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Die Diskussion über Programmqualität hat bereits einen langen Bart, aber MEDIARISE leitet die Entwicklung mit nahezu zwingender Logik ab: den Analysen zufolge treibt der Werbemarkt die Sender durch Verlagerung von Werbegeldern auf WebVideo-Formate und Druck auf die Werbepreise in ein Umsatz- und Margenproblem.
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Beim Personal ginge nicht mehr viel, die Personaldecke sei schon dünn und schon fast jeder vierte Mitarbeiter sei Praktikant, Volontär oder freier Mitarbeiter. An der IT könne man sparen, aber eher langfristig, keine Chance auf „quick wins“ – also schnelle Gewinne.
Bei der Distribution könne man die teure HD-Ausstrahlung verzögern, allerdings nur noch um einige Monate, wenn die öffentlich-rechtlichen Sender zu Olympia 2010 starten. Und auch die Einstellung der kostspieligen, analogen Distribution kann kein Sender im Alleingang machen, ohne dem Wettbewerb Reichweite zu schenken.
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Durch diese Entwicklung kommt zusätzlicher Druck auch auf die Produzenten, denn die Budgets sinken. Zwar gäbe es insbesondere beim Movie Einsparmöglichkeiten, andererseits sei eine Konsolidierung der Produzentenlandschaft sehr wahrscheinlich: „Kleine, schlanke Produktionsunternehmen, die sich schnell umstellen können oder gar auf die nun angesagten Formate spezialisiert sind, werden immer Chancen und Nischen finden. Schwer werden es Unternehmen mittlerer Größe mit gewissem Fixkostenblock haben, besonders wenn sie auch noch auf TV-Movies spezialisiert sind.“
Der Studie zufolge werden in Zukunft deutlich mehr Live-Formate zu sehen sein, denn diese bildeten die Leuchttürme mit hohen Einschaltquoten, die die Sender so gut vermarkten können. Zwar seien Live-Events teurer als manches Movie, aber besser monetarisierbar: über Sponsoring, Merchandising Mobilfunk- und Internet-Licensing und ab nächstem Jahr Product-Placement. Zudem könne man mit Zusammenschnitten – den „best ofs“ – nochmal Strecke machen und den Fernsehtag füllen. Allerdings sei nur eine begrenzte Zahl von Live-Events gleichzeitig platzierbar. Daher würden die Sender Serien als weiteren wichtigen Bestandteil des Programms behalten, denn Serien hätten ein „eingebautes Customer-Retention-Management“. Dies führe dazu, dass die Sender den Zuschauer an sich bänden und ihn in der Regel für den Rest des Abends im Programm hielten.
Offen ist die Reaktion des Zuschauers auf die Veränderung im Programm, immerhin werden Ende 2012 nach Prognosen von MEDIARISE bereits etwa 30% der Haushalte über einen internetfähigen Fernseher oder eine internetfähige Set-Top-Box verfügen. „Aber Pay-TV hat einen unschlagbaren Vorteil, bei dem unklar ist, wann er bei VoD gelöst sein wird: Useablility. Pay-TV ist einfacher: Karte rein und ich habe ein paar Programme mehr, dessen Nutzung ist gelernt. Sollte sich die Useability für VoD nicht deutlich weiterentwickeln, sehe ich sehr gute Chancen für Pay-TV.“ Vielleicht haben so manche doch zu früh das Investment von Herrn Murdoch in Premiere/Sky belächelt.