Donnerstagnachmittag, 14 Uhr: Eine Stunde Fernsehen steht mir bevor und mir ist auch bewusst, dass das Nachmittagsprogramm mancher Sender sicherlich nicht das beste Gütezeichen verdient hat. Ich beginne deshalb mit dem Ersten, wo mich Susanne Holst zu den Nachrichten begrüßt: Erstes Thema: Sorgerecht von ledigen Vätern – das hätte ich zwei Stunden zuvor auch bei «Punkt 12» als Aufmacher erwartet. Nach einer kurzen Anmoderation soll in den Kurz-«Tagesthemen» eine Schalte nach Karlsruhe folgen: Die dort sitzende ARD-Kollegin ist jedoch leider nicht zu verstehen. Die erste Panne nach 90 Sekunden TV am Nachmittag. Das Zweite macht seine Sache da etwas besser, auch hier berichtet man über Väter und das Sorgerecht, zieht einen Beitrag am Beispiel eines Vaters auf und versucht so den Sehgewohnheiten am Nachmittag Rechnung zu tragen.
Einzelschicksal könnte man denken – und so führt mich mein Weg direkt weiter zu RTL, wo ich mir bei «Mitten im Leben» neben eben diesem auch gute Unterhaltung erwarte. Eine Sendung, die am Mittwoch die beste Quote ihrer Geschichte holte, muss irgendwie ja auch inhaltlich überzeugen können. Vorneweg: Länger als fünf Minuten hielt ich es dort nicht aus. Die Zweitverwertungsmaschine lief auf Hochtouren, berichtet wurde über Oma Lieselotte, die unbedingt bei «Das Supertalent» weiterkommen möchte.
In den fünf Minuten war auch alles drin, was gutes (?) Nachmittags-Trash-TV braucht: Gestellte Unterhaltungen bei einem Kaffeekränzchen, die in einem Tränenausbruch der Oma enden – Ausschnitte aus alten «Supertalent»-Sendungen, Musik von DJ Bobo und dicke Frauen, die sich auf der Bühne sogar noch ausziehen. Das reicht – ganz schnell weiter zu ProSieben. Hier habe ich gerade den Vorspann von «Desperate Housewives» verpasst, eine Folge aus der Mitte der ersten Staffel läuft.
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Wir sehen einen jungen Mann, eher Typ Otto-Normalo mit Depri-Gesichtsausdruck. Schnell wird klar, wie sich die Autoren haben inspirieren lassen. Er soll in der U-Bahn einen Mann schwer verprügelt haben, der seiner Freundin an den Hintern langte. Ohnehin berichtet er von diversen Aggressionsproblemen. Vielleicht zu viel Nachmittags-TV geschaut? Ehe Frau Kallwass mit der Beratung beginnt, folgt Werbung (nicht ohne Hinweis auf den Kernerschen Jahresrückblick am Freitagabend).
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Fazit aus einer Stunde Wahnsinn: Ohne Pay-TV wäre diese Stunde in der Tat nur Wahnsinn gewesen. Aber was will man erwarten, wenn die eine Stunde schon nach 90 Sekunden mit einer Panne beginnt.