«X-Men: Der letzte Widerstand» (RTL)
Nachdem ProSieben in den vergangenen Wochen das Blockbuster Battle mehrfach mithilfe von Comicverfilmungen für sich zu entscheiden versuchte, ist es dieses Mal der Kölner Sender RTL, der mit «X-Men: Der letzte Widerstand» auf ein furioses Comicspektakel setzt. Im dritten Kinoauftritt der mutierten Superhelden dreht sich alles um ein neu entwickeltes Serum, mit dem die amerikanische Regierung plant, Mutationen zu „heilen“ und somit zur Not gewaltsam gegen Mutanten vorzugehen. Dass sich diese davon größtenteils nicht begeistert zeigen, versteht sich von selbst. Während aber die «X-Men» um Charles Xavier (Patrick Stewart) versuchen, eine friedliche Lösung für das Problem zu finden, ist es erneut die Bruderschaft des machthungrigen Magneto (Ian McKellen), die zum Erreichen ihrer Ziele vor nichts zurückschreckt.
Es ist wohl unter anderem der Verfilmung der «X-Men»-Comics geschuldet, dass Hollywood mit Beginn dieses Jahrtausends wieder verstärkt auf den Geschmack von Comicadaptionen kam. Bei einem weltweiten Einspielergebnis von fast 300 Mio. US-Dollar und überwiegend positiver Resonanz demonstrierte Regisseur Bryan Singer («Die üblichen Verdächtigen») mit dem ersten Leinwandauftritt der berühmten Superhelden im Jahr 2000, welches Potenzial tatsächlich in solch einer gezeichneten Vorlage steckt. Daher war es auch wenig verwunderlich, dass die von vornherein auf mehrere Teile angelegte Adaption drei Jahre später ihre Fortführung in «X-Men 2» erfahren konnte, erneut unter der Regie Singers. Das Sequel aus dem Jahre 2003 übertraf sowohl an den Kinokassen als auch in der Fachpresse den ersten Teil, sodass eine weitere Fortsetzung nur eine Frage der Zeit war.
Da sich Bryan Singer damals jedoch mit «Superman Returns» (2006) voll und ganz der Wiederbelebung einer anderen Comicfigur widmete, wurde Brett Ratner als neuer Regisseur verpflichtet. Dieser war zuvor vor allem durch die «Rush Hour»-Reihe sowie als Produzent der Fernsehserie «Prison Break» in Erscheinung getreten. Von Kritikern zwar nicht mehr ganz so überschwänglich aufgenommen, toppte «X-Men: Der letzte Widerstand» aber sogar noch den Erfolg seiner beiden Vorgänger. Schon damals wurden Absichten laut, die Hintergründe einiger Figuren in mehreren Ablegern näher zu beleuchten, bevor ein potentieller vierter Teil der Reihe in Betracht gezogen werden könnte. Mit «X-Men Origins: Wolverine» fand dieses Vorhaben im Jahr 2009 seine erste recht solide Verwirklichung, die aufgrund des erneut sehenswerten Einspiels schon bald in einem zweiten Teil fortgesetzt werden soll. Daneben steht als nächstes das Prequel «X-Men: First Class» auf dem Plan, für das zur Freude vieler Fans Bryan Singer wieder auf den Regiestuhl zurückkehren wird.
OT: «X-Men: The Last Stand» (2006) von Brett Ratner; mit Hugh Jackman, Ian McKellen, Famke Janssen, Patrick Stewart und Halle Berry.
«Next» (ProSieben)
Schon vor zwei Wochen trat ProSieben mit der Adaption einer Science-Fiction-Geschichte den Kampf gegen RTL an. Nach «Jumper» ist es diesmal der Thriller «Next», mit dem der Sender punkten will. Im Mittelpunkt des Films aus dem Jahre 2007 steht der in Las Vegas als Zauberkünstler tätige Cris Johnson (Nicoals Cage), der die Gabe besitzt, zwei Minuten in die Zukunft zu schauen. Als eine Gruppe von Terroristen (u.a. Thomas Kretschmann) einen Atombombenanschlag auf Los Angeles plant, versucht die FBI-Agentin Callie Ferris (Julianne Moore), Johnson erfolglos zu einer Zusammenarbeit zu bewegen, um mit dessen Hilfe den Aufenthaltsort des Nuklearsprengkopfes in Erfahrung zu bringen. Doch auch die Terroristen erfahren bald von Johnsons Fähigkeiten und wollen ihn daher unter allen Umständen aus dem Weg räumen.
Mit «Blade Runner» (1982), «Total Recall» (1990) und «Minority Report» (2002) schufen schon so namhafte Regisseure wie Ridley Scott, Paul Verhoeven und Steven Spielberg äußerst sehenswerte Leinwandadaptionen von Geschichten des 1981 verstorbenen Science-Fiction-Autors Philip K. Dick. Auch «Next» nahm sich im Jahre 2007 eine Kurzgeschichte des berühmten Schriftstellers zur Grundlage. Die Gemeinsamkeiten zwischen «Der goldene Mann», so der Titel der 1954 erschienenen Vorlage, und der Verfilmung fielen dabei jedoch verschwindend gering aus. Für die Regie wurde der Neuseeländer Lee Tamahori verpflichtet, der schon beim Blockbuster Battle der letzten Woche mit dem «James-Bond»-Thriller «Stirb an einem anderen Tag» für ProSieben in den Ring gestiegen ist. Anders als bei jenem Teil der «Bond»-Reihe war Tamahori mit «Next» jedoch kein großer Erfolg vergönnt. So konnte der Science-Fiction-Film erst im weltweiten Kontext mit Ach und Krach seine Produktionskosten einspielen. Da halfen auch die Gastauftritte von Peter «Columbo» Falk sowie vom deutschen Mimen Thomas Kretschmann («Der Pianist», «King Kong») nicht viel.
Schauspieler Nicolas Cage dürfte dies gleich doppelt geärgert haben, übernahm der Oscarpreisträger neben der Hauptrolle doch auch einen Teil der Finanzierung. Auch bei der Kritik fiel «Next» gnadenlos durch. Nach den grandiosen Auftritten von Cage in «Lord of War» und «The Weather Man» (beide 2005) initiierte der Science-Fiction-Film daher zusammen mit der Comic-Verfilmung «Ghost Rider» die ernüchternde Durststrecke in seiner Karriere, die mit den misslungenen Thrillern «Bangkok Dangerous» (2008) und «Knowing» (2009) ihre bedauernswerte Fortführung fand. Erst das im nächsten Jahr in den deutschen Kinos anlaufende Drama «Bad Lieutenant» vom deutschen Regisseur Werner Herzog verspricht wieder Besserung für den einst so erfolgreichen Schauspieler.
OT: «Next» (2007) von Lee Tamahori; mit Nicolas Cage, Jessica Biel, Julianne Moore, Thomas Kretschmann und Peter Falk.
Die Empfehlung von Quotenmeter.de
Die Wahl des Blockbusters am kommenden Sonntagabend dürfte dieses Mal nicht allzu schwer fallen. Obwohl RTL mit «X-Men: Der letzte Widerstand» den schlechtesten Teil der Superheldentrilogie gegen ProSieben ins Rennen schickt, lässt der dennoch solide Actionfilm den miserablen Science-Fiction-Thriller «Next» immer noch mehr als alt aussehen. Mit einer haarsträubenden Geschichte voller übergroßer Logiklöcher und platten Figuren strapaziert letzterer mehr als einmal die Geduld des Zuschauers. Das selten nachvollziehbare Geschehen kommt über uninteressante und wenig fesselnde Belanglosigkeiten nicht hinaus. Trotz der vergleichsweise geringen Laufzeit von rund 90 Minuten will sich daher keine so rechte Spannung einstellen.
Anders sieht es da bei den «X-Men» aus. Zwar rücken im dritten Teil der Mutantenreihe der Anspruch, die Toleranzbotschaft und die sorgfältige Figurenzeichnung der Vorgänger etwas in den Hintergrund, doch weiß die Comicverfilmung durch eine packende Inszenierung und die gewohnt gelungene Besetzung diese Schwächen weitestgehend wett zu machen. Vor allem überzeugt jedoch auch der konsequente Handlungsverlauf, bei dem selbst einige der Hauptcharaktere nicht verschont bleiben. Die bombastischen und diesmal noch mehr im Mittelpunkt stehenden Actionszenen tragen ihr Übriges dazu bei, den Film zu einem ordentlichen Abschluss der «X-Men»-Trilogie zu machen. Die Spezialeffekte sind dabei auch gerade ein weiterer Aspekt, bei dem «Next» aufgrund mieser Computeranimationen eindeutig den Kürzeren zieht. Der Science-Fiction-Film bleibt somit insbesondere auch angesichts des verschwendeten Talents von Nicolas Cage ein einziges Desaster, dem sein zwar überraschender, jedoch lächerlicher Schlusstwist noch die Krone aufsetzt. Schade um die gute Vorlage eines großen Schriftstellers.
Der Sieg geht an «X-Men: Der letzte Widerstand» um 20.15 Uhr bei RTL.