Story
Als der biedere Finanzbeamte Monte Nees von seinen Kollegen gegen seinen Willen in ein Bordell geführt wird, trifft er dort vollkommen unerwartet auf Lily Zeh, die ehemalige Jugendliebe seines älteren Bruders Konrad. Vor mehr als zwanzig Jahren wuchsen sie zu dritt in einem kleinen Dorf auf der DDR-Seite der innerdeutschen Grenze auf.
Lily und Konrad verband eine tiefe Liebe, die allerdings zerbrach als ein gemeinsamer Fluchtversuch aus der DDR scheiterte. Nachdem Konrad an dem Tag der Flucht nie aufgetaucht war, hatte Lily alleine die Flucht versucht und war verhaftet worden.
Während Lily nun in dem Bordell anschafft, ist Monte ein spießiger Finanzbeamter, dessen Verlobte ein Kind erwartet. Der ältere Konrad ist ein gefürchteter Staatsanwalt, der allerdings sein persönliches Leben nicht auf die Reihe bekommt.
Obwohl Lily die Geliebte des Innensenators ist, kann ihr dieser nicht gegen eine Gruppe korrupter Polizisten helfen. Sie bittet Monte um Hilfe, der zuerst zögert, aber schließlich doch einwilligt, auch wenn er dies vor seiner Verlobten verbirgt. Doch Montes Bemühungen dem Geschäft eine legale Grundlage zu verschaffen, helfen nicht gegen die in zunehmenden Maße brutaleren Einschüchterungsversuche der Polizisten und so sieht er für Lily nur einen Ausweg: Sie muss sich an Konrad wenden.
Unter dem Druck der Umstände tut Lily dies auch, als Konrad dann eines Tages aber vor ihrer Wohnung steht, können beide nichts anderes als sich gegenseitig zu verletzen, zu tief sind die Wunden der Vergangenheit. Dennoch strengt Konrad einen Prozess gegen die korrupten Polizisten an. Doch diese beginnen sich zu wehren und um der Anklage etwas entgegen zu setzen, schrecken sie vor Erpressung nicht zurück: Denn es war Monte, der Lilys und Konrads Republikflucht verhinderte, indem er seinem staatstreuen und gewalttätigen Vater davon erzählte.
Monte will sich dem Druck nicht beugen, aber Konrad versucht seinen Bruder zu schützen, so dass die Polizisten vor Gericht freigesprochen werden und sich brutal an den Prostituierten im Bordell rächen. Weil Lily nicht zu erreichen ist, ist es der von seinen Schuldgefühlen gequälte Monte, der sich den korrupten Beamten als einziger in den Weg stellt. Konrad und Lily unternehmen noch einen Versuch, an ihre alte Beziehung anzuknüpfen. Doch Lily scheint nicht bereit, Konrad noch eine Chance zu geben, der es all die Jahre nicht geschafft hat, nach ihr zu suchen. Erst als sie dabei ist das Land zu verlassen, überdenkt sie ihre Entscheidung noch einmal...
Darsteller
Anna Loos («Böseckendorf - Die Nacht, in der ein Dorf verschwand») ist Lily
Jan Josef Liefers («Tatort: Köln») ist Konrad
Janek Rieke («Mord ist mein Geschäft, Liebling») ist Monte
Ronand Kukulies («Unschuld») ist Weber
August Zirner («Ein Dorf sieht Mord») ist Friedrich Pietsch
Kritik
Der Stoff von «Lilys Geheimnis» ist nicht schlecht, doch die Autorin Annette Simon wusste hier offensichtlich nicht genau, was sie denn nun will: eine sentimentale Hurenromanze, ein Drama um die deutsch-deutsche Geschichte oder eine Story über Korruption im Polizeiwesen. All diese Themen versucht der Film in seinen neunzig Minuten abzuarbeiten, was zu dem grundsätzlichen Problem führt, dass man hier leider immer an der Oberfläche bleibt und nie wirklich in die Tiefe vordringt. Das ist schade, denn gute Ansätze gibt es genug. Leider kommt es dann also dazu, dass man vielerorts ins arg Melodramatische abrutscht, etwa in den Dialogszenen von Monte und seiner Frau. Eine derartige Storyline tut einem so ambitionierten Film, der sich mit einer derartigen Stoffvorlage sehr viel zumutet, wahrlich nicht gut.
Das Drehbuch hat also einige Mängel, die jedoch, so gut es eben geht, von den Schauspielern kaschiert werden. Jan Josef Liefers brilliert in seiner Rolle des weltverbesserischen Staatsanwalts und vor allem die Szenen, in denen seine Figur Konrad mit ihrem Konkurrenten aufeinander trifft, sind sehr schön umgesetzt. Davon hätte man sich mehr gewünscht, gerne auf Kosten so manch weichgespülten Unsinns. Anna Loos macht ihre Sache ebenfalls meist gut, wenn sie auch ab und an ein wenig zu mädchenhaft spielt, was nicht recht zu ihrer Figur passen will.
Die Charaktere handeln in der Regel recht glaubwürdig und der Plotverlauf ist meist plausibel, wenn auch in den Details manchmal ein wenig geschlampt wurde. Es ist schon etwas arg nervig, wenn man in einer Szene, die in einem deutschen Gerichtssaal spielt, das Wort “Einspruch” hört. Während die Grundidee von «Lilys Geheimnis» durchaus gefallen kann, weist die konkrete dramaturgische Ausarbeitung einige Mängel auf. Dieser Film punktet im Rahmen seiner Möglichkeiten hauptsächlich durch seine gelungene Besetzung unter der Leitung von Regisseur Andreas Senn.
Das ZDF strahlt «Lilys Geheimnis» am Montag, 28. September 2009, um 20.15 Uhr aus.