Die Kritiker

«Tatort: Borowski und die Sterne»

von

Story


Vor einem Kieler Hotel wird Margret Saloschnik tot aufgefunden. Sie ist vom Dach gestürzt. War es Selbstmord oder hat sie jemand hinunter geschubst? Schnell geraten einige Verdächtige ins Visier von Ermittler Klaus Borowski und Polizeipsychologin Frieda Jung, zwischen denen sich nun auch eine Liaison entwickelt.

Allesamt hatten die Verdächtigen eine Beziehung mit der toten Margret Saloschnik gehabt. Ihr Ex-Geliebter, der Rockstar Bodo, dessen Groupie sie war, gibt sein Comeback und wühlt bei ihr alte Erinnerungen auf. Der leibliche Vater ihrer Tochter Henning Krause hat inzwischen ein Fitnessstudio aufgemacht, er spielte früher in derselben Band wie Bodo. Für ihn hat Margret Bodo damals verlassen. Ihr jetziger Ehemann Eberhard ist todkrank und wünscht sich noch eine große Seereise. Ein komplexes Beziehungsgeflecht tut sich auf..

Doch schon bald stellt sich zudem heraus, dass auch Margrets Tochter Janis sowie ihr Freund Tim dem Kieler Kommissar Klaus Borowski nicht die Wahrheit gesagt haben. Beide arbeiten in dem Hotel, von dessen Dach Margret umgekommen ist, wollen sich aber mit einem eigenen Restaurant selbstständig machen. Die diversen Verstrickungen zwischen allen beteiligten Charakteren sind das Hauptaugenmerk der «Tatort»-Ermittlungen.

Darsteller


Axel Milberg («The International») ist Klaus Borowski
Maren Eggert («Das Gelübde») ist Frieda Jung
Thomas Kügel («Unter Verdacht – der schmale Grat») ist Roland Schladitz
Hugo Egon Balder («Die Hit-Giganten») ist Bodo Dietrich
Helen Schneider («Liebe macht sexy») ist Margret Saloschnik
Hermann Beyer («Polizeiruf 110») ist Eberhard Saloschnik
Esther Zimmering («Die Freundin der Tochter») ist Janis Saloschnik
Stefan Konarske («NVA») ist Tim Krabbert
Hans Uwe Bauer («Der letzte Tanz») ist Henning Krause
Jan Peter Heyne («Butter bei die Fische») ist Ernst Klee

Kritik


Die Autorin und Regisseurin Angelina Maccarone hat mit dem «Tatort – Borowski und die Sterne» eine interessante Story geschaffen, die im Mittelpunkt des gesamten Films steht. Nicht nur die verschiedensten Verflechtungen in den Beziehungen der Charaktere untereinander, sondern auch die Dialoge zwischen ihnen lassen die «Tatort»-Folge gelingen. Der Titel allein schon impliziert dies. Ein philosophischer und psychologischer Ausflug beginnt, denn das drücken die Gespräche im Film immer wieder aufs Neue aus. Dabei geht es tiefgründig um Wünsche, die in Erfüllung gehen oder eben Träume, die zerstört werden. Die Sterne haben da zwar keine tragende Rolle, sind aber Symbol genug dafür, wie das Zutun der Charaktere über deren Schicksal entscheidet. So geht der beiderseitige Wunsch nach einer auch privaten Partnerschaft zwischen Kommissar Borowski und Psychologin Frieda Jung oder jener letzte Wunsch von Eberhard Saloschnik in Erfüllung. Allerdings scheinen im Gegenteil die Träume von Margrets Tochter und ihrem Freund zu platzen, wie auch die erhofften (erneuten) Liebesbeziehungen von Margrets Ex-Liebhabern. Kurzum: Die Liebe hat in dieser Folge eine zentrale Bedeutung. Vor allem aber die in der Schnittfolge gut platzierten Rückblenden in die Vergangenheit der Charaktere tragen maßgeblich zur guten Inszenierung des in der Folge thematisierten Wunschdenkens bei.

Somit überzeugt der «Tatort – Borowski und die Sterne» vor allem durch diese zwischenmenschlichen Zutaten. Auch die Schauspieler haben daran ihren Anteil. Hugo Egon Balder beweist sein Schauspieltalent als Rockstar Bodo durchaus. Auf den ersten Blick ist er kaum wiederzuerkennen, dank der guten Maske mit Bart und verlängerten Haaren. Doch den Bart trug er für diese Rolle schon in einigen Folgen von «Genial Daneben». Ganz anders als seine Comedy- und Hitchart-Shows kommt er allerdings im «Tatort» daher. Als düsterer Rockstar spielt er seine Rolle nahezu perfekt und mit Genuss, auch wenn es davon nur wenige Szenen gibt. Auffallend auch die verblüffende Ähnlichkeit zwischen dem Opfer Margret, gespielt von Helen Schneider, und im Film deren Tochter Esther Zimmering. Beide avancieren gar mit ihrer geheimnisvollen, aber überzeugend guten Schauspielleistung zum heimlichen Star dieser «Tatort»-Folge. Sie tragen maßgeblich zum Gelingen bei.

Da die Regisseurin Maccarone, die schon zwei Hannoveraner «Tatorte» abgedreht hat, mehr ein Auge fürs Detail hat, geht die Spannung etwas flöten. Die Erzählweise ist dabei eher zurückhaltend. Die Geschichte kommt nur langsam in Fahrt. Sie tritt dabei oft auch auf der Stelle. Das ist insofern schade, da dadurch auch dem clever konstruierten Finale des Films etwas die Würze fehlt. Zumindest aber verwirrt der «Tatort» ob der vielfältigen Verstrickungen der Charaktere untereinander zu keinem Zeitpunkt. Denn gerade dafür hat man viel Zeit eingeplant, um auf die Konstellationen genau einzugehen, was wiederum ein Pluspunkt ist. Schließlich ist in dem smarten Krimi auch noch die Liaison zwischen Kommissar Borowski, auf den die Folge zugeschnitten ist, und der Psychologin Jung von Bedeutung. Zu dieser «Tatort»-Romanze passen auch die von Hugo Egon Balders Band eingespielten Balladen, die zu hören sind.

Eine vor allem aufgrund der starken Dialoge und detailreichen Beziehungskonstellationen zwischen den Protagonisten letztlich zufriedenstellende Folge des «Tatorts».

Das Erste zeigt den «Tatort – Borowski und die Sterne» am Sonntag, den 20. September 2009, um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/37343
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