Die Kritiker

«Mein Flaschengeist und ich»

von

Story


Einmal Schnipsen, schon hat Eddie einen Cocktail gezaubert. Er ist nämlich als guter Geist auf Erden. Doch da er seine Zauberfähigkeiten zum Beispiel auch beim Pokern zum eigenen Vorteil ausnutzt oder sie in Notlagen anderer einsetzt, um hinterher Profit daraus zu schlagen, verbannt ihn der Geisterrat in die Flasche. Paula ist unterdessen in einem Hotel beschäftigt und soll zur Management-Assistentin (M.A.) befördert werden. Doch da gibt es einen Haken: Ihr Chef Nidelöpfel will zuerst, dass sie mit ihm ins Bett geht, bevor er ihr die höhere Stelle vergibt. Während einer Kongress-Tagung in dem Hotel trifft Paula zu allem Überfluss auch noch auf ihre Jugendliebe Alex, den sie immer noch begehrt. Er ist mittlerweile scheinbar erfolgreicher Geschäftsmann, während Paulas Beförderung ins Wasser fällt, da sie dem unmoralischen Angebot schließlich nachgibt, aber zu spät kommt – eine Mitkonkurrentin hat sie ausgestochen. Heulend läuft sie durch den Flur des Hotels, wo sie eine Flasche findet und öffnet. Plötzlich steht Eddie vor ihr, der ihr nun fünf Wünsche erfüllen muss. Doch sie davon zu überzeugen ist nicht das einzige Problem des Flaschengeists: Sein Aufpasser Didier verwehrt ihm Zauberei und Schnipsen. Herzenswünsche sollen erfüllt werden, dann erst ist Eddie wieder ein freier Geist.

Darsteller


Torben Liebrecht («Dr. Hope») ist Eddie
Sky Dumont («Herz aus Schokolade») ist Didier
Jasmin Schwiers («Lutter») ist Paula
Michael Rotschopf («Dr. Molly & Karl») ist Pollack
Irene Flury («Der schwarze Löwe») ist Peggy
Sebastian Ströbel («Joanna Trollope») ist Alex
Rolf Kanies («Die kluge Bauerntochter») ist Nidelöpfel
Melanie Blocksdorf («Einfach Bach») ist Sandra
Alwara Höfels («Rahel – eine preußische Affäre») ist Jette
Manuel Cortez («Distanz») ist Remagen

Kritik


«Mein Flaschengeist und ich» - der Titel erinnert auf den ersten Blick an eine US-amerikanische Serie der 60er Jahre: «Die bezaubernde Jeannie». Sicherlich sind einige Parallelen auszumachen, schließlich sind beides Flaschengeister, doch ihre Geschichten sind anders. Jeannie musste einem missglückten Astronauten gehorchen und hauste lange in der Flasche. Eddie muss lediglich fünf Wünsche erfüllen und ist dann frei. Jeannie konnte jedoch Wünsche mit einem „Schnips“ in Erfüllung gehen lassen, diese entscheidende Fähigkeit hat Autor Christoph Darnstädt seiner Geisterfigur Eddie in «Mein Flaschengeist und ich» aber glücklicherweise genommen, sonst würde die Komödie nicht so gut funktionieren, wie sie es tut. Tatsächlich hält der RTL-Film, der von der Berliner Constantin Television unter der Regie von Andreas Senn produziert wurde, viele erfrischende Momente bereit und auch das Drehbuch hat witzige Szenen inbegriffen. Denn auch in der Figurenkonstellation gibt es Unterschiede zur «bezaubernden Jeannie». Während die einer herzensguten Fee gleichkam, ist Eddie – überzeugend gespielt von Torben Liebrecht – das krasse Gegenteil: Prollig, schamlos, hinterhältig und egoistisch. Einige der Gründe, warum er in die Flasche verbannt wurde, doch auch er daraus befreit wurde, ist er nur darauf bedacht, so schnell wie möglich wieder frei zu sein, um weiter Orgien feiern zu können oder Sterbliche beim Pokern abzuzocken. Zudem muss er Paula erstmal klar machen, was ein Flaschengeist ist. Doch die hat eh schon genug eigene Probleme und ist zumeist – wie sich später rausstellt – meistens wuschig, sprich sie weiß nicht genau was sie will. Eine gute Grundlage, um eine interessante Komödie zu beginnen.

Nehmen wir uns auch einmal fünf Herzens-Wünsche heraus, dann würde man auf den RTL-Film bezogen sicher auch einige finden. Erster Wunsch: Im Film wünscht sich Paula als ersten „einen starken Auftritt“, um ihrer Jugendliebe Alex (oder doch ihrem notgeilen Chef?) am Abend zu gefallen. Ein starkes Gesamtpaket der Komödie wäre auch ein Wunsch. Da gibt es bei «Mein Flaschengeist und ich» jedoch nur an einigen Ecken und Kanten noch etwas zu feilen, denn im Großen und Ganzen macht der Film einen guten Eindruck. Das Drehbuch erweist sich als einfallsreich und unterhält. Wo man vorher noch vermutet hat, bloß ein Remake von bereits oft Dagewesenem in neuer Verpackung zu sehen zu bekommen, wird man positiv überrascht. Frische Ideen und eine bunte Story, ja sogar zwischendurch herzhafte Lacher sind drin. Auch die Schauspieler verkörpern ihre Figuren ordentlich, so dass man von einer guten Umsetzung eines erfrischenden Drehbuchs sprechen kann. Zweiter Wunsch: Den französischen Akzent von Sky Dumont. Seine kleinere Hauptrolle als Didier, dem Aufpasser von Flaschengeist Eddie, füllt Sky Dumont so gut aus, dass der französisch-seuselnde Didier in den Köpfen der Zuschauer hängen bleibt. Auch mit 61 Jahren ist Sky Dumont in dem Film-Genre der Komödie noch eine feste Größe, auch in kleineren Rollen.

Dritter Wunsch: Bitte mehr von dieser genialen „CSI-Miami-Parodie“. Der Mut zur Selbstparodie des eigenen Programms im eigenproduzierten Spielfilm ist schon lobenswert. Die Umsetzung jedoch sorgt für die beinahe größten Lacher der Komödie. Die Polizisten Pollack, Jette und Remagen – das Trio des „CSI Berlin“ - sind nämlich Eddie auf der Spur, der nicht ganz gesetzestreu geblieben ist. Dabei bieten die Schauspieler wie auch Schnitt und Kulisse eine schonungslose Persiflage auf Horatio Caine & Co bis hin zur wahnwitzigen Verfolgungsjagd. Zur Seite gestellt wird ihnen Praktikantin Peggy, die die Methoden der Ermittler auf sehr witzige Art und Weise hinterfragt und Pollack in die Depressionen treibt. Einschalten lohnt sich. Vierter Wunsch: Die Spezialeffekte sind zwar eigentlich gut gewählt, doch der Slapstick, der mit ihnen betrieben wird, funktioniert beim zweiten Mal leider nicht mehr ganz so gut. Hier hätte etwas Abwechslung gut getan. Fünfter und letzter Wunsch: Das Ende ist leider nur etwas für Romantiker. Eine krönende Pointe hätte dem durchaus gelungenen Film vielleicht noch einen Feinschliff verpasst. So wirkt es leider so, dass der Spaß dann vorbei ist, wenn der fünfte Wunsch gesprochen und damit der Hokuspokus offenbar beendet ist. Das muss nicht zwingend so sein. Am Ende kann doch zufrieden sein, immerhin wurden die meisten Wünsche erfüllt.

RTL zeigt die Komödie «Mein Flaschengeist und ich» am Sonntag, den 29. November 2009 um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/38698
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