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Simon: Ist das amerikanische Pay-TV auch so teuer wie bei uns Sky?
Christian Richter: Anders als das deutsche Pay-TV ziehen die HBO und Showtime ihre Kunden hauptsächlich durch ihre hochwertigen Eigenproduktionen an, die sonst nirgends zu sehen sind. Bei HBO liefen die mehrfach prämierten Formate «The Sopranos», «Sex and the City», «Six Feet Under», «Deadwood» und «Entourage». Abonnenten von Showtime dürfen in den Genuss von «Dexter», «Californication», «The L Word», «Weeds» und «Queer as Folk» kommen. Doch nun zu den Kosten. Die Sender sind in der Regel nur in Paketen erhältlich.
Das HBO Paket besteht dabei grundsätzlich aus acht einzelnen Sendern wie HBO, HBO2, HBO Comedy und HBO Family. Das Showtime-Abo setzt sich aus zehn Sendern wie Showtime, Showtime2, Showtime Women und Showcase zusammen. Beide Pakete sind über die jeweiligen Kabelnetz- oder Satellitenbetreiber zu beziehen. Dabei variieren die Preise von Anbieter zu Anbieter etwas. Bei AT&T sind die Abos beispielsweise für je 14 Dollar im Monat bestellbar. DirecTV möchte 15 Dollar haben und im DishNetwork ist HBO für 16 Dollar und Showtime für 13 Dollar im Monat zu bekommen.
David: Habe vor kurzem gehört, dass es einen Sender namens PBS gibt? Da ich diesen bisher nicht kenne, wollte ich mal fragen, was dort so läuft.
Christian Richter: Der Sender Public Broadcasting Service (PBS) entspricht ungefähr unseren öffentlich-rechtlichen Kanälen. Dieser arbeitet profitunabhängig und wird durch 354 amerikanische Mitgliedssender sowie Spenden betrieben. Im Programm des Senders befinden sich vor allem hochwertige, eigenproduzierte Dokumentationen, Nachrichten, Magazine, Kunstberichte und einigen Mini-Serien. Zu den bekanntesten Formaten zählen die Kulturserie «American Masters», die Geschichtsreihe «American Experience» und das Reportagemagazin «Frontline». Zudem hat sich PBS auch mit seinem pädagogisch wertvollen Kinderprogrammen verdient gemacht. Zu den Produktionen des Senders gehört neben «Barney und seine Freunde» auch die «Sesamstraße». Neben diesen Eigenproduktionen erhält der Sender sein Programm auch von American Public Television, der NETA (National Educational Telecommunications Association) und unabhängigen Produzenten.
In einer Umfrage wurde der Sender übrigens zur vertrauenswürdigsten Institution des Landes gewählt. PBS selbst betont, dass ihre Sendungen immer wieder in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen zur Wissensvermittlung eingesetzt werden.
Jens: Warum erreicht heute kein US-Sender mehr so hohe Quoten wie vor ein paar Jahren. Damals wäre eine Serie, die unter 10 Millionen Zuschauern erreichte nie verlängert worden.
Christian Richter: Die Ursachen dafür sind sehr vielfältig. Zum einen wurde der Fernsehmarkt im Laufe der vergangenen Jahre immer größer. Durch digitale und analoge Kabel- und Satellitensender haben die klassischen Networks eine größere Konkurrenz bekommen und müssen sich den Kuchen nun mit mehr Mitbewerben teilen. Zum anderen wird der Wettstreit mit Online-Angeboten immer größer. Der Zuschauer muss nun nicht mehr jede Woche zu einer festen Zeit vor dem Fernseher sitzen, sondern kann sich auf den Plattformen der entsprechenden Sender die Folge zu einer Zeit anschauen, die ihm passt. Dazu kommen Festplatten- und DVD-Rekorder, die es ebenfalls möglich machen, Serien ohne große Anstrengungen irgendwann zu schauen. Wenn dies eine Woche nach der TV-Ausstrahlung passiert, zählen diese Zuschauer nicht mehr zur Quote. Zuletzt hat sich der DVD-Markt zu einem großen Konkurrenten entwickelt. Bereits kurz nach Ausstrahlung der Serien sind diese zu erschwinglichen Preisen in vollständigen Boxen erhältlich. Als Fan kann man dann die Serie am Stück und ohne Werbung schauen und ist damit ebenfalls auf die Ausstrahlungen im TV nicht mehr angewiesen. Diese Effekte sind ebenfalls in Deutschland spürbar. Auch bei uns sinken die Reichweiten der großen Sender stetig.
Rikko: Nachdem «Scrubs» und «Medium» auf ihren Sendern nicht mehr erfolgreich waren, übernahmen andere Sender die Produktion. Hat schon mal ein deutscher Sender eine US-Serie weiterproduziert?
Christian Richter: Meines Wissens nach ist es noch nicht vorgekommen, dass ein deutscher Sender eine amerikanische Serie allein weiterproduziert hat. Dies würde sich aus deutscher Sicht kaum lohnen, da die Produktionspreise für eine US-Serie deutlich über den deutschen Verhältnissen liegen. Die einzige Möglichkeit bestünde in einer Beteiligung eines deutschen Senders in Form einer Koproduktion, wie es bei «Surface» von ProSieben kurzfristig angedacht war. Eine solche Entscheidung müsste allerdings recht zügig nach dem Ende der Produktion fallen, da es üblich ist, die Dekorationen der Serien schnell zu vernichten.
Was jedoch vorgekommen ist, dass eine Serie, die in den USA nur dürftig lief, aufgrund des großen Erfolges im Ausland und den damit verbundenen Verkaufserlösen vom amerikanischen Sender weiterproduziert wurde. Das prominenteste Beispiel ist hierfür die Serie «Baywatch», die dort aber auch weiter ausgestrahlt wurde und später auch in den USA zu einem Hit wurde. Diese Option ist nämlich nur dann möglich, wenn sich das Format halbwegs auch in den USA vermarkten lässt. Einen Totalflop würde selbst ein internationaler Erfolg kaum retten können.
Johannes: Wieso machen die Schauspieler bei «Eine schreckliche nette Familie» immer wieder lange Pausen, obwohl überhaupt niemand mehr lacht?
Christian Richter: Der Grund dafür liegt in der deutschen Synchronisation der Serie. Wenn die Sitcoms in den USA produziert werden, nimmt man sie in der Regel vor echtem Publikum auf, d.h. gegenüber des Sets von Al Bundy saßen tatsächlich einige Hundert Menschen. Wenn die Serien nun übersetzt werden, löscht man die gesamte Tonspur und damit auch die realen Lacher des echten Publikums. Anschließend werden diese anhand von Sounddateien wieder draufgelegt, die zum Teil sehr steril sind. Das führt auch manchmal zu auffälligen Pausen, wenn die deutsche Sounddatei bereits mit Lachen fertig ist, während die Amerikaner im Original länger applaudiert haben. So ist auch zu erklären, dass Al Bundy stets einen Applaus bekommt, wenn er das erste Mal wie beim Theater vor das Publikum tritt.
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