da habt ihr in der vergangenen Woche ja wieder einen Grund zum Aufregen gehabt. ProSieben möchte eine neue fiktionale Nachmittagssendung starten, in der junge Menschen versuchen möglichst viele Studentinnen aufzureißen. Wie können die nur? Die Kirche lief Sturm – sowieso. Und auch für CSU-Vertreter ist ein solches Format nicht duldbar. Als Sexobjekt würden junge Frauen darin hingestellt. All diese Aussagen wurden getroffen, ohne dass man auch nur fünf Minuten der Sendung gesehen hat – diese wird nämlich erst seit Montag gedreht. Es ist eine Scheindiskussion zu dankbarem Thema, die jedermann klar machen soll, dass sich werten Herrn Politiker auch mit medienrelevanten Themen auseinander setzen. Sex im Nachmittagsprogramm zieht dabei immer.
Auf die Idee, dass ein solches Format nur die Realität wieder spiegelt, ist niemand gekommen – es gibt einfach junge Männer, die - zu welchem Anlass auch immer – auf Frauenjagd gehen. Und das ist auch nicht schlimm, weil wir bei besagtem Format ja nicht von Vergewaltungsszenarien sprechen. Die Debatte um «50 pro Semester» ist vor allem deshalb enttäuschend, weil wieder einmal falsche Prioritäten gesetzt werden. Nicht dieses für fünf Tage angedachte Format ist wirklich relevant, es gibt so viele Themen, denen man sich annehmen müsste.
Ein Beispiel ist dafür das furchtbare Kinderprogramm von RTL II, das Grundschulkinder in meinen Augen enorm schädigt. Weg mit «Pokemon» und sonstigem Käse, die Generation nach uns wird es uns danken. Ein weiteres Beispiel wäre Gebührenverschwendung in der ARD – wieso berichten vier Reporter am Sonntag vom gleichen Bundesligaspiel bei vier verschiedenen Dritten Programmen? Diesen Themen könnt ihr euch annehmen – und nicht nur Dingen, die mit Sex und Privatfernsehen zu tun haben. Nur würden „Bild“ und Co. darüber vermutlich nicht so viel berichten wie über «50 pro Semester».
Mit besten Grüßen,
Manuel Weis