Von der neuen Late-Night-Show mit Oliver Pocher könnten auch andere Formate profitieren, meint unser Kolumnist.
Schon bald kehrt Oliver Pocher zurück auf den Fernsehschirm. Am Fun Freitag in Sat.1 - da wäre mir doch glatt das Frühstücksbrötchen aus der Hand gefallen. Dirty Harry hats ihm doch abgeraten. Denn der Freitagabend läuft schon lange nicht mehr rund beim Bällchensender. Nun ists doch der Fun Freitag geworden. Riskant. Niels Ruf, Anke Engelke & Co. sind hier schon gescheitert. Immerhin aber besser als eine Show nach dem «Wort zum Sonntag», oder?! Die neue Pocher-Show soll ja schließlich Neues bieten, schlagfertig, aber doch klassische Late Night sein. Das klingt erstmal vielversprechend, das Potenzial ist durchaus gegeben. Doch wollen die jungen Zuschauer denn auch wirklich Neues sehen?
Die abgedroschenen Einspieler der "Bayern WG" müssten restauriert werden. Denn auch die Parodien von Poldi, van Bommel oder Olli Kahn tragen kaum noch Früchte. Am Anfang da war es noch lustig, ja sogar sehr ulkig, wie Pocher diese Bayern-Größen nachgeäfft hat. Doch mittlerweile ist das alles in den Köpfen der Leute drin. Die 50. Parodie von Poldi ist dann nämlich genauso unlustig wie die 80. Wiederholung von «Dirty Dancing» auf Sat.1. Mit Matze Knop als "Kaiser" an der Seite und neuen Persönlichkeiten bei den Bayern lässt sich doch sicher was draus stricken. Allein schon Millionen-Transfer Gomez vom Kaiser ins Bett gebracht zu sehen, wär schon witzig ansich. Vielleicht als eine Art Erweiterung zur Kuranyi-Parodie, dem er zumindest von Weitem ähnelt.
Achja, normale Menschen - wie du und ich - sollen auch in die Pocher-Show kommen und ihre skurrilen Geschichten erzählen. Klingt etwas nach Doku-Charakter mit Telenovela-Elementen - nein, Dokunovela nennt man es bei ProSieben. Warum auch nicht: Wer bei der Supernanny oder Peter Zwegat nichts zu erzählen hat, kommt zu Pocher. Oder Pocher kommt zu ihnen. Besser noch: Zwegat, Saalfrank & Co. schicken ihre Problemfälle zu Pocher. Ist für ihn doch ein gefundenes Fressen - denn auf Kosten anderer ist Unterhaltung beinahe garantiert. Und das ist dann gleich "Pochers Auftrag" - die neue Rubrik der Show. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Ein Gutes hat der Sendeplatz am Freitagabend aber dennoch: Pocher muss nicht gegen Raab ran. Schade eigentlich, denn das wäre quotenmäßig interessant geworden. Doch das heißt ja noch lange nicht, dass es nicht zum Duell von Raab und Pocher kommen kann. Hier kommt dann wieder "Pochers Auftrag" ins Spiel: Schlag den Raab, wenn schon nicht mit Quoten, dann doch mit Inhalten. Ja, denn «TV total» ist auch nicht mehr das, was es mal war. Wenn Pocher mit seiner neuen Show Erfolg hat, wird auch Raab sich wieder mehr Mühe geben müssen - davon profitiert am Ende nur der Zuschauer und die Late-Night im deutschen Fernsehen macht wieder mehr Spaß, selbst dann wenn Harald Schmidt nicht auf derm Mattscheibe zu sehen ist.
Doch bevor es soweit ist, moderiert Pocher ja noch die in die Kritik geratene Sendung «5 gegen Jauch». Wissenschaftler befürchten, dass von Zuschauer eingesandte Fragen wieder verwendet werden. Klar, denn die Fragen von «Wer wird Millionär?» hat Jauch schon alle auswendig gelernt, damit er seine fünf Gegner auch besiegen kann. Raab kennt zwar auch immer alle Fragen, aber mit dem Vorbereiten hat er es ja nicht so. Spannend bleibts allemale - der Zuschauer wird unterhalten, warum sich dann Gedanken um ein paar Fragen machen.
Wichtiger ist doch, wer Bundeskanzler wird. Jauch wird es nicht. Aber Horst Schlämmer? "Isch kandidiere" posaunt er munter und grunzend auf seinen "Wahlveranstaltungen" und die Medienwelt ist begeistert. Alle machen den Spaß von Hape Kerkeling mit, dessen HSP es nur im Kino gibt. Keiner will der Spaßverderber sein. Selbst in ernsten politischen Talk-Runden wie «Anne Will» ist er ein Thema, die dort versammelten Politiker reden über Horst Schlämmer, als wolle er wirklich Kanzler werden. Während alle spaßbegeistert sind, entgeht ihnen die nahezu perfekte Selbstparodie der politischen Welt, die Kerkeling geschafft hat. Der Kanzler im Trenchcoat, herrlich, und Herrengedeck im Bundestag. Die Wahl kann kommen.
Unser Kolumnist Alexander Krei weilt im Urlaub - dennoch gibt es auch am Donnerstag wieder Zwinkerndes auf Quotenmeter.de: In «Runde Sache Extra».