Die Kino-Kritiker

«Zweiohrküken»

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In der Fortsetzung des Erfolgsfilms «Keinohrhasen» erleben Til Schweiger und Nora Tschirner die Höhen und Tiefen einer langlebigen Beziehung. Kann «Zweiohrküken» seinen beliebten Vorläufer übertrumpfen?

Als im Dezember 2007 Til Schweigers romantische Komödie «Keinohrhasen» startete, ahnte wohl niemand, wie erfolgreich die dritte Regiearbeit des Schauspieler beim deutschen Kinopublikum ankommen sollte. Über sechs Millionen Besucher sahen sich an, wie der von Til Schweiger gespielte Macho und Weiberheld Ludo Decker zur großen Liebe findet, und zwar ausgerechnet in Gestalt der Kinderhortleiterin Anna Gotzlowski (Nora Tschirner), die Ludo in Kindestagen stets hänselte und schikanierte. Trotz eher mäßiger Kritiken schlossen weite Teile des Publikums den Film in ihr Herz ein und der Soundtrack zu «Keinohrhasen» wurde zu einem Chartstürmer.

Früh kündigte Schweiger eine Fortsetzung an und zahlreiche Kinogänger rätselten, worum es in der Fortsetzung bloß gehen soll. Jetzt, wo Ludo und Anna ein Paar sind, was soll bitte noch Film tragendes geschehen? Wenn man sich die eigenwillig betitelte Fortsetzung «Zweiohrküken» erstmal angesehen hat, fällt es einem wie Schuppen vor die Augen, so naheliegend ist die Antwort: «Zweiohrküken» ist eine romantische Komödie, die nicht das Zusammenfinden, sondern den Versuch des Zusammenzubleibens in ihr Zentrum stellt, statt einfach die Geschichte seines Vorgängers neu aufzugießen. Selbst wenn «Zweiohrküken» mit dieser Grundidee kein Unikum im Genre darstellt, so darf man ihn zumindest als eine Rarität bezeichnen.

«Zweiohrküken» eröffnet in kurzen Episoden mit den nervigen Details einer längerfristigen Beziehung: Anna hat es satt, Ludo dauernd hinterher räumen zu müssen, Ludo dagegen möchte endlich wieder ausschlafen können und nicht allmorgendlich von Anna aus dem Bett geworfen werden. Ludo bekommt die Krise, wenn Anna sich nicht entscheiden kann, welches Paar Schuhe sie anziehen möchte, Anna fühlt sich nicht genug beachtet.

Solche platten Anekdoten aus dem Miteinander zweier Geschlechter kennt man mittlerweile zu Genüge, nicht zuletzt dank Mario Barths überpräsenten Comedyprogrammen. Schweigers Widerspiegelung der ewigen Misskommunikation zwischen Männern und Frauen kommt in der Anfangsphase von «Zweiohrküken» auch niemals über den Horizont der klischeehaften Mario-Barth-Beziehungswelten hinaus, jedoch gehen Schweiger und seine Co-Autorin Anika Decker etwas gleichmäßiger mit den altbekannten, humorigen Kritiken an den Geschlechtern um, als der Berliner Komiker, der schon längst sämtliche Ausformulierungen der Aussage "Meene Freundin is' so doof!" durch haben müsste.

Wenn man die abgestandenen Alltagsscherzchen und Schweigers sülzigen Monolog über das titelgebende Zweiohrküken überstanden hat, nimmt die Komödie Form an und kann mit gewitzten Dialogen und gelungenem Timing aufwarten. Sobald Ludos Ex-Freundin Marie (Edita Malovic als genüsslich-unausstehliche, schlanke Zicke mit großem Busen) in den Film tritt, wandelt «Zweiohrküken» lange erfolgreich an den ausgetretenen Pfaden vorbei und findet originellere Wege zu den genrebedingten Pflichtstationen. Neben der prägnanten und für viele Lacher sorgenden Karikatur der durchtriebenen Ex-Freundin, tritt auch ein Ex-Freund von Anna in die Beziehung der beiden Hauptfiguren. Der auf die Spitze getriebene, gebildete und sozial engagierte, einfühlsame Alternativling ist seinem Darsteller Ken Duken jedoch zu schleimig und enervierend geraten, so dass er eigentlich nur dann erträglich ist, wenn er leiden muss.

Annas und Ludos in gewitzten Dialogen ausgefochtene Meinungsverschiedenheiten über ihre jeweiligen Verflossenen werden durch Komödieneinlagen mit Matthias Schweighöfer aufgelockert, der schon in «Keinohrhasen» als Ludos Mitarbeiter und in Frauenfragen weniger talentierter Kumpel zu sehen war. Schweighöfers Szenen sind, bei all ihrer Kalauer- und Slapstickhaftigkeit, die sichersten Lacher des ganzen Films, völlig gleich, ob er bei Uwe Ochsenknecht Flirtnachhilfe erhält oder von einer Peinlichkeit in die nächste schlittert.

Generell setzt «Zweiohrküken» den Großteil seiner Laufzeit mehr auf Humor und weniger auf Romantik, als es noch bei «Keinohrhasen» der Fall war. Wenn aber Mal bei «Zweiohrküken» der Humor zurücktritt, dann macht er Platz für ambitioniertere, von den Autoren besser durchdachte und emotionalere Momente, als sie im erfolgreichen ersten Teil zu sehen waren. Hier kann die wirklich witzige Nora Tschirner mehr von ihrem Talent für ernstere Szenen zeigen als noch in «Keinohrhasen», wo sie stets weit unter ihren Möglichkeiten bleiben musste, und auch Schweiger gefällt durchaus.

«Zweiohrküken» ist aber nicht nur zum Schluss zielsicherer geschrieben und versierter gedreht, er ist generell handwerklich und erzählerisch besser als der in Montagen erstickende, zu oft seine guten Dialoge für stille Momente (die sich auf eine nicht vorhandene Bildsprache verließen) aufopfernde «Keinohrhasen». Auch werden die Songs in «Zweiohrküken» noch gezielter eingesetzt und sind trefflicher ausgewählt.

Trotzdem wird «Zweiohrküken» sicherlich kein so großes Kinophänomen wie das Vorbild aus dem Jahr 2007. Dazu mangelt es ihm an einem musikalischen Selbstläufer wie "Apologize" von OneRepublic oder an leicht zitierbaren Sprüchen.

«Zweiohrküken» läuft derzeit in den deutschen Kinos.

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