Die Kritiker

«Liebe unter anderen Umständen»

von
Story:
Silke Hauswald erfährt nach 20 Jahren Ehe von ihrem Mann, dass er sie für die 24-jährige Jura-Referendarin Klara verlassen will. Zuvor hat sie ihn in einem Hotelzimmer noch in Flagranti erwischt. Für Silke bricht eine scheinbar heile Welt zusammen. Sie versucht, um ihren Mann zu kämpfen, doch der fühlt sich zu der jüngeren Geliebten hingezogen. Als dieser dann auch noch die Scheidung fordert, macht sich Silke auf zu Klara, um ihr ins Gewissen zu reden. Doch die ist gar nicht zu Hause, stattdessen öffnet Klaras Ex-Freund Felix die Tür. Beide bewältigen ihren Kummer mit einer aufregenden Nacht. Silke lässt sich auf ihre neue Bekanntschaft Felix ein. Das bleibt nicht ohne Folge: Sie wird schwanger.

Für die Hausfrau allerdings kein Grund zur Freude, denn der Vater st der erst 25-jährige Felix, der darüber hinaus deutlich jünger als sie selbst ist. Zudem ist er der Ex-Freund der Geliebten ihres Noch-Ehemannes. Die gesamte Situation gerät noch weiter aus den Fugen, als Silke sowohl dem leiblichen Vater als auch ihrem Mann von der Schwangerschaft erzählt. Denn Felix regiert erst geschockt, dann will er seinen Vaterpflichten aber nachkommen.

Darsteller:


Ulrike Folkerts («Tatort») ist Silke Hauswald
Christoph M. Ohrt («Ein Fall für Zwei») ist Richard Hauswald
Daniel Rösner («Tatort») ist Felix Beeskow
Katharina Abt («Der Bulle von Tölz») ist Katja
Isabell Gerschke («Der Dicke») ist Klara
Jella Haase («Mama kommt») ist Sophie
Jürgen Schornagel («Genug ist nicht genug») ist Hermann Beeskow

Kritik:


Der Arbeitstitel „Glückskind“ des Sat.1-Films ist eigentlich treffend. Denn das reflektiert die Ereignisse auf eine ironische Weise. Glück hat die Hauptfigur in «Liebe in anderen Umständen» nämlich nicht. Erst wird sie von ihrem Ehemann verlassen, dann auch noch schwanger - von einer Person, mit der sich eigentlich nichts zu tun haben möchte. Jede Menge Chaos im Leben der Silke Hauswald, die überzeugend von der «Tatort»-Darstellerin Ulrike Folkerts verkörpert wird. Dort spielt sie die Ludwigshafener Hauptkommissarin Lena Odenthal und schlüpft in der Romantik-Komödie «Liebe in anderen Umständen» selbst in ganz andere Umstände. Da sie das aber mit Bravour macht, hat der Zuschauer seinen Spaß daran.

Regisseur Hansjörg Thurn war auch schon für die Sat.1-FKK-Komödie «Barfuss bis zum Hals» verantwortlich und setzt hier auf eine ganz ähnliche Weise der Tabu-Brüche. Mit sämtlichen Klischees wird aufgeräumt. Zum Beispiel mit dem, dass eine Frau in den Mittvierzigern sich nicht einen jungen Mann verlieben mag, andersrum aber junge Frauen sich scheinbar in deutlich ältere Männer verlieben können. Beide Varianten werden ausreichend thematisiert und auch bildlich zu Genüge dargestellt. Auch der Konflikt der Hausfrau, die eine Liaison mit dem Jungen nicht für richtig hält, wird genau gezeichnet. Statt wie üblich einer, gibt es sogar zwei Fremdgänger und neues Konfliktpotenzial, was sicher auch peinliche Situationen bereit hält. Gerade die gehören doch in einer guten Beziehungskomödie dazu, denn die Situationen machen den Witz aus.

Doch davon gibt es genau gekommen nur zwei Szenen: Als Silke ihren Mann ertappt und als sie im Bett von Felix aufwacht. Die restlichen komödiantischen Elemente des Films bringen höchstens ein müdes Lächeln über die Lippen. Auch wenn manche Sprüche sitzen, ist es doch zu wenig, um das Genre Komödie mitzubedienen. Dafür sind aber die Beziehungsgeflechte und das ständige Hin und Her wegen dem erwarteten Baby amüsant und auch interessant, werden doch gleichzeitig Fragen aufgeworfen. Denn bei Tränen und Trennung bleibt es nicht. Da ist es auch Ulrike Folkerts und Christoph M. Ohrt zu verdanken, die ihre Charaktere wunderbar authentisch darstellen. Gerade für Ohrt ist die Rolle wie maßgeschneidert. Leicht klischeehaft überzogen wirkt aber Felix, der von Daniel Rösner gespielt wird. Er versucht sich anzupassen, doch schafft er es nicht in der Liga der beiden anderen Hauptcharaktere mitzuspielen. Die anderen Schauspieler bilden da das Mittelmaß und nicht jeder kann sein Können unter Beweis stellen.

Das Drehbuch von Sarah Schnier hält sicherlich die eine oder andere Provokation bereit, doch die komödiantischen Persiflage auf die verrückten Figurenkonstellationen gelingt nicht vollend. Zeitweise geht auch noch die Spannung etwas verloren, weil einige Dialoge zuviel Tiefgang haben, was nicht immer angebracht ist. Doch dass Ehekrise und gesellschaftliche Vorurteile bezüglich einer Beziehung eines jungen Mannes mit einer weit älteren Frau im Detail thematisiert werden, sorgt für die Gefühlsmomente des Sat.1-Films.

Wer herzhaft Lachen will, sollte sich echtes Comedy-Format anschauen, denn der Humor in «Liebe in anderen Umständen» ist zuweilen aufgesetzt oder einfach nur situationsbedingt. Für diejenige, die Tabu-Brüche und klischeehafte Vorurteile interessieren und schon «Barfuss bis zum Hals» mochten, hat der Film neue Ansätze zu bieten. Kurz: Mehr Beziehungsdrama als romantische Komödie. Schwere Geburt, aber am Ende finden alle ihr Glück.

Sat.1 zeigt «Liebe in anderen Umständen» am Dienstag, den 13. Oktober 2009 um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/37784
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