Am Mittwoch moderiert er in der Champions League die Partie der Bayern gegen Juve. Mit Quotenmeter.de sprach Oli Welke über das neue «ran», fehlenden Nachwuchs bei Sportreportern und natürlich seine «heute-show».
Welche Erinnerungen haben Sie eigentlich noch an das alte «ran»?
Ich habe im Herbst 96 mit der Moderation von «ran» begonnen, damals mit den Frühnachrichten, die «früh ran» hießen. Ab Herbst 1997 kam dann "ran" am Freitag, gefolgt von den größeren Sendungen am Samstag und Sonntag. Meine Kollegen Johannes B. Kerner und Reinhold Beckmann hat kurz danach der Ruf der öffentlich-rechtlichen Sender ereilt, sonst hätte sich nie die Chance ergeben, diese Sendungen so früh machen zu dürfen. Ich denke jedenfalls gern an das «ran» von damals zurück. Im Übrigen werde ich in fast jedem Stadion dran erinnert, weil man dort sehr viele Kollegen von früher trifft. Inzwischen verteilt über die komplette deutsche Senderlandschaft. Nach wie vor erstaunlich, wie wenig junge Reporter oder Redakteure nachkommen.
Beklagen Sie also einen Mangel an gutem Nachwuchs? Bei arena arbeiteten einige junge Reporter, die allerdings schwer gescholten wurden. Einige davon sind nun auch bei Liga total!...
Bei Liga total! sind, wie übrigens auch beim neuen «ran», fast alle Kollegen sehr erfahren. Mit den meisten habe ich bereits entweder bei Sat.1 oder bei Arena zusammen gearbeitet. Keine Ahnung, woran es liegt, dass nicht noch mehr junge Menschen den Sprung in diesen Traumberuf schaffen.
Mit Peter Hardenacke und Andrea Kaiser haben Sie im «ran»-Team aber auch jüngere Kollegen.
Man darf ja jung nicht mit unerfahren gleichsetzen. Peter Hardenacke ist zwar noch jünger, war aber schon bei Premiere als Field-Reporter tätig und Andrea Kaiser arbeitet seit Jahren erfolgreich für das DSF.
Gab es dann bei «ran» damals eine Situation, an die Sie sich besonders gut erinnern?
Das müsste im August 2000 gewesen sein, wir haben damals noch aus Berlin gesendet – vor Publikum. Irgendwann fielen alle Leitungen aus, draußen ging ein Platzregen herunter mit großen Hagelkörnern. Und das hat die Satellitenleitungen außer Gefecht gesetzt. Nachdem ich also versucht habe in alle Stadien zu schalten, was nicht klappte, kam zunächst so ein leichtes Panikgefühl hoch.. Dann hatte ich aber doch viel Spaß, weil ich endlich einmal 30 Minuten lang das erzählen konnte, was ich schon immer wollte.
Sie sprechen das Studiopublikum an: War ein Studio mit Publikum für die Champions League-Übertragungen beim neuen «ran» mal ein Thema? RTL machte dies damals mit der Champions League so.
Sat.1 hat ja auch schon einmal drei Jahre lang die Champions League übertragen – damals mit Oliver Bierhoff und mir. Wir kennen also die Gesetzmäßigkeiten bei solchen Übertragungen und wissen, dass Studiopublikum immer Zeit kostet. Im Nachlauf müssen wir beispielsweise noch viele Spielberichte zeigen und das Publikum tut dann eben das, was ein Publikum so tut: Es klatscht und wenn das Klatschen laut ist, dann kann man nicht sprechen und das ist tatsächlich ein Zeitfresser.
Die Liveatmo im Stadion ist außerdem sowieso viel besser – ich erinnere mich, dass die ARD während der EM immer wieder in eine völlig tote Studio-Deko geschaltet hat. Wir werden nur bei den Nachläufen im Studio sein, um dann in Ruhe unser Analysetool nutzen zu können.
Wie kommen Sie eigentlich mit dem Trainer von Louis van Gaal klar?
Bis jetzt sehr gut. Ich hatte ihn einmal in Sat.1 im Nachlauf des T-Home-Cups bei mir am Tisch. Ich habe aber gehört, dass er es nicht so gern hat, wenn man ihm nach dem Spiel noch einmal Schlüsselszenen einspielt – schauen wir mal wie das dann demnächst laufen wird.
Vor allem trifft er nicht gerne auf Experten. Eine Runde mit Franz Beckenbauer und Ihnen ist somit also nur schwer realisierbar…
Vielleicht muss Franz Beckenbauer dann ja das Rauchen anfangen und das Studio verlassen, während mir Herr van Gaal meine Fragen beantwortet (grinst). Aber im Ernst, wir werden da schon eine gute Lösung finden.
Sie haben ja manchmal doch eine flapsige Art – nehmen Sie die dann bei Herrn van Gaal ein bisschen zurück?
Das soll ja kein Markenzeichen von mir sein und ich glaube, dass mir kein Spieler oder Trainer vorwerfen kann, dass ich ihn nach schmerzlichen Niederlagen mit Ironie oder Flapsigkeit belästigt hätte. Dennoch muss ich als Journalist natürlich gelegentlich nachhaken – beispielsweise, wenn nach verdienten Niederlagen, die Schuld beim Schiri gesucht wird. Kommt immer mal wieder vor.
Sie werden auch viel in der Europa League moderieren – und somit auch in abgelegenere Länder und nicht ganz so schöne Stadien reisen. Ist das eher aufregend oder wünscht man sich dann manchmal doch an den Anfield Road zu sein?
Wir haben ja Glück gehabt, sowohl der HSV als auch die Hertha und Bremen haben ganz gute Namen erwischt. Und irgendwann kommen dann ja auch die Clubs aus der Champions League runter, dann werden die Karten sowieso neu gemischt. Ich bin da also sehr optimistisch was diesen Wettbewerb angeht. Bei der Champions League-Qualifikation war ich ja zum Beispiel schon in Timisoara und nachdem ich dann den Namen gelernt hatte, war die Reise auch okay.
Musiker Sasha und Oliver Pocher sollen als Reporter in «ran» auftauchen und für ein bisschen Spaß sorgen. Glauben Sie, dass der durchschnittliche Fußballfan überhaupt Comedyelemente in der Vorberichterstattung sehen möchte?
Sasha hat ja in erster Linie den Titelsong "On the Run" beigesteuert. Oliver Pocher hat bereits für die BamS hin und wieder Spieler interviewt, was immer sehr lustig war. Ich glaube, dass eine Liveübertragung solche Elemente durchaus vertragen kann. Die Hardcore-Fans werden die Sendungen sowieso anschauen und wir versuchen mit solchen Elementen eben auch ein paar andere Zuschauer an Bord zu holen. Im Mittelpunkt stehen aber selbstredend immer saubere Übertragungen mit tollen Bildern, die alle Themen abdecken.
Wie weit kommen die drei Mannschaften in der Champions League denn Ihrer Meinung nach?
Das Achtelfinale ist für alle drei Teams drin. Wolfsburg hat eine heftige Gruppe, kann aber Zweiter werden. Bei Stuttgart und Bayern mache ich mir eigentlich keine Sorgen. In den drei Jahren, in denen ich die Champions League schon einmal moderiert habe, war es das höchste der Gefühle, dass die Bayern einmal das Viertelfinale erreicht haben. Ich habe also noch nie eine deutsche Mannschaft im Halbfinale begleitet. Das wäre für die nächsten drei Jahren also mein persönlicher Traum.
Da drücken wir doch gerne die Daumen. Ich möchte zum Schluss noch über Ihre «heute-show» sprechen. Muss man sich Sorgen machen, weil Sie bei der letzten Sendung doch einige Zuschauer verloren haben?
Nein, wir sind da einfach später auf Sendung gegangen als die zwei Mal zuvor. Nach 23.00 Uhr muss man eben immer ein bisschen kämpfen, das ist für viele Zuschauer so eine magische „Zu Bett-geh-Grenze“. Wichtig war dann für uns die Kurve innerhalb der Sendung, die zeigt, dass wir die Leute auch diesmal gut unterhalten haben. Nach gerade mal drei Shows verteilt über fünf Monate kann die Sendung logischerweise noch keine eingeschworene Fanbase haben. Um uns zu finden, muss man schon ein eifriger Programmzeitschriftenleser sein. Abgesehen davon: eine Show, die nach nur drei Folgen für den Fernseh- und Comedypreis nominiert ist, hat auch irgendwas richtig gemacht.
Die «heute-show» soll nun ja demnächst einmal wöchentlich gezeigt werden. Wie wollen Sie das eigentlich schaffen? Fußball, ZDF…
Wir müssten natürlich unsere Strukturen ändern. Das geht schon bei unseren Schauspielern los, die ja sehr gefragt sind. Zwei zusätzliche Darsteller wären wohl nötig, um jede Woche besetzen zu können. Auch das Autorenteam muss noch einmal aufgestockt werden – da ist also noch eine ganze Menge zu tun. Aber wir haben ja zum Glück noch ein paar Monate Zeit. Was meine persönliche Belastungsgrenze angeht, bin ich momentan noch entspannt. Oder sagen wir relativ entspannt.
Höre ich da leichte Bedenken heraus, dass Ihnen das zu viel wird?
Nein. Es ist ja nicht jede Woche Champions League oder Europa League, Liga total! moderiere ich im Schnitt vielleicht zwei Mal im Monat. Außerdem macht mir die «heute-show» natürlich auch unglaublich viel Spaß. Als Autor ist das sozusagen ja auch mein Baby. Es macht uns als Team durchaus stolz, dass wir bewiesen haben, dass diese Art von politischer Comedy in Deutschland tatsächlich funktionieren kann. Ich mache mir also keinen Kopf, wie stressig das ab 2010 wird.
Vielen Dank für das Interview, Herr Welke und alles Gute.