ARD:«Bundestagswahl 2009 mit Caren Miosga und Ulrich Deppendorf» (17.00 bis 20.00 Uhr)
Von Fabian Riedner:
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Dagegen war die in Peine geborene Caren Miosga einen Tick besser. Sie hatte zwar keine Moderationsprobleme, hörte aber ihren Gesprächspartnern – also den Politikern im Studio – nicht zu. Sie stellte ihre Fragen, wie sie sie vorbereitet hatte. Als der eine oder andere Partei-Verantwortliche auf eine Frage antwortete und die nächste mit dieser Antwort schon beantwortete, stellte Miosga die Frage trotzdem. Als kritische Interviewerin, die auf die Gäste eingeht, eignet sich die 40-jährige Moderatorin überhaupt nicht. Astreine Analysen mit verständlichen Worten – auch ohne virtuelle Erklär-Räume – lieferte Jörg Schönenborn. Nicht ohne Grund ist er Chefredakteur des WDR-Rundfunks und ist in den Wahlsendungen ein festes Gesicht.
Wenn es um Köpfe geht, so müsste Deppendorf nach diesem Abend ausgewechselt werden. Der 59-Jährige ist zwar bei Politikern bekannt und wird auch von der Bundeskanzlerin Angela Merkel persönlich angesprochen, jedoch war seine Leistung schwach. Fortan sollte Miosga die reine Moderation übernehmen, Jörg Schönenborn die Zahlen präsentieren und Frank Plasberg für die Politiker-Runde engagiert werden.
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In diesem Jahr zeichnete sich die ARD-Wahlvorberichterstattung durch viele Hintergrundinformationen aus. Das Erste zeigte, wie die Umfragewerte von Infratest dimap entstehen, welcher Andrang vor dem Reichstag in Berlin ist und – das war besonders sehenswert – welche Politiker wie Peter Struck (SPD), Hans Eichel (SPD) und Friedrich Merz (CDU) nicht mehr für einen weiteren Sitz im Bundestag kandidieren. Der Tiefpunkt der Sendung wurde allerdings mit einem Versuch erreicht, auf die Comedy-Schiene einzusteigen. So wurden Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Merkel nachgemacht, wie sie versuchen, miese Wahlergebnisse schön zu reden. Der mehrminütige Beitrag hatte zwar einen wahren Kern, der Inhalt hatte aber keine Pointen.
Die eigentliche Berichterstattung ab 18.00 Uhr war wie auf fast allen Sendern: Ständig neue Hochrechnungen, Interviews mit Politikern und Schalten in die Wahlzentrale. Durch eine gute Redaktion kann sich Das Erste durchaus sehen lassen. Jedoch gibt es Schwachpunkte, die unbedingt ausgebessert gehören. Denn auch die Konkurrenten schlafen nicht.
ZDF: «Wahl im ZDF» (16.50 Uhr bis 21.45 Uhr)
Von Alexander Krei
Das ZDF setzte am Wahlabend auf ein bewährtes Konzept: Moderatorin Bettina Schausten führte gemeinsam mit Christian Sievers durch die Sendung, die - nach der US-Präsidentenwahl und der Europawahl - nun schon zum dritten Mal aus dem Alten Telegrafenamt in Berlin gesendet wurde. Publikum gab’s inklusive, doch glücklicherweise wurde die Übertragung nicht durch ständiges Klatsches unterbrochen. Stattdessen bot das ZDF solide Kost, wenngleich Schausten immer wieder mit so mancher Unsicherheit glänzte und etwa Gregor Gysi mal eben zum Chef der Linkspartei ernannte.
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Fehlen durften zudem auch nicht die Kindereporter von «logo!», die die Spitzenkandidaten der Parteien in den vergangenen Wochen mit teils sehr direkten Fragen überraschten. Ob es nötig war, dann auch noch Interviews mit den beiden Jung-Reportern zu führen, darf bezweifelt werden, doch angesichts einer 70-minütigen Vorberichterstattung blieb natürlich viel Zeit für weniger Wichtiges. Daher war dann auch Jacob Schrot am Start, der in diesem Jahr die ZDF-Show «Ich kann Kanzler!» gewann und erst mal klar machte, dass für ihn „als junger Mensch“ nun erst mal das eigene Studium im Vordergrund steht. Aha. Als interessanter erwies sich da schon die Runde ehemaliger Spitzenpolitiker, darunter Henning Scherf und Rezzo Schlauch - sie konnten recht frei über die Entwicklungen der vergangenen Wochen und Monate sprechen.
Um 17:30 Uhr ging es dann erstmals um Landespolitik, schließlich fanden neben der Bundestagswahl auch noch Landtagswahlen in Brandenburg und Schleswig-Holstein, doch das Hauptaugenmerk war vom ZDF klar auf die wohl wichtigste Wahl des Tages gerichtet – wer genaue Informationen zu den Landeswahlkämpfen haben wollte, sah also in die Röhre. Und dann war es auch schon 18 Uhr. Sogar einige Sekunden früher zeigte das ZDF die erste Prognose der Wahl und schon dann sogar schnelle Analysen von NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers sowie von Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit und Niedersachsens Minister Präsident Christian Wulff hinterher – sicherlich ein Pluspunkt der Berichterstattung. Auch die Tatsache, dass später mit Kurt Biedenkopf und Henning Scherf zwei Ruheständler der traditionellen Volksparteien im Wahlstudio zu Gast waren, wertete die Sendung auf. Letztlich erwies sich das ZDF dadurch als gute Wahl am Sonntagabend.
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