Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: ZDF rocks!

von
Pilawa, Lanz, «heute-show»: Das ZDF hat ein starkes Line-Up. Revolutionieren die Mainzer nun das TV-Programm?

Zugegeben: Wirklich beliebt ist das ZDF bei den jüngeren werberelevanten Zuschauern immer noch nicht. Aber dass sich Schächter, Bellut und Co. keine Mühe geben, ein erfolgreiches Programm auch für die 14- bis 49-Jährigen zu produzieren, kann niemand behaupten. In diesem Sommer stellte der Sender die Weichen für die nächsten Jahre: Man verpflichtete Jörg Pilawa von der ARD, hat mit Markus Lanz ab Herbst einen hervorragenden Kerner-Ersatz in der Late Night und sendet demnächst die von vielen gefeierte «heute-show» mit Oliver Welke nicht mehr nur monatlich, sondern wöchentlich. Außerdem wird Thomas Gottschalk seinen Vertrag bald um weitere drei Jahre verlängern. Ziemlich gute Aussichten für die Mainzer – aber reicht das auch, um wirklich bei den Jüngeren erfolgreich zu werden?

Die Ausgangslage ist so klar wie desolat: Im Fernsehjahr 2008/09 (September 2008 bis August 2009) erreichte das ZDF bei den jungen Zuschauern im Durchschnitt 6,4 Prozent Marktanteil und konnte sich damit gegenüber dem Vorjahr nicht verbessern. Hinter diesen Werten liegen von den größeren TV-Stationen nur noch RTL II mit 6,2 und kabel eins mit 6,0 Prozent. Der Anspruch des ZDF kann es also nicht sein, ein Programm zu gestalten, das so stark an der Zielgruppe vorbeisendet. Im Gegenteil müssen die Mainzer ihren öffentlich-rechtlichen Auftrag wahrnehmen und Sendungen für alle Zuschauer machen. In den vergangenen Jahren gab es nur eine regelmäßige Sendung, die auch bei den 14- bis 49-Jährigen wirklich erfolgreich war: «Wetten, dass..?».

Die ersten Schritte zu einem breiteren Programm sind nun getan: Jörg Pilawa wird ab Herbst 2010 beim ZDF zu sehen sein – mit Primetime-Shows und einem Late-Night-Talk. Und auch wenn Pilawa in der ARD nicht gerade der Zuschauerhit bei den Jungen war, so hat man nun mit diesem Neuanfang die Chance, genau dies zu erreichen. Dafür braucht es allerdings nicht nur ihn selber, sondern innovative Showkonzepte und spannende Sendungen. Und nicht den x-ten Aufguss einer C-Promi-Rateshow für Spendenzwecke, die alle auf dem gleichen langweiligen Konzept beruhen und völlig austauschbar sind.

Weiterhin sendet das ZDF demnächst die relativ neue «heute-show» wöchentlich. Das von Oliver Welke moderierte Satire-Format hat wirklich Potenzial zum Zuschauerhit, auch bei den Jungen. Dies haben die guten Quoten der ersten Ausgaben gezeigt. Doch klar war auch, dass eine nur monatlich ausgestrahlte Nachrichten-Satire keine wirkliche Zuschauerbasis aufbauen kann. Der Schritt zu wöchentlichen Sendungen war also nur folgerichtig. Schließlich hat ZDF-Intendant Schächter völlig korrekt erkannt, dass man das Comedy-Genre im Programm bisher „sträflich vernachlässigt“ habe. Und dass das ZDF nun derjenige Sender ist, der auf Comedy setzt, zeigt die neue Ausrichtung. Vor einem Jahr hätte man dies noch nicht für möglich gehalten.

Auch Thomas Gottschalk steht vor einer Vertragsverlängerung mit dem Mainzer Sender, sodass sich die immer noch zahlreichen Zuschauer des Flaggschiffs «Wetten, dass..?» auf drei weitere Jahre mit skurrilen Wetten, Altherrenwitzen und eiligen US-Promis freuen können. Und Markus Lanz talkt ab Herbst zweimal wöchentlich und darf damit nicht nur die Sommervertretung von Johannes Kerner sein, der den Sender Richtung Sat.1 verlässt. Besser hätte es kaum laufen können: Während Kerners Talk nach über zehn Jahren altbacken, mitunter langweilig und Kerner selber teils desinteressiert und unmotiviert wirkte, hat Markus Lanz die Late-Talkshow mit Service-Elementen vermischt, spannende Gesprächspartner eingeladen und einen hervorragenden, auch teils Partei ergreifenden und damit überraschend unverwechselbaren Moderator abgegeben.

Klar ist aber auch, dass all diese positiven Schritte nur Bausteine für ein erfolgreiches Programm sein können, das alle Menschen begeistert. Jetzt müssen das ZDF und die Produktionsfirmen beweisen, dass nicht nur die Personalien zukunftsträchtig sind, sondern auch die Sendungen, die sie dann präsentieren. Es ist die Chance auf einen Neuanfang mit frischen Konzepten (wie bei der «heute-show» vorgemacht) und spannenden, anderen Sendungen mit Lanz, Pilawa und Gottschalk. Das Beste: Dem ZDF ist wirklich zuzutrauen, dass sie das Fernsehen in den nächsten Jahren verändern werden.

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt ein paar neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Freitag nur auf Quotenmeter.de.

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