ABC lässt Werbeagentur ins Programm

Der US-Fernsehsender ABC hat einen TV-Produktionsdeal mit der Werbe- und Vermarktungsagentur MindShare abgeschlossen. Die Vereinbarung ermöglicht der Agentur eine unüblich hohe Einflussnahme auf die Handlung von TV-Serien, berichtet das Wall Street Journal (WSJ) heute, Montag. Die Tochter des britischen PR- und Werbekonzerns WPP-Group wird demnach Teile der Produktions- und Entwicklungskosten übernehmen und im Falle eines Erfolges auch am Gewinn der Serien beteiligt.

Product Placement werde nur in die Handlung integriert, wenn es Sinn ergibt, versichert ABC-Präsident Alex Wallau gegenüber dem WSJ. "Es wird nicht das Drehbuchschreiben und auch nicht den kreativen Prozess beeinflussen", so Wallau. Der Deal soll über Product Placement hinausgehen und zielt auf ein breites Familienprogramm. Der Kooperation ist ein weiterer Versuch von ABC die stetig steigenden Produktionskosten zu senken. Dabei ist der Disney-Sender gegenüber der Werbebranche immer etwas offener aufgetreten als die Konkurrenz. So hatte beispielsweise der Kosmetikkonzern Revlon eine wesentliche Rolle in der ABC-Soap "All my children". Die erste werbefreie Folge der ABC-Ärzteserie "Gideon's Crossing" wurde vom Medizin- und Pharmakonzern Johnson & Johnson gesponsert.

MindShare will mit dem Deal für seine Kunden neue Wege finden, die Konsumenten jenseits der üblichen Werbeblöcke zu erreichen. Gegen die zunehmende Einflussnahme der Werbung auf Programminhalte wendet sich inzwischen eine Non-Profit-Initiative namens Commercial Alert. Die Gruppe hat Ende September die US-Medien- und Handelsbehörden FCC und FTC aufgefordert, die gängigen Product-Placement-Praktiken genauer unter die Lupe zu nehmen. (pte)