Kirschs Blüten

«Kirschs Blüten»: Nicht mein Werbespot

von
Werbung kann ganz schön nervig sein. Eine Wandlung zum notorischen Zapper bleibt oftmals nicht aus, beschreibt Jürgen Kirsch.

Dem Fernsehzuschauer wird ja schon einiges zugemutet. Die Werbepausen kommen da für die Meisten stets ungelegen. Deshalb gibt es verschiedene Möglichkeiten mit ihnen umzugehen. Manche nutzen sie für die Pinkel-Pause zwischendurch oder lassen die Werbespots einfach über sich ergehen. Andere schalten weg und zappen durch die anderen Kanäle, in der Hoffnung ein passendes Pausen-Programm zu finden. Nicht wenige wenden sich auch von der Mattscheibe ab und beschäftigen sich in der Zeit mit dem Computer am Schreibtisch. Wenn der Ton dann wieder leiser wird, weiß man, dass die Sendung weiter geht. Die Werbespots dudeln in der Zwischenzeit vor sich hin. Seit einigen Tagen macht aber ein Werbeclip mit besonderer Lautstärke und wahrscheinlich künstlichem Gelächter auf sich aufmerksam. Klar, die Rede ist vom der neuen Werbung des Media Markt mit Mario Barth. Der Komiker ist mit seiner Überpräsenz in den Reklamen ganz schön nervtötend geworden.

„Das ist mein Laden“, brüllt er die sich vom Fernseher abgewendeten TV-Zuschauer an oder den noch davor sitzenden direkt ins Gesicht. "Mein Laden"? Eine Abwandlung von "mein RTL"? - es sei mal dahin gestellt. Davor hält er einige kleine Gags parat, die das unterschiedliche Kaufverhalten von Männer und Frauen im Media Markt beleuchten. Gut, das ist einmal witzig, aber was in der Comedy-Szene schon als ungeschriebenes Gesetz gilt, lässt sich auch hier feststellen: Der gleiche Gag funktioniert vielleicht beim zweiten Mal wieder, aber beim dritten oder vierten Mal ist es nur noch unlustig. Wer sich also die "Produktempfehlungen" antut, kommt um die Werbespots mit Mario Barth nicht herum. Auch wer umschaltet, läuft Gefahr den gleichen Gag zu hören, den man vor einer halben Stunde schon mal auf einem anderen Sender ertragen musste. Der genervte Zuschauer, der eigentlich selten umschaltet oder die Werbepause anders überbrückt, wird da schon zum notorischen Zapper, sobald der Berliner Dialekt zu hören ist, mit dem Mario Barth für Media Markt wirbt.



Das soll keine Kritik an dem Media Markt sein, denn auch Konkurrent Saturn macht mit einem ähnlich skurrilen Werbespot auf sich aufmerksam. Aber vielleicht ist der Konzern gut beraten, wenn er die Schlagzahl seiner Werbebotschaft etwas reduziert, um dem potenziellen Kunden mit dem krakeelenden Mario Barth nicht den letzten Nerv zu rauben. Damit nicht genug ist er ja auch noch mit seiner eigenen Show auf RTL zu sehen, wo er zumeist nur über sich selbst lachend oder fast dieselben Witze erzählend zu beobachten ist. Es ist einfach eine Kurzschlussreaktion, wenn man bei Beginn seines Werbespots hektisch nach der Fernbedienung sucht, um wahllos einen Knopf zu bedienen, nur um einen anderen Kanal zu erwischen. Ärgerlich, wenn dort gerade der gleiche Spot läuft. Auch der Zuseher mit einigermaßen intaktem Nervenkostüm möchte das Umschalten nicht missen. Das ist genauso, wenn der Heavy-Metal-Fan bei einem Auftritt von Tokio Hotel panisch den Sender wechselt. Oder der Freund von niveauvoller Fernsehunterhaltung direkt weiterschaltet, wenn ihm ein sinnfreies Show-Spektakel geboten wird, bei dem bloß ein paar Domino-Steine nacheinander umfallen.

An dem Fernsehverhalten der Zuschauer lässt sich jedoch fest machen, dass eben auch solche Formate ankommen - das nicht zu knapp. So werden auch sicher nicht wenige die Mario-Barth-Werbespots lieben. Aber die hätten zum Beispiel sicher auch etwas gegen eine Überdosis Pocher-Witze. Also bitte, lieber Mario Barth, lieber Media Markt, etwas Rücksicht auf die genervten TV-Zuschauer nehmen!

«Kirschs Blüten» gehen auch nächste Woche wieder auf - Dienstags nur bei Quotenmeter.de!

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