Story
Eigentlich ist Pfarrer Jens Steffensen ein eingefleischtes Nordlicht. Auf Bitten seines alten Studienfreundes Clemens Stölzer bricht er jedoch seine Zelte in St. Pauli ab und übernimmt eine kleine Pfarrei tief im Süden. Bei seiner Ankunft im malerischen Fischbach erlebt Jens zunächst einen Kulturschock. Außerdem überfährt er beinahe die Katze von Sophie Strohmayr und erregt dadurch ihren Zorn. Um seinen Fehler wiedergutzumachen, bietet er Sophie, die gerade ihren Job in der hiesigen Molkerei verloren hat, die freie Stelle als Haushälterin im Pfarrhaus an.
Sophie ist zwar aus der Kirche ausgetreten, nimmt das Angebot aber nach kurzem Zögern an. Schnell stellt sie fest, dass der progressive Priester mit seiner erfrischenden Art Bewegung in das verschlafene bayerische Dorf bringt. Das bemerkt auch Sophies Freundin Inge, die nach einem Zerwürfnis mit ihrem eifersüchtigen Mann, dem Molkereibesitzer Johann Schüssler, ebenfalls ins Pfarrhaus einzieht. Als Schüssler, von der gescheiterten Ehe frustriert, seinen angeschlagenen Betrieb schließt und sich auf eine Berghütte zurückzieht, bahnt sich eine Katastrophe an.
Um die Ehe ihrer Freundin zu retten und das Dorf vor der drohenden Arbeitslosigkeit zu bewahren, muss die göttliche Sophie sich etwas einfallen lassen. Dank ihrer himmlischen Marketingidee erlebt die Molkerei tatsächlich einen phänomenalen Aufschwung. Als der Kardinal jedoch erfährt, dass mit Jens Steffensens Segen die Zehn Gebote auf Joghurtbechern vermarktet werden, stattet er dem neuen Pfarrer von der Waterkant und dessen ungläubiger Haushälterin einen Besuch ab.
Darsteller
Michaela May («Polizeiruf 110: München») ist Sophie Strohmayr
Jan Fedder («Großstadtrevier») ist Jens Steffensen
Saskia Vester («KDD - Kriminaldauerdienst») ist Inge Schüssler
Andreas Giebel («Die Rosenheim-Cops») ist Johann Schüssler
Johannes Silberschneider («Der Staatsanwalt») ist Clemens Stölzer
Marcantonio Moschettini («Spezlwirtschaft») ist Carlo Fabriano
Stefan Murr («Schlaflos») ist Micha Strohmayr
Kritik
Sophie Strohmayr, deren Vorname aus irgendeinem Grund mit Betonung auf der ersten Silbe ausgesprochen wird, wird wegen einer anstehenden Rationalisierung des örtlichen Molkereibetriebs entlassen und heuert trotz ihrer agnostischen Weltanschauung beim neuen Pfarrer des Dorfes als Haushaltshilfe an. Wie man sieht, gehen also schon bei der grundlegenden Prämisse des Stoffs die Glaubwürdigkeitsmängel los. Unaufhaltsam sinkt das Niveau weiter und weiter, bis sich die Autoren Thomas Kirdorf und Martina Brand endgültig im Grotesken verheddern, als sie der Hauptfigur dann noch die Idee geben, die örtliche Molkerei könne doch Joghurt mit den zehn Geboten auf den Deckeln herstellen und so für mehr Moral in der Gesellschaft sorgen. Ganz Fischbach steht Kopf und findet diesen Einfall großartig, schließlich sind sie ja, wie ihre Nachbarin Sophie, auch nicht gerade die Hellsten.
Ein wenig erschreckend sind auch die ständigen sozialistischen Untertöne in «Die göttliche Sophie». Hier wird die eigensinnige Botschaft vermittelt, dass Privateigentum nicht unter allen Umständen geachtet werden muss und im Zweifelsfall das Kollektiv über dem Individuum steht. So wird etwa Inge Schüssler, die Gattin des Molkereibesitzers, systematisch bedrängt, bis sie schließlich zum Wohl der Allgemeinheit handelt und ihre eigenen Interessen aufgibt. Allein bist du nichts, aber zusammen mit uns kannst du Berge versetzen. Eine merkwürdige, wenn nicht gar gefährliche Aussage.
Trotz der banalen Geschichten um die Einwohner des bayerischen Fischbach, ein Ort, in dem sexuelle Verwahrlosung herrscht und Sittsamkeit ein Fremdwort ist, versucht der Film also ab und an ein wenig politisch und sozialkritisch zu werden. Doch dieses Vorhaben misslingt gänzlich und macht das ganze Unterfangen lächerlicher als es ohnehin schon wäre. Das Hauptaugenmerk des Films bleibt ja auf Geschichten wie etwa Inge Schüsslers Seitensprung mit Sophie Strohmayrs Sohn. In einem derartigen Kontext Sozialkritik zu üben, hat in etwa denselben Effekt, wie wenn ein Harvard-Professor für Quantenphysik seine Vorlesungen vor Analphabeten hält.
Diese trübe Plotsuppe war schon vor den Dreharbeiten klinisch tot und so ist es nicht verwunderlich, dass auch die szenische Umsetzung unter Regisseur Hajo Gies nicht mehr viel retten kann. Michaela May spielt sehr schematisch, während es hier und da bei ihrer Performance einige Lichtblicke gibt. Außerordentlich negativ fällt dagegen Saskia Vester auf, die ihre Rolle stereotyp bis ins Mark spielt. «Die göttliche Sophie» ist Ketzerei am guten Geschmack.
Das Erste strahlt «Die göttliche Sophie» am Freitag, dem 4. September 2009, um 20.15 Uhr aus.