Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Von Bauern und Kerner

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Kerner hatte am Montag gegen «Bauer sucht Frau» keine Quotenchance. Wie weit ist der Weg zum Erfolg?

Mit 7,6 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-jährigen Zuschauern startete die Sat.1-Sendung «Kerner» am Montag um 21.15 Uhr im Rahmen der niedrigen Erwartungen. Niemand, auch nicht die Redaktion der Show, hätte von höheren Zahlen ausgehen wollen oder können. Dennoch ist die Quote, die weit unter dem Sat.1-Durchschnitt liegt, eine große Enttäuschung, sodass nun eine weitere herausfordernde Baustelle im Programm des Senders eröffnet wurde. Inwiefern kann sich bei diesem Sendeplatz und der immensen Konkurrenz überhaupt ein Erfolg – zumindest langfristig – einstellen?

Inhaltlich hat Quotenmeter.de-Gastkommentator Uwe Walter, seines Zeichens Medien- und Storytelling-Berater, schon einige Schwachstellen ausgemacht, die in der Premierensendung offenbart wurden: Die Nervosität der ersten Show, die sich automatisch demnächst lösen wird, die Themenauswahl, die ebenfalls leicht beeinflusst werden kann, der noch unklare Markenkern und das Glaubwürdigkeitsproblem Kerners. Während die ersten beiden Probleme relativ leicht zu lösen sind, liegt die Crux bei dem letzteren.

Johannes B. Kerner stand in seiner ZDF-Talkshow für eher unkritischen, leichten, nicht aufdringlichen und massenkompatiblen Journalismus ohne eigenen Standpunkt. Dafür ist er oft kritisiert worden, doch Wohlfühlatmosphäre und Quote gaben ihm recht. Für einen Magazin-Moderator ist dieses Image, ob nun selbst initiiert oder von außen aufgestempelt, tödlich. Denn während sich ein Talkshow-Host in jenem Format eine moderierende Haltung nach der etymologischen, historischen Basis des Wortes „moderare“ (lat. handhaben, zügeln, mäßigen) leisten kann, muss er in einem Service- und verbraucherorientierten Format ein kritischer Journalist sein – der verlängerte Arm des Volkes, das aufgeklärt und informiert werden will.

Günther Jauch füllt diesen Typus seit Jahren perfekt und authentisch aus – Kerner muss nun beweisen, dass er sein lange aufgebautes Image ändern kann. Denn sonst bleibt das angesprochene Glaubwürdigkeitsproblem bestehen, das auf direktem Wege mit der schlechten Einschaltquote zusammenhängt. Kurz gesagt: Wir müssen und werden einen anderen Kerner erleben als jenen, den wir bisher kannten.

Neben die inhaltlichen Probleme gesellt sich ein weiteres, das mindestens genauso schwer wiegt: der Sendeplatz. Mit «Bauer sucht Frau» kämpft Kerner gegen eine übermächtige Konkurrenz, gegen eines der erfolgreichsten Zielgruppen-Programme der letzten Jahre. Die Zuschauer sehnen sich nach dem Inneren, nach der Verklärung und Simplizität des traditionellen Bauernhofs, sie machen Landurlaub und kaufen Magazine wie „Landlust“ in Hunderttausenden. Gegen diese leicht biedermeierische Renaissance kann niemand kämpfen – Sat.1 muss sich höchstens den Vorwurf gefallen lassen, einen falschen Sendeplatz für das ambitionierte Projekt «Kerner» gewählt zu haben. Aber durch den Fußball sind die meisten Sendeplätze in der Woche verteilt. Und wenn die Staffel «Bauer sucht Frau» vorbei ist, warten schon genauso erfolgreiche RTL-Helfer wie Christian Rach, um Kerner das Quotenleben schwer zu machen.

Ein Erfolg mit «Kerner» ist dennoch möglich. Der Weg dorthin ist, wie gezeigt, schwer und voller Hürden. Letztlich liegt es einerseits an Joahnnes B. Kerner selbst, seinen Stil zu verändern und sich ein neues, authentisches Image aufzubauen. Andererseits muss Sat.1 auf die Zeichen der Zeit hoffen – denn der Faktor des Gegenprogramms, besonders von RTL, kann nicht beeinflusst werden.

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Donnerstag nur auf Quotenmeter.de.


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