Hingeschaut

Kurioses Bayern-Spiel: Kerner punktet

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Wer versorgte die Zuschauer am Mittwochabend besser? Manuel Weis verfolgte sowohl die Sky-Übertragung als auch den Kerner-Einstand.

Wer am Mittwoch mit der Erwartung in die «ran»-Sendung ging, die Fußballübertragung würde durch Sat.1-Rückkehrer Johannes B. Kerner neu erfunden werden, der war sicherlich verblendet. Kerner machte seine Sache gut, profitierte dabei aber vor allem auch von der guten Arbeit des Redaktionsteams und der Tatsache, dass man mit vielen Mann direkt in Bordeaux vor Ort war. Größter Störfaktor waren natürlich einmal mehr die vielen Werbeunterbrechungen – wer Livefußball in der Regel bei Sky schaut, der wundert sich über die fehlenden Inhalte vor dem Spiel.

Auch Kerner wird in den kommenden Monaten noch merken, dass im Vorlauf deutlich weniger Inhalt möglich ist als es beim ZDF der Fall war. Aber so ist Privatfernsehen eben. Einen Kulturschock erlebten wahre Fußballfans immer dann, wenn Andrea Kaiser etwas anderes tun musste als gut auszusehen: Die Schalte nach Wolfsburg beinhaltete aber zumindest keine großen Patzer am Mittwoch. Interessantes Detail: Kaiser wies darauf hin, dass Ex-Wolfsburg-Coach Magath erstmals seit seinem Weggang vom Autoclub wieder im Stadion ist, verschwieg allerdings, dass er dies auf Einladung als Sky-Experte tat. Sky revanchierte sich im Vorlauf aus Bordeaux, zeigte Franz Beckenbauer, der sich am Spielfeldrand mit ehemaligen Bayern-Spielern unterhielt – auch hier kein Wort über seine Expertentätigkeit.

Die Halbzeitpause fiel am Mittwoch für Sat.1-Verhältnisse sogar relativ lang aus: 90 Sekunden lang meldete man sich aus dem Stadion und sogar Experte Beckenbauer durfte seine wenig glänzenden Kommentare zum Spielverlauf abgeben. Kerner merkte man den Zeitdruck an, er sprach schnell, wollte möglichst viel in der kurzen Zeit unterbringen. Er wird sich noch dran gewöhnen, dass die Halbzeitanalyse in «ran» eigentlich überflüssig ist. Wirklich interessant wurde dann vor allem der Nachlauf: Wer bereitete das kuriose Spiel besser aus? Kerner in Sat.1 oder Wasserziehr bei Sky?



Es ergab sich ein ungleiches Duell, denn Sky hatte entschieden die Livesendung aus Wolfsburg zu übertragen, schaltete allerdings lang und ausführlich zu Reporter Dieter Nickles, der lange Interviews mit Philipp Lahm und Trainer van Gaal führte. Einen Studiogast von den Bayern – bei Sat.1 gab Kapitän van Bommel Auskunft – gab es im Bezahlfernsehen nicht. Im Interview mit dem Holländer offenbarte sich dann aber eine der größten Schwächen Kerners: Vier Mal bedankte er sich für die offenen Worte und die Ehrlichkeit van Bommels – eigentlich sollte dies aber eine Selbstverständlichkeit sein. Der Auftritt van Bommels klärte aber einige Fragen, die bei Sky nicht beantwortet wurden: Beispielsweise die nach dem nicht gedeckten ersten Pfosten, bei Standartsituationen.

Den Standortvorteil nutzte Sat.1 in jedem Fall klar aus und auch die Wolfsburg-Fans, die bei Sky sicherlich deutlich besser bedient wurden, waren mit der Sky-Übertragung wohl nicht gänzlich zufrieden. Relativ wenige Interviews und erstaunlicherweise kein Studiogast gesellten sich am Abend zu Patrick Wasserziehr und Felix Magath. Das Duell zwischen «ran» und Sky endete letztlich wohl unentschieden, weil im Bezahlfernsehen ab 23.25 Uhr der Ball noch kräftig rollte – alle Spiele vom Tage wurden ausführlich betrachtet, erst einige Minuten nach Mitternacht gingen im Sky-Studio die Lichter aus.

Kerner verabschiedete sich nach einer Schalte zu Oliver Welke, der am Donnerstag von der Europa League berichtet, schon eher. 90 Sekunden länger als geplant fiel sein Comeback in Sat.1 aus – und es war ein ordentliches Comeback, wenngleich natürlich auch feststeht, dass der Journalist vom großartigen und sehr kuriosen Spiel der Bayern profitierte. Mit „Guten Abend aus Bordeaux und Danke für die Aufmerksamkeit“ endete der erste Einsatz von Kerner an alter Wirkungsstätte. In weniger als zwei Wochen startet nun sein neuer Talk, den Sat.1 in den Werbepausen übrigens heftig bewarb.

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