Hingeschaut

Mystery und Liebeskummer

von
Seit über einem Monat zeigt der Kindersender Nick seine erste eigene tägliche Serie. Ist «Das Haus Anubis» Top oder Flop?

Wahrscheinlich ist die Mysterysoap «Das Haus Anubis» ein ähnliches Phänomen wie «iCarly», «Hannah Montana», «High School Musical» oder «Twilight». Man muss der Zielgruppe der jungen Mädchen angehören, um den Hype darum verstehen zu können. Als Mann jenseits dieser Altersklasse erschließt sich einem der Erfolg der Formate nur schwer.

Im Zentrum der Serie steht das titelgebende Haus, das mysteriöse Geheimnisse verbirgt. In ihm ist ein Internat untergebracht, in dem acht Jugendliche leben und dort neben den kleinen und großen Abenteuern eines Teenagerlebens auch die Rätsel um spurlos verschwundene Mädchen und geheimnisvolle Tonaufzeichnungen lösen müssen.

Mit der Produktion einer eigenen täglichen Serie betrat der deutsche Ableger des Kindersenders Nick Neuland und ging ein großes Risiko ein. Immerhin handelt es sich dabei um die aufwendigste und teuerste Sendung des Kanals. Um jedoch dabei einen Totalausfall zu vermeiden, griffen die Macher auf ein bewährtes Konzept zurück. «Das Haus Anubis» läuft seit September 2006 unter dem Titel «Het Huis Anubis» erfolgreich in den Niederlanden und Belgien und kommt dort bereits auf vier Staffeln mit über 400 Episoden. Sie war zeitweise das erfolgreichste Jugendprogramm in den Beneluxstaaten und brachte Kinofilme, Spin-Offs, Musikalben, Theatershows und sogar Achterbahnen hervor. Die deutsche Adaption ist von diesem Status noch deutlich entfernt, hat aber sicherlich ein ähnliches Potential. Die rund 15minütigen deutschen Folgen werden in der belgischen Kulisse der Originalserie gedreht. Zu sehen sind diese täglich ab 19.15 Uhr. Vor der aktuellen Ausgabe wird stets die Episode des Vortages noch einmal gezeigt. Zusätzlich wiederholt der Musiksender VIVA täglich ab 21.30 die Serie.

Betrachtet man sich die einzelnen Ausgaben, so zeigt sich ein Bild, wie man es aus vergleichbaren Formaten kennt. Richtig schlecht ist es nicht, aber eben auch nicht wirklich gut. Die Handlungen und Charaktere arbeiten tapfer ein Vorurteil nach dem anderen ab. Die Dialoge sind zuweilen oberflächlich und die Cliffhanger mau. Trotz zahlreicher Geistererscheinungen und anderem HokusPokus will eine mysteriöse Stimmung zu keiner Zeit aufkommen. Zwar sind einige Szenen solide umgesetzt, doch die Sendung bewegt sich immer dann nahe am Trash-Niveau, wenn sitcomartige Witze mit Gewalt in die Handlung eingeflochten werden.

Die lieblosen Figuren stellen reine Klischees dar. So gibt es unter den Bewohnern den Chaoten Felix, den intelligenten Rätselfan Daniel, das blonde Modepüppchen Delia, den sportlichen Mädchenschwarm Kaya und den reichen Schnösel Magnus. Es könnte kaum platter sein. Die Schauspieler agieren insgesamt etwas hölzern, sind jedoch aufgrund des gezielten Castings und der stereotypischen Kostüme nicht übermäßig unglaubwürdig. Allerdings wirken ausnahmslos alle Darsteller zu alt für ihre jugendlichen Rollen.

Die gesamte Produktion wirkt wie eine Mischung aus «Schloss Einstein», «Gute Zeiten, Schlechte Zeiten» und «Charmed», worin der größte Schwachpunkt des Formates liegt. Es wirkt in sich nicht schlüssig, sondern so als hätte man auf der Suche nach dem garantierten Erfolg einfach Versatzstücke der beliebtesten Sendungen von Teenagern genommen und zusammengesetzt. Zwar gibt den Machern der Erfolg recht, immerhin wurde die Serie aus dem Stand die zweitbeliebteste Show des Kindersenders, doch es bleibt eine seelenlose, berechnende Produktion, die kaum einem allzu kritischen Blick Stand hält.

Letztendlich handelt es sich um mittelmäßige Ware. Es gibt besseres, aber auch schlechteres im deutschen Fernsehen zu sehen. Ohne begleitendes Bravo-Abo wird man jedoch kaum vollends in die Materie eintauchen können. Aber das muss auch nicht sein. In das Programm des Kinder- und Jungendsenders fügt sich die Serie «Das Haus Anubis» harmonisch ein und hat schon deswegen ihre Berechtigung.

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