Die Kritiker

«Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Eisbären»

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Während Zoo-Eisbärenbabys wie Knut die Welt entzücken, läuft für die weißen Riesen in der Arktis ein tödlicher Countdown: Nur noch knapp 25.000 Exemplare gibt es auf unserem Planeten - Tendenz fallend. Die Hoffnung für die Eisbären sinkt mit steigenden Temperaturen. Der Klimawandel heizt den Tieren die Lebensgrundlage unter den Pfoten weg. Jahr für Jahr verschwinden die Eismassen der Arktis schneller und endgültiger. Und damit die Jagdreviere und Kinderstuben der Eisbären.

Doch nicht nur der Klimawandel macht den Tieren zu schaffen: Noch immer werden Eisbären gejagt, ihr Lebensraum wird verschmutzt, von Menschen besetzt und ausgebeutet. Da sie das letzte Glied in der arktischen Nahrungskette sind, bedrohen zudem auch Umweltgifte die Existenz der Eisbären.

Für seinen Film reist Hannes Jaenicke zunächst in die kälteste und menschenfeindlichste Region dieser Erde - in die kanadische Arktis, nach Churchill - die selbsternannte "Eisbärenhauptstadt der Welt".

Zusammen mit dem deutschen Eisbärenexperten und Arktis- spezialisten Matthias Breiter untersucht Jaenicke vor Ort Bedrohungen und Ursachen für das Sterben von Knuts letzten Artgenossen.

Bei seinen fast hautnahen Begegnungen mit wilden Eisbären verfolgt der Schauspieler immer auch ein klares Ziel: Zusammenhänge aufdecken, Schuldige ausfindig machen, retten, was zu retten ist. Und vor allem die Schönheit, Einmaligkeit und Erhabenheit des "Königs der Arktis" der Welt ein Stückchen näher zu bringen.

Weltweit leben Hunderte Eisbären in Zoos oder in Zirkusunternehmen oft bei Temperaturen jenseits der 30°C. Die Haltung ist nicht unumstritten. Trotz aller Bemühungen der Zoofachleute zeigen viele Bären Verhaltensstörungen - so auch "Cute Knut", der wohl prominenteste Eisbär der Welt. Bei einem Besuch im Berliner Zoo erlebt Hannes Jaenicke den Besucherliebling winkend und wenig majestätisch. Je mehr Jaenicke sich mit dem Schicksal der Eisbären auseinandersetzt, umso absurder werden die Fakten, die er erfährt.

So wird trotz der alarmierenden Bedrohung immer noch Jagd auf den Eisbären gemacht - nicht aus Notwendigkeit, sondern aus purer Lust am Töten. In Kanada zum Beispiel dürfen die Bären ganz offiziell abgeschossen werden. Das Geschäft mit dem Eisbären lockt - auch deutsche Veranstalter. Für 30.000 Euro kann man bei uns ganz legal eine Eisbärenjagd buchen. In Dortmund, der größten Jagdmesse Europas, stellt Jaenicke die deutschen Jagdveranstalter und Jäger zur Rede.

Doch am Ende sind wir alle gefragt. Jeder Einzelne von uns kann etwas zur Rettung des Eisbären beitragen. Denn der Klimawandel ist eine globale Angelegenheit, die nicht nur die Eisbären, sondern uns alle massiv bedroht.

Kritik


Nach der überaus gelungenen Dokumentation «Hannes Jaenicke – Im Einsatz für Orang-Utans» macht sich der Schauspieler in der Fortsetzung für Eisbären stark. Die Thematik ist ähnlich, die Hintergründe jedoch deutlich anders. Während es in der letztjährigen Ausgabe primär um Korruption ging, die der Misshandlung und Abschlachtung von Orang-Utans Tür und Tor öffnen, wettert Jaenicke dieses Mal gegen gewissenlose Jäger und die Klimaerwärmung. Dabei bedient er sich aber manchmal arg populärwissenschaftlicher Thesen, die so nicht immer haltbar sind, und hier und da gleitet er in eine sehr suggestive Al Gore-Manier ab. Das hätte er nicht nötig.

Interessant und verständlich ist «Hannes Jaenicke – Im Einsatz für Eisbären» trotzdem. Besonders lobenswert ist hierbei Jaenickes investigatives Vorgehen. Er lässt sich mit einem “Nein” nicht abspeisen und handelt immer wieder hart an der Grenze der Legalität. Darüber kann man geteilter Meinung sein, der Wahrheitsfindung dient es jedoch unbestritten. Die Bilder, die er präsentiert, sind eindrucksvoll und auch seine Kommentare sind gut geschrieben. Schön ist es auch, endlich einmal einen Dokumentarfilmer zu hören, der eine perfekte englische Aussprache hat, statt des erbärmlichen Radebrechens, das man in deutschen Dokumentationen ansonsten ständig vorgesetzt bekommt.

«Hannes Jaenicke – Im Einsatz für Eisbären» von Hannes Jaenicke und Judith Adlhoch ist insgesamt äußerst gelungen, wenn an manchen Stellen auch unnötig suggestiv.

Das ZDF strahlt «Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Eisbären» am Dienstag, dem 8. September 2009, um 20.15 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/37108
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