der zu einem Geheimauftrag in eine Villa auf einer entlegenen Insel berufen wird. Dort treffen sich sechs Experten zu einem Plenum unter der Leitung des geheimnisvollen Dr. Leonard und seiner Assistentin Nina Seiler, um einen Neuentwurf der idealen Stadt von morgen zu konzipieren. Der zeitliche Rahmen ist eng, die städtebaulichen Vorstellungen prallen aufeinander. Zudem gerät Färber immer mehr in ungewöhnliche Situationen, die vermuten lassen, dass Dr. Leonhard andere Ziele verfolgt. Erst die wachsende Zuneigung zwischen Nina und Sebastian lässt die Sinne des Architekten langsam wieder erwachen.
Darsteller
Peter Lohmeyer («In letzter Sekunde») ist Sebastian Färber
Ulrich Matthes («Gonger») ist Dr. Leonhard
Justus von Dohnányi («Buddenbrooks») ist Born
Matthias Brandt («Entführt») ist Montag
Susanne Wolff («Das Fremde in mir») ist Nina Seiler
Kristina Karst («Blind Date») ist Himalaya Färber
Helmut Krauss («Neues vom Wixxer») ist Behrens
Herbert Fux («Ein Paradies für Pferde») ist Feldmann-See
Sascha Göpel («Tatort») ist Friedmann
Bela B. Felsenheimer («Gonger») ist Fährmann
und andere
Kritik
Basierend auf dem Theaterstück «Republik Vineta» von Moritz Rinke entführt uns Regisseurin Franziska Stünkel mit ihrem Kinodebüt in die befremdliche und surreale Welt des Sebastian Färber. Sie nimmt sich den in unserer Gesellschaft allgegenwärtigen Themen wie Arbeitssucht und – eng damit verbunden - mit der Angst um den eigenen Arbeitsplatz an. Dabei versetzt sie den Protagonisten, welcher beeindruckend von Peter Lohmeyer verkörpert wird, nach einem körperlichen und psychischen Zusammenbruch auf eine einsame Insel, von wo aus er fortan an der Planung für eine futuristische Stadt arbeiten soll. Dabei sieht er sich, unter völliger Abschottung von der Außenwelt, auch mit einer lückenlosen Überwachung, dem unerbittlichen Konkurrenzkampf mit seinem Kontrahenten Dr. Born und einer stets zunehmenden, anfangs noch recht subtilen Bedrohung ausgesetzt.
Somit entwickelt sich ein bedrohliches Kammerspiel über das Getrieben-Sein, einen gewissen Neoliberalismus mit Anleihen bei Orwells´ Überwachungsdrama «1984». Tragende Kraft sind dabei eindeutig die Schauspieler um Peter Lohmeyer in der Hauptrolle. Er liefert ein beklemmendes Porträt eines Getriebenen, der einzig und allein nur ein Ziel vor Augen hat: seine Arbeit. Und für dieses Ziel setzt er auch sein persönliches Glück, sein Familienleben und seine eigene Gesundheit aufs Spiel. Neben Lohmeyer brillieren aber Ulrich Matthes als undurchsichtigen Dr. Leonhard und Matthias Brandt als Montag in ihren Rollen.
Neben dem schauspielerischen Element ihrer Inszenierung setzt Stünkel aber auch sehr stark auf die visuelle Wirkung des Films. Überblendungen mit immer wiederkehrenden Szenen aus einem Flamingo-Gehege, das permanente Knacken der Walnüsse, schnelle ineinander verwobene Bilder visualisiert in Musikclip-Ästhetik oder eben auch die Einblendung der unaufhörlich laufenden Uhr im Bild sind nur einige Beispiele hierfür.
Aber auch dramaturgisch hat «Vineta» einiges zu bieten. Er spielt vor allem mit dem Zuschauer und lässt ihn glauben, auf der richtigen Fährte zu sein. Dann jedoch bricht Stünkel wieder mit der Handlung und führt uns Zuseher bis zum Ende auf eine falsche Fährte. Dabei entwickelt sich die Dramaturgie zwar sehr langsam, der Film fasziniert jedoch auf eine befremdliche Art und Weise, so das man doch nicht umhin kann, bis zum überraschenden Ende dran zu bleiben.
Merkwürdig, geheimnisvoll, spannend, faszinierend – so lässt sich dieser Film am Besten charakterisieren. David Lynch hätte wohl auch seine wahre Freude daran.
Das Erste zeigt «Vineta» am Montag, den 10. August 2009, um 22.45 Uhr in der Reihe Debüt im Ersten.