Die Kritiker

«Tango im Schnee»

von

Story


Ella führt als Gattin des Bürgermeisters einer Kleinstadtidylle ein etabliertes, gutbürgerliches Leben. Sie hat sich und ihren Alltag ganz auf ihren Mann Manfred, ihre Töchter und ganz besonders auf ihre gehbehinderte Enkelin Lili eingerichtet. Zu Ellas 60. Geburtstag hat sich Lili eine besondere Überraschung einfallen lassen: Lili hat in Großmutters Vergangenheit gegraben und herausgefunden, dass Ella in jungen Jahren eine leidenschaftliche Tangotänzerin war.

Sie hat Ellas ehemaligen Tanzpartner Franz ausfindig gemacht und eingeladen. Was Lili nicht weiß ist, dass Franz auch Ellas erste Liebe war. Sie hatte sich nach einem Vertrauensbruch des damals flatterhaften Franz getrennt und seit 40 Jahren keinen Kontakt mehr. Das Wiedersehen löst bei Ella völlig unerwartete Gefühle aus: Die Liebe flammt wieder auf. Wie wäre ihr Leben verlaufen, wäre sie damals ihrer Leidenschaft gefolgt? Und hat sich Franz wirklich geändert oder wird er sie wieder enttäuschen? Will sie Manfred und ihr bisheriges Leben mit ihrer Familie für die Chance auf die neue alte Liebe aufgeben?

Darsteller


Ursela Monn («Doctor’s Diary») ist Ella Talbach
Wolfgang Winkler («Polizeiruf 110») ist Manfred Talbach
Peter Bongartz («Julia – Eine ungewöhnliche Frau») ist Franz Zeller
Aline und Lea Kolditz («Das Beste kommt erst») sind Lili Kaliner
Bruno F. Apitz («Der Landarzt») ist Eckhard Zschocke
Helmut Berger («Detektiv wider Willen») ist Konstantin Pagl
Nora Heschl («Oben ohne») ist Doro Talbach

Kritik


Tango ist ein Tanz der Leidenschaft und Sinnlichkeit, doch davon merkt man in «Tango im Schnee» absolut gar nichts. Denn der Film ist so deutsch, dass es einen umhaut. Das biedere Drehbuch von Susanne Beck und Thomas Eifler kann ausschließlich mit einfallslosen Szenen und sinnentleerten Dialogen aufwarten. Am Schluss triumphiert die Kleinstadtidylle und die Aufopferung, was angesichts des Senders und Sendeplatzes wohl kaum verwunderlich ist, und die dahinsiechende Story hat keinerlei künstlerischen Wert oder auch nur irgendeine Art von tieferer Intention zu bieten. Das Buch ist ein ohne Sinn und Verstand heruntergeschriebener Kitschschinken, der keinerlei Spannung zu bieten hat.

Die Probleme beginnen schon bei der äußerst klischeehaften Rollenverteilung. Ella, die Frau an der Seite des verklemmten und engstirnigen Bürgermeisters eines kleinen Ortes, wird unverhofft von ihrem Ex-Tango-Partner (und, so kann man wohl annehmen, auch Ex-Liebhaber) Franz besucht, was ihre etwa achtjährige Enkelin Lili eingefädelt hat. Das kleine Mädchen ist gehbehindert, was wohl neben der offensichtlichen Parallele zu Ellas emotionalem Konflikt auch noch einen Tiny-Tim-Effekt hervorrufen soll, der allerdings nicht so recht zu Stande kommen will, da die Figur des kleinen Mädchens vollkommen dämlich und nervtötend geschrieben ist. Für einen auf halbwegs durchschnittlichem Niveau denkenden Zuschauer ist es ein leichtes, zu prognostizieren, dass Ellas alte Liebe wieder aufflammt, aber zum Schluss eben nicht siegt. Genau diese rohe und unausgeschmückte Konfliktsituation hat man mittwochs im Ersten schon hundertfach gesehen und von diesem debilen dramaturgischen Einheitsbrei kann sich «Tango im Schnee» überhaupt nicht absetzen. Da hilft es auch nichts, dass man Ellas Tochter eine Scheidung durchmachen lässt, die stets nur angedeutet wird, während ihre andere Tochter ihr Jurastudium hinschmeißt, weil sie ja eigentlich Saxophon spielen will.

Schauspielerisch kann der Film ebenso wenig überzeugen, wie dramaturgisch. An dieser Stelle mit den Darstellern zu hart ins Gericht zu gehen, wäre aber wohl falsch, da man ihnen sicherlich nicht die Schuld an dieser trüben Plotsuppe geben kann, die sie ausagieren müssen. Ursela Monn und Peter Bongartz tun, was sie können, was jedoch nicht allzu viel ist. Nora Heschl spielt dagegen viel zu aufgesetzt und versagt vollständig darin, ihren österreichischen Akzent zu kaschieren. Das endet leider darin, dass sie viel zu affektiert und unnatürlich spricht. «Tango im Schnee» von Regisseurin Gabi Kubach hat so viel südamerikanischen Esprit wie Weißwurst mit Bier.

Das Erste strahlt «Tange im Schnee» am Mittwoch, den 02. Dezember 2009, um 20.15 Uhr aus.

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