Glenns Gedanken

Bild der Frau

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Bild der Frau

Das Deutschland des 21. Jahrhunderts ist aufgeklärt, tolerant und emanzipiert - zumindest in der Theorie. Denn schaut man sich ein paar der vergangenen und aktuellen TV-Formate an, so fragt man sich manchmal, in welcher Zeit wir eigentlich leben. Insbesondere das vermittelte Frauenbild ist in letzter Zeit höchst fragwürdig.

Viele Mädchen träumen von der großen Karriere und rennen immer noch dem Irrglauben hinterher, dass sie durch das Fernsehen berühmt werden können. Sie wollen nicht mehr von der Hand in den Mund, sondern vom Finger in den Hals leben. Anders ist es nicht zu erklären, dass nach vier Staffeln immer noch ein riesiger Andrang auf Heidis «Topmodels» herrscht. Doch wann haben Sie das letzte Mal eine der bisherigen Gewinnerinnen auf einem Zeitschriftencover gesehen, bzw. können Sie sich überhaupt noch an die Namen erinnern? Einen Schritt weiter geht Viva mit seiner Show «Are U Hot?», in der sich die Bewerberinnen auf ihr Sexappeal überprüfen lassen. Eine Jury, die aus D-Promis von der Resterampe besteht, darf hier das Face und den Body der zahlreichen Probanden bewerten, und ihnen sagen, ob sie hot oder not sind. Ein Hoch auf die Oberflächlichkeit!

Wer selbst keine Lust hat sich anzustrengen, der sollte zumindest reich heiraten. Das denken sich auch die Kandidatinnen bei Sendungen wie «Der Bachelor» oder «Gräfin gesucht». So wirft frau mal eben ihre Würde über Bord und versucht einen ebenso langweiligen wie gelangweilten schmierigen Millionär von ihren Vorzügen zu überzeugen. Hübsch aussehen, tun was einem gesagt wird und bereit sein für Demütigung - so hatte man als Frau auch in früheren Jahrhunderten schon gute Karten.

Da war doch noch was... Richtig! Fast schon in Vergessenheit geraten: In diesem Sommer veranstaltete Til Schweiger die «Mission Hollywood», in der Bewerberinnen auffällig viele Kuss- und Sexszenen nachspielen sollten, so dass man unweigerlich das Gefühl hatte, man sei bei einem Beate-Uhse-Casting. ProSieben machte erst gar keinen Hehl daraus, worum es dem Sender hauptsächlich ging: Hübsche, willenlose Frauen und möglichst viel nackte Haut! Und so schickte man Castingshow «Sommermädchen 2009» auf Sendung, bei der weder die Zuschauer, noch die solariumgebräunten Bikinimädels so richtig wussten, was eigentlich das Ziel der Show war. Was tut frau nicht alles, um mal kurz ihr make-up-verziertes Gesicht in die Kamera zu halten in der Hoffnung, endlich von einem hochrangigen Hollywood-Produzenten entdeckt zu werden.

Doch immer wenn du glaubst, schlimmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ne Doku-Soap her. Und so steht mit «50 pro Semester» schon die nächste Peinlichkeit von ProSieben in den Startlöchern. Im nächsten Jahr begleitet der Sender nämlich männliche Studenten bei dem Selbstversuch, 50 Kommilitoninnen in einem Semester in die Kiste zu bekommen - wenn das mal nicht praxisnaher Unterricht ist. Danke liebes Fernsehen, dass du uns endlich wieder zeigst, was die richtige Rolle der Frau ist. Und da heißt es immer, man(n) würde im TV nichts lernen...

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