Zur Lage der TV-Nation

Zur Lage der Fernseh-Nation: Schummel-TV wohin das Auge reicht

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Immer mehr Sendungen stellen sich bei näherer Betrachtung als Mogelpackungen heraus. Unter neuen Titeln werden dem Zuschauer alte Formate und Beiträge serviert. Ein Trend, der um sich greift!

Fernsehmachen ist teuer. Einen Sender 24 Stunden am Tag mit Programm zu bestücken kostet viel Geld. Das ist bekannt. Aus diesem Grund füllen die Sender ihr Programm immer mehr mit kostengünstigen Wiederholungen an. Das ist man gewohnt. Doch in den letzten Monaten hat sich dabei ein Trend entwickelt, der den Zuschauern nur noch ärgert. Immer mehr werden Wiederholungen in vermeintlich neuen Folgen versteckt. Diese Mogelpackungen finden sich mittlerweile quer durch alle Sender und werden zu einem großen Ärgernis. Quotenmeter.de wies auf diesen Trend bereits Ende Juli 2009 hin. Viel geändert hat sich seitdem nicht. Täglich kommen mehr Beispiele für die Schamlosigkeit der Fernsehmacher hinzu.

Ein paar Kostproben: Im «Sat.1-Frühstücksfernsehen» werden derzeit am Freitagmorgen die vorabendlichen Ausgaben der ProSieben-«Popstars» aufgewärmt. Dies ist man bereits von den RTL-Magazin und deren Casting-Shows gewohnt. Diese Fälle lassen sich noch mit Cross-Promotion erklären und man macht sich immerhin die Mühe, die Beiträge neu zu schneiden und zu vertexten. Darauf verzichtet man jedoch im RTL-Mittagsmagazin «Punkt 12» immer mehr. Dort werden je nach Sendetag einfach die kompletten Beiträge von «Extra», «SternTV» oder «Explosiv» vom Vorabend übernommen. Komplett. Ohne, dass diese noch irgendwie verändert wurden. Das geht über die übliche Cross-Promotion hinaus, zumal oft der Hinweis auf die andere Sendung fehlt. Katja Burkhard kündigt die Beiträge stets so unschuldig an, als würden sie gleich das erste Mal zu sehen sein. Das gleiche Verhalten ist auch im «Sat.1 Magazin» zu beobachten, wo zum Beispiel komplette Teile der montäglichen Doku «Der Ramschkönig» ungeschnitten wiederholt werden.

Das VOX-Erfolgsformat «Prominent!» am Sonntagabend besteht in der Regel vollständig aus exakt denselben Berichten, die nur wenige Stunden zuvor bei «Exclusiv Weekend» bei RTL zu sehen waren. Das gleiche Spiel ist beim ProSieben-Magazin «Red!» und «Stars & Stories» in Sat.1 zu beobachten. Das Exklusiv-Interview mit LaToya Jackson wurde in beiden Formaten nahezu identisch verbraten.

Diese Mehrfachausstrahlungen machen sich vor allem bei den Nachrichten bemerkbar. Bei ProSieben und Sat.1 sind in deren Sendungen häufig dieselben Einspielfilme zu sehen. Noch extremer liegt der Fall beim Sender VOX, dessen Nachrichten von RTL produziert werden und damit komplett aus Beiträgen besteht, die auch beim Kölner Sender zu sehen sind.



Besonders frech wird dieses Verfahren, wenn komplette Sendungen unter einem anderen Titel wiederholt werden. RTL nutzte in den vergangenen Monaten sein Nachmittagsformat «Mitten im Leben» mehrfach, um dort alte Dokus unterzubringen. So fanden beispielsweise die gescheiterten Formate «Endlich Urlaub!» und «Familienhilfe mit Herz» ihren Weg zurück auf die Bildschirme. Der erfolgreiche Dokustrang um das Ludwigshafener Möchtergern-Playboymodel Daniela Katzenberger wurde zunächst bei der VOX-Reihe «Auf und davon» ausgestrahlt und später vollständig noch einmal bei «Goodbye Deutschland – Die Auswanderer» auf dem selben Sender wiederholt. Ausschnitte der Dokus waren zudem bei «Punkt 12» zu sehen.

Doch auch ProSieben benutzt diese Strategie, um die nachmittäglichen Dokus zu füllen. So kam dort die eingestellte Reihe «Lebe dein Leben!» mit Detlef D! Soost zu einem neuen Einsatz. Gleiches geschah mit der Doku «Look of Love» bei «SAM» und «Deine Chance! 3 Bewerber – 1 Job».

Am dreistesten trieb es jedoch ProSieben mit der schwachen Castingshow «Sommermädchen 2009». Die jeweiligen Ausgaben des Wochenendes wurden nicht nur passagenweise in der Folgewoche komplett bei «SAM» wiederholt, sondern zudem auch in voller Länge in den Dokureihen «U20 – Deutschland, deine Teenies» und «Deine Chance! 3 Bewerber – 1 Job». Völlig egal, ob der Titel noch passt.

Finanzkrise hin, Werbeflaute her. So darf das Programm der großen deutschen Sender nicht aussehen. Bei so vielen Wiederholungen stellt sich fast schon die Frage, ob ein 24-Stunden-Betrieb für die Fernsehsender überhaupt noch nötig ist. Wenn im Tagesprogramm sowieso nur noch flächendeckend recycelte Ware gezeigt wird, kann man den Betrieb doch eigentlich wieder erst zum Abend aufnehmen. Dieser Wiederholungswahn ist ohnehin nicht sehr gut für die Sender. Mögen sie zwar kurzfristig einige Kosten gespart haben, so bleiben bei diesen Formaten doch oft die Zuschauer fern. Der ProSieben-Nachmittag ist dafür der beste Beweis. Seine Zuschauer derart zu vergraulen, darf sich bei der großen Konkurrenz im Business eigentlich kein Sender mehr erlauben. Egal wie rentabel dies zunächst scheint. Welche Konsequenzen dieser Sparkurs hat, zeigte Sat.1 in den vergangenen Jahren deutlich. Man kann als Zuschauer nur hoffen, dass sich die Sender in naher Zukunft endlich wieder trauen, etwas mehr Geld ins Programm zu investieren. Wie soll denn die Branche wieder aus der Krise herauskommen, wenn alle Sender den Schwanz einziehen und hoffen, dass die Bedrohung schon von allein vorbeiziehen wird?

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