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Ein wenig Mut ist durchaus dabei, wenn Sat.1 ab kommendem Montag erstmals sein leicht verändertes Vorabendprogramm auf Sendung schickt. Künftig läuft «Eine wie keine» (Foto), die neue Soap, direkt vor «Anna und die Liebe». «Das Sat.1 Magazin» folgt erst im Anschluss «K 11» bleibt bis auf Weiteres im Programm. Dieser Plan wird vermutlich funktionieren, auch wenn ewige Pessimisten voraussagen, dass mit «Eine wie keine» wohl der endgültige Seifenoper-Overkill eintritt.
In der Tat sollte niemand erwarten, dass die neue Serie von Grundy Ufa und Phoenix Film auf Anhieb auf 14 Prozent oder mehr kommt – den Senderschnitt sollte die Serie an Tag eins aber schon überbieten und im Verlauf der ersten beiden Wochen nicht allzu weit darunter liegen. Es ist davon auszugehen, dass sich die Serie dann in der Zeit kurz vor Weihnachten auf ein akzeptables Niveau hievt. Drei Faktoren sprechen dafür: Zum einen befindet sich «Eine wie keine» in einer recht sicheren Zone zwischen den 17.30 Uhr-Formaten und «Anna und die Liebe», das deutlich über Schnitt läuft.
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Die Autoren rund um Richard Kropf wissen dies aber und bauten daher bis Weihnachten gleich drei oder vier storytechnische Knaller ein. Langweilig wird es in der Produktion von Producers at work demnach nicht. Möglich ist es durchaus, dass die zur Daily Soap avancierten Telenovela in den kommenden Wochen ein paar Zuschauer flöten gehen – diese sollten sich durch gute Arbeit aber wieder zurückgewinnen lassen. Ähnlich verhält es sich übrigens um 19.00 Uhr: «Das Sat.1 Magazin» wandert in Schutzzone zwei – zwischen den Soaps und dem wieder erstarkten «K 11». Sollte die Ermittler-Doku den Wegfall von «Lenßen & Partner» gut überstehen und – wovon auszugehen ist – vielleicht sogar noch einige Zuschauer deshalb hinzugewinnen, dürfte dem Magazin mit Annika Kipp nicht allzu Böses drohen.
Einen Fehler darf man allerdings nicht machen: Man sollte nicht schon nach Woche eins final über Erfolg oder Misserfolg urteilen – denn ohne Frage: Bis sich das neue Vorabendprogramm eingespielt hat, kann es durchaus Dezember werden.
Contra von Jan Schlüter:
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Gerade in der Daytime, in welcher die Menschen konstante Programmplanung erwarten und ihre Sehgewohnheiten nur sehr langsam und widerwillig ändern, spielt Sat.1 seit Jahren Ping-Pong mit seinen Serien und Magazinen. Erinnern wir uns zurück: Die Crime-Dokus «Lenßen & Partner» und «K11» waren bis zu dem Zeitpunkt relativ erfolgreich zwischen 18.00 und 19.00 Uhr, als der Sender diese Sendungen um eine Stunde nach hinten verschob und das «Magazin» sowie das Prestige-Projekt «Anna und die Liebe» auf diesen Slot zu verschieben. Zwar zogen die vorher schlechte Quoten der Soap «Anna und die Liebe» dann in den folgenden Monaten an, doch Sat.1 hatte einen Pyrrhus-Sieg errungen: Denn «K11» und «Lenßen & Partner» verloren ihre Zuschauer durch die Umprogrammierung – zweiteres Format fällt den Quoten nun zum Opfer.
Jetzt versucht es Sat.1 mit einer weiteren Soap namens «Eine wie keine». Der Sendeplatz ist auf den ersten Blick allerdings sehr unglücklich gewählt: Anstatt die neue Serie hinter das mittlerweile erfolgreiche «AudL» zu setzen, beginnt sie vor «AudL» um 18.00 Uhr und muss sich daher alle Zuschauer selbst erkämpfen, hat also kein geeignetes Lead-In. Das «Sat.1-Magazin», welches vorher um 18.00 Uhr zu sehen war, beginnt nun genau eine Stunde später. Um 19.30 Uhr soll in den nächsten Monaten ebenfalls eine Magazinsendung starten, doch Sat.1 wird die Quotenentwicklungen des aktuellen Formats wohl zunächst abwarten. Hier sind die Chancen auf Erfolg zumindest realistisch.
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Grundsätzlich gibt es noch einen Faktor, der abseits aller Programmplanung nicht beeinflussbar ist: Will der Zuschauer überhaupt noch eine weitere Soap sehen? Am Nachmittag ist das öffentlich-rechtliche Programm mit ähnlichen Telenovelas überflutet, Sat.1 hat mit «AudL» eine Soap, genauso wie RTL mit «Alles was zählt» und «GZSZ». Im Ersten läuft zur 18.00-Uhr-Stunde ebenfalls eine Soap-Strecke mit «Verbotene Liebe» und «Marienhof». Kann es schlechtere Voraussetzungen für das neue Sat.1-Vorabendprogramm geben? Nicht wirklich…
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