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Denn fortan war das Chaos auf der abgelegenen Insel perfekt. Nachdem bereits einige Menschen der Hochzeitsgesellschaft tot aufgefunden wurden, ging die Angst um und auch die Suche nach dem vermeintlichen Killer rückte in den Vordergrund. Jetzt hatte «Harper’s Island» alle Elemente ausgespielt, die zum Horror-Genre gehören. Heimtückische Morde, Grusel-Atmosphäre, Angst und Hysterie unter den verzweifelten Protagonisten. Auch machten sich die Menschen auf der Insel gegenseitig verrückt oder hegten Anschuldigungen gegeneinander. Das machte die Sache interessanter, zumal die Horror-Serie auf raffinierte Art und Weise Indizien streute, was den vermeintlichen Killer angeht, diese sich aber schon in der nächsten Folge revidierten. So wurde um den Täter ein großes Geheimnis gemacht bis zur vorletzten Folge, obwohl der Zuschauer sich immer mal wieder sicher war den Bösewicht bereits ausgemacht zu haben, bevor dieser in einer weiteren Episoden aber sein Ableben findet. Gerade dieses ständige Hin und Her zwischen verschiedenen Verdächtigen trug die Serie über die meisten seiner 13 Folgen. Immer mal wieder sorgten auch überraschende Wendungen in der Handlung für neuen Nervenkitzel.
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Bereits in der vorletzten Folge wurde klar: Der Bräutigam Henry Dunn selbst war der Killer, zusammen mit einem Serienmörder, der vor sieben Jahren auf dieser Insel schon ein Unheil angerichtet hatte und darüber hinaus auch noch Henrys Vater ist. Auf hinterhältige Art und Weise hatte er alle hinters Licht geführt und die Hochzeit nur zum Schein veranstaltet, um einen nach dem anderen aus dem Weg zu räumen. Dabei ging es nur um eine Frau: Abby Mills, deren Mutter vor sieben Jahren bei den Morden auf der Insel ums Leben kam. Sie und Henry waren bereits im Kindergartenalter unzertrennlich. Jetzt wollte Henry Abby nur für sich haben, dafür mussten Freunde und Bekannte sterben. Soweit die Auflösung der gesamten Story in der letzten Folge. «Harper’s Island» findet ein doch abstruses Ende in der ersten Staffel, auch wenn es ein kleines Happy End gibt – denn Abby Mills konnte sich und einen Schulfreund, den sie zudem liebt, retten. Die beiden Killer sterben.
Vielleicht hätte man bei «Harper’s Island» den Täter nicht schon in der vorletzten Folge entlarven sollen, sondern zusammen mit seinen Enthüllungen in der letzten Episode preis geben sollen, denn das hätte diese vermutlich weitaus spannender machen können. Daher kann man die vorletzte Folge auch als eigentliches Staffelfinale ansehen, zumal es da mehr zur Sache ging. Denn im Grunde war die letzte Episode nur noch eine Auflösung eines Rätsels. Die Puzzleteile konnte der Zuschauer schon während der Staffeln aufsammeln, doch waren sie meistens gut versteckt, so dass auch die aufmerksamen Zuseher vor dem Bildschirm auf falschen Fährten gelockt wurden. Gerade das war es, was «Harper’s Island» ausmachte und der Horror-Serie eine besondere Note gab. In die „Thrill-Time“ von ProSieben am Montag hätte das gut, ja sogar besser gepasst. Eine zweite Staffel erscheint ob der schwachen Quoten insgesamt und auch der Konstellation im Drehbuch – kaum ein Charakter ist übrig geblieben – nicht realistisch. Einzelne Episoden von «Harper’s Island» waren aber besser als es die Quote ausdrückt und hätte eine Fortsetzung verdient gehabt. Doch unendlich lässt sich eine solche Storyline auch nicht weitererzählen. Letztlich hat «Harper’s Island» nach inhaltlich schwachem Beginn noch Gefallen gefunden und sich selbst im Laufe der Staffel zur prickelnden Horror-Serie gewandelt, die ein verblüffendes Finale zu bieten hatte.