Sonntagsfragen

Sonntagsfragen an Tom Sänger

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RTL-Unterhaltungschef Sänger ist mit dem neuen Nachmittag ein ganz großer Coup gelungen: In der Spitze kommen die Fake-Dokus auf mehr als 28 Prozent Marktanteil. Im exklusiven Quotenmeter.de-Interview spricht er auch über die Qualitätsfrage.

Herr Sänger, zunächst mal Glückwunsch zu Ihrem neuen Nachmittag. Sie haben sich im Vorfeld sicherlich Gedanken gemacht, welche Quoten möglich sind mit den beiden Formaten. Hätten Sie da mit rund 25 Prozent Marktanteil bei Familien im Brennpunkt gerechnet?
Um ehrlich zu sein, nein. Wir haben ja viel ausprobiert auf dem Sendeplatz und am Nachmittag insgesamt, weil für uns - bereits vor zwei Jahren - das Genre der Gerichtsshows nicht die Zukunft war. Wir haben Zeit gebraucht, und sie uns genommen, um ein Line-up zu entwickeln, dass den Zuschauern gefällt. Zuletzt haben wir sie in unsere Tests miteinbezogen und verschiedene Themen on Air gebracht und somit unter Realbedingungen, ohne Promo vorab, getestet. Wir haben intensiv analysiert, welches Genre und welche Machart eine neue Form der Unterhaltung im Nachmittagsprogramm ist. Dabei haben wir zwei wesentliche Dinge kombiniert: den Look als Doku-Soap und starke, fiktionale Geschichten. Ich halte es für eine moderne Form dessen, was immer in der Daytime gut angekommen ist: persönliche Schicksale und gute, nachvollziehbare Geschichten. Wir freuen uns sehr über den Erfolg, denn wir haben ordentlich dafür gearbeitet. Dennoch: Wir haben erst zwei Wochen hinter uns und werden sicher nicht übermütig. Aber mit Spitzenwerten von 28,2 Prozent Marktanteil ist uns absolut der Durchbruch gelungen.

Nun sind Quoten das eine, Qualität aber das andere: Und es gibt doch auch Menschen, die beide Formate überhaupt nicht toll finden, vielleicht weil die Geschichten teilweise übertrieben sind und die ein oder andere schauspielerische Leistung nicht stimmt. Was entgegnen Sie denen?
Die Frage ist so allgemein wie müßig, da Sie - oder die "Menschen", von denen Sie reden - definieren müssten, was Qualität für sie denn ist? Aus unserer Sicht sind es handwerklich gut umgesetzte Themen, die die Zuschauer überdurchschnittlich stark interessieren. Und beides, relevante Themen aufspüren und sie handwerklich gut umsetzen, sind aus meiner Sicht als Fernsehmacher sehr wesentliche Qualitätsmerkmale.

Vor ein paar Jahren – zu den Zeiten des Telenovela-Booms – hieß es, die Menschen mögen solche Serien, um sich aus der problematischen, echten Welt in eine heile Welt zu flüchten. Ihre Formate zeigen alles andere als eine heile Welt. Ist der Umkehrschluss zulässig, dass es den Bürgern in ihrer Welt momentan also besser geht?
Aussagen wie diese gelten eben selten pauschal für ein komplettes Programm, jedenfalls nicht bei RTL. Wir haben die relevanten, zuschauernahen Themen, real oder fiktional umgesetzt, wenn Sie sich den Nachmittag anschauen mit gescripteten Doku-Soaps oder eben in der Primetime Formate wie «Rach, der Restauranttester», «Die Ausreißer – Der Weg zurück», «Raus aus den Schulden» oder «Die Super Nanny». Wir haben reale und gleichzeitig hochemotionale Sendungen wie etwa «Vermisst». Und wir haben leichtere Varianten zum schmunzeln wie etwa «Bauer sucht Frau» - oder in der Fiction «Doctor's Diary».

Bei «Mitten im Leben» machen Sie derzeit einen Teenie-Tausch – eigentlich also ein Format, das RTL II in ähnlicher Form mal in der Primetime begonnen hat. Sind Ihrer Meinung nach weitere Primetime-Ideen für den Nachmittag adaptierbar?
Entscheidend ist nicht die Sendezeit, sondern das Thema, die Umsetzbarkeit zu vernünftigen Programmkosten und eine sichtbare Weiterentwicklung. Wenn Ideen in der Primetime erfolgreich sind, werden sie dort auch weiterhin stattfinden. Das Sehverhalten und die Situation der Zuschauer sind nachmittags und am Abend sicher unterschiedlich.

Wenn ich Fernsehen mache, dann muss ich immer mein Publikum ansprechen und gezielt für eine Zuschauergruppe entwickeln, die zu der betreffenden Uhrzeit auch am Markt ist oder – noch besser – so gute Programminhalte anbieten, dass man neue Zuschauer dazu gewinnen kann. Gerade in der Daytime ist der TV-Markt sehr umkämpft. Im Kern und in der Masse schauen dort 30- bis 50-jährige Frauen zu, die aus den verschiedensten Gründen tagsüber zu Hause sind. Wenn man die nicht erreicht, nützen einem die jungen Männer oder Teenies rein gar nichts.

Beeindruckt hat uns alle der große Erfolg der «Schulermittler». Wahnsinn, was die kleinere Firma Stampfwerk da vollbracht hat. Neue Folgen werden hergestellt, wann können die vielen Fans mit deren Ausstrahlung rechnen?
Ja, auch für den 17 Uhr-Sendeplatz ein toller Erfolg. Neue Folgen gibt es ab Herbst, wir geben rechtzeitig Bescheid.

Das Problem des 17 Uhr-Sendeplatzes ist dabei wohl gelöst. Mancher hatte aber immer noch auf eine Rückkehr von «Einer gegen Hundert» gehofft, die Sie mal versprochen hatten. Ist diese nun vom Tisch?
Auf diesem Sendeplatz ja.

Getestet haben Sie außerdem noch die Formate «life!» und «Helfen Sie mir». Kann man nun davon ausgehen, dass die beiden Formate nun nicht auf Sendung gehen?
Sicher nicht in dieser Form auf diesem Sendeplatz. Allerdings haben wir auch durch diese Tests gelernt. So ist es nie ausgeschlossen, dass die Erfahrungen mit den gezeigten Themen in anderer Form stattfinden oder in neue Konzepte einfließen.

Kurz noch zum zehnjährigen Jubiläum von «Wer wird Millionär?»: Wie haben Sie das denn am Donnerstag gefeiert?
Wir werden das mit Günther Jauch und dem gesamten Team am 17. September im Rahmen der Aufzeichnung eines besonderen Überraschungs-Specials feiern, das dann am Freitag, dem 25. September als Finale der drei Jubiläums-Doppelfolgen gezeigt wird.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

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