Von Atze bis Zwegat: An drei Tagen der Woche befasst sich unser Kolumnist Alexander Krei mit dem Sinn und Unsinn der Fernsehwelt. Heute: Dialekte.
Ja, ich gestehe: Als die ARD vor zwei Jahren eine «Tatort»-Folge ausstrahlte, habe ich beim Überfliegen der Fernsehzeitschrift den Titel nicht verstanden. Ging einfach nicht in meinen vom Rheinhessischen geprägten Kopf hinein. Da stand sie nun also, diese unverständliche Kombination angeblich deutscher Wörter. Und auch wenn ich durchaus in diesem Leben schon etwas von Graphem-Phonem-Korrespondenz gehört hatte, so half mir das an dieser Stelle in Sachen Verständnis auch nicht weiter.
Heute, wenn die Folge anlässlich des in diesen Tagen startenden Oktoberfests noch einmal wiederholt wird, bin ich etwas schlauer. Es geht um einen gemähten Rasen in der «Tatort»-Folge „A g’mahde Wies’n“. In Amtsdeutsch würde man womöglich sagen: „Das Betreten der gestutzten Grünfläche ist laut Paragraph 463 c strengstens untersagt!“ Im BR-Tatort hat man sich für die traditionellere Version entschieden.
Und dennoch gibt es offene Fragen: Warum eigentlich ist Bayerisch nahezu der einzige Dialekt, der uns Zuschauern hierzulande ohne nachzudenken offensichtlich problemlos zugemutet werden kann? Man stelle sich nur mal vor, der MDR würde durchsetzen wollen, dass das komplette Klinik-Personal von «In aller Freundschaft» künftig nur noch Sächsisch sprechen muss? Man weiß nicht, was Maren Gilzer dazu sagen würde, doch wahrscheinlich wäre sie davon ebenso wenig begeistert wie die Zuschauer.
Schließlich würden in den Texten der Darsteller im Falle eines Wechselns ins Sächsische mehr Umlaute zu finden sein als in Drehbüchern türkischer Vorabend-Soaps. Und überhaupt: Würde sich der NDR nicht benachteiligt fühlen und aus Trotz schließlich einen Plattdüütsch snackenden Insel-Cop einführen wollen. Frei nach dem Motto „Do wat du wullt, de Lüüd snackt doch!“ Die Folge wäre dann auch noch ein hessisch babbelnder Spurensicherer, der im Stile einer Mischung aus Frank Lehmann und Heinz Schenk in Oberursel Verbrechen aufklärt. Man kann nur hoffen, dass der hr nun nicht auf falsche Gedanken kommt, schließlich wird dort doch tatsächlich noch ein neuer Kommissar gesucht.
Die nächste Ausgabe unserer Kolumne „Kreis runde Sache“ erscheint am kommenden Montag - natürlich bei Quotenmeter.de.