Hingeschaut

Tach allerseits bei «Number One»

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Mit «Number One!» zeigt kabel eins neue Musik-Doku über die größten Bands. Lohnt sich das Einschalten?

„Tach allerseits bei Number One!“ So vertraut und nicht anders eröffnet Ex-MTV-VJ Markus Kavka jene neue Show «Number One!» bei kabel eins, die Musik im TV wieder marktfähig machen soll und dafür die größten Bands der Welt von seiner anderen Seite vorstellen will. Ob das gelingt?

Kavka wandelt auf den Spuren der irischen Rockband U2 und besucht neben „Fan-Pilgerstätten“ das Elternhaus von Schlagzeuger Larry in Dublin, wo die Band gegründet wurde. Auch spaziert er im Joshua Tree Nationalpark, jenem Ort, der Namensgeber für das Album von 1987 werden sollte, das U2 endgültig in Superstar-Spähren steigen ließ und bis heute die berühmteste und erfolgreichste Platte der Band ist. Immer wieder wird in kleinen Einspielclips deduktiv von der Zeitgeschichte der 70er und 80er auf die spezifische Entstehungsgeschichte von U2 geschlossen. Während also in den 70er Jahren das Discofieber grassiert und der Kalte Krieg die Nachrichten beherrscht, sind die Vorbilder von U2 David Bowie und die Rolling Stones. Auch wird eine eindeutige Verbindung zwischen der historischen Geschichte Irlands und der frühen Geschichte der Band hergestellt. Ohne Irlands Historie könne man U2 nicht verstehen, sagt eine Expertin.

Leicht ironisch präsentiert Kavka seine Mission: Zu Beginn lässt er die Zuschauer daran teilhaben, wie er angespannt vor der Konzerthalle auf das Interview mit Sänger Bono wartet. Später bemerkt er zu Beginn eines anderen Interviews etwas zynisch, dass eine schwere Aufgabe werde, etwas aus dem Interviewpartner herauszubekommen, weil die Antworten so knapp ausfallen. Dieser subtile Witz ist frisch und lockert auf.



Fast wie ein Musikvideo selbst ist die Show aufgebaut: Schnelle Schnitte und häufige Wechsel zwischen Interviewfragmenten, Konzert-Ausschnitten und historischen Clips dominieren das Montagebild der Show. Neben Bono von der Band selbst interviewt Kavka Freunde, einen ehemaligen Lehrer und auch den Jungen, der damals das heute legendäre „Boy“-Plattencover prägte. Toll ist, dass es nicht die gewöhnlichen Interviewfragen in die Show geschafft haben, sondern eher die vielen kleinen Anekdoten, die U2-Zeitzeugen zu erzählen hatten. Dies ist nicht nur für den Otto-Normal-Zuschauer interessant, sondern vielleicht auch für den Fan, der etwas Neues erfährt. Überhaupt hält sich die Show nicht lange mit einer Einführung auf: Die größten Hits und Bandmitglieder werden am Anfang in einem höchstens 20 Sekunden dauernden Clip vorgestellt – gut, denn das spart Zeit und bringt keine Langeweile auf. Wer sich diese Sendung anschaut, wird schließlich zumindest ein wenig von U2 kennen.

Untermalt von den berühmten Songs präsentiert «Number One!» chronologisch den Aufstieg der Band vom ersten bis zum aktuellen Album relativ deutlich voneinander abgegrenzt. Das heißt, dass jedem einzelnen der prägenden Alben einige Minuten insofern gewidmet werden, als dass dargestellt wird, wie die jeweilige Platte sowohl die Fans als auch die Band selbst verändert hat. Was bei einer Doku über U2 aber natürlich auch nicht fehlen darf: die Konzerte. Ausschnitte der zahlreichen bombastischen Bühnenshows füllen einen Großteil der Sendung.

Insgesamt ist «Number One! U2» eine gelungene Zeitreise durch die Geschichte einer der größten Bands aller Zeiten voller Superlative geworden. Die Sendung ist gut zusammengeschnitten und hat keine Längen, auch weil Kavka viel investiert: Neben gelungenen Interviews wandelt er auf den weltweiten Spuren der Band und besucht die einflussreichsten Orte in Irland, den USA und auch Berlin. Besonders auch die Berücksichtigung aller Alben und nicht nur der berühmtesten – damit also die Berücksichtigung der kompletten Band-Chronologie – ist bemerkenswert, da hier auch mit kritischen Worten Geschichten erzählt werden, die den meisten Zuschauern sicher nicht bekannt sind. Leider wird es am Ende etwas hektisch; die jüngsten Entwicklungen der Band werden ausgespart. Ebenfalls speziell bei U2 interessant: Mit der politischen und Wohltätigkeitsgeschichte hält sich die Show eher am Rande auf – richtig so, denn der Zuschauer befindet sich in einer Musiksendung. Fazit: Jeder Musikinteressierte darf auch in den kommenden Wochen bei «Number One!» einschalten und sich unterhalten lassen. Für richtige Fans der jeweiligen Bands ist das Programm dennoch eher verzichtbar, weil es schließlich doch nur leicht unter der Oberfläche kratzt. Etwas anderes hätte jedoch niemand erwarten können und wollen.

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