Inhalt:
Von hier weg zu müssen war das Schlimmste was mir passiert ist. Das Meer war mein Zuhause, mein Rückzugsort. Andere Kinder hatten eine Familie, ich hatte andere Verbündete. Sie sind riesig, sanft, sie gehörten zu meinem Leben. Ich war überzeugt davon, dass sie mich beschützen. Und jetzt ... Ich wünschte so sehr, ich könnte das auch. Beschützen.
Anna Waldmann sieht sich mit ihrer rebellischen Tochter überfordert. Nachdem diese einen Autounfall mitverschuldet, trifft sie die Entscheidung, ihren Vater Joe in Neuseeland zu besuchen, um Charlotte aus ihrem unvorteilhaftem Umfeld zu reißen. Die Beziehung zwischen Anna und ihrem Erzeuger war allerdings nie von beeindruckender Liebe geprägt, weshalb der prominente Walforscher nur bedingt Zeit für die beiden Gästen aufwendet. Immerhin gibt es Wichtigeres zu tun. Die Firma Gasonec hat vor, eine Bucht, die oftmals von Walen durchquert wird, für Öhlbohrungen zu nutzen. Nicht wenige Anwohner antworten auf dieses Bestreben mit Demonstrationen, andere hingegen begrüßen den Fortschritt. Anna macht Bekanntschaft mit seltsamen Bürgern wie dem Außenseiter Chris, dem Bürgermeister Thompson und dem Biologen Eric Cluster, doch mit dem unerwartetem Tode ihres Vaters wendet sich das Blatt augenblicklich: Gasonec beginnt mit Vermessungen, da der Befund angeblich eingetroffen ist. Anna bezweifelt dies stark und begibt sich auf die Suche nach der Wahrheit.
Darsteller:
Veronica Ferres («Die Patin») ist Anna Waldmann
Christopher Lambert («Highlander») ist Chris Cassel
Mario Adorf («Die Rote Zora») ist Johannes Waldmann
Alicia von Rittberg («Romy») ist Charlotte Waldmann
Clemens Schick («Casion Royale») ist Eric Cluster
Elena Uhlig («Mit Herz und Handschellen») ist Rena Capelli
Fritz Karl («Zodia – Der Horoskop-Mörder») ist Steven Thompson
Kritik:
“Anna ist eine unterkühlte Frau. Sie hat keinen Job, keinen Mann und Probleme mit der Wohnung. Sie gelangt an einen Punkt, an dem sie nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll.“, so Veronica Ferres gegenüber der Zeitschrift TV Digital. Auch wenn der Zuschauer den ersten Sachverhalt, insofern er denn auffällt, als irrelevant betrachtet, Christopher Lambert die Lösung für Problem zwei darstellt und der letzten Aspekt im Film keine Sekunde lang behandelt wird, trifft der Terminus „unterkühlt“ den Charakter der Protagonistin recht gut. Ferres hat zwar bereits bessere Leistungen vollbracht, spielt aber auch Anna Waldmann den Verhältnissen entsprechend beeindruckend. Die Figur kann schlicht keinerlei Facetten aufweisen, besitzt keine Tiefe und fungiert meist als vor Klischees triefendes, vorhersehbares Symbol der stereotypischen Heldin.
Die anderen Teile des Werkes «Das Geheimnis der Wale» sind durchaus gelungen, wenngleich jegliche Ereignisse vorauszusehen sind und man so gut wie nie überrascht wird. Optisch und akustisch überzeugt man auf voller Linie: Die Kamerafahrten über Gebirge und Gewässer sind treffend gewählt und die musikalische Untermalung ist ebenfalls ausgezeichnet. Auch die am Computer erstellten Meeressäuger wirken äußerst real, ebenso wie die Attrapen jener Wale, die an Land stranden und ihr Leben lassen müssen. Befremdlich ist, dass Synchronisation auf das natürliche Stimmorgan trifft. "Highlander" Lambert beispielsweise wurde von seinem Stammsprecher Thomas Danneberg (unter anderem die deutsche Stimme von John Travolta und Sylvester Stallone) synchronisiert, weshalb die Diskussionen zwischen seinem Charakter und dem Ferres' oftmals seltsam und uneins wirken.
Ohnehin springt der Funke bei den beiden nicht wahrhaftig über. Selbst das alleinige Lesen der Darstellerliste macht offensichtlich, worauf es zwischen Chris Cassel und Anna Waldmann hinaus laufen wird. Glaubhafter als die Züge jener Beziehung ist die schwache Verbindung, die Anna und ihren Vater Johannes auszeichnet. Doch selbst der großartige Mario Adorf scheiterte an Gasonec und bildete den Stein des Anstoßes, der die Geschichte erst richtig ins Rollen bringt. Bis zu diesem Zeitpunkt sah man sich lediglich durchschnittlicher, wenig aussagekräftiger Fernsehkost gegenüber, die durch unverkennbare Schablonen zu Papier fand: Der reproduktive Disput zwischen Mutter und Tochter, der überaus zuvorkommende Bürgermeister mit Hintergedanken und der wolkenumhangene Konzern mit unachtbaren Absichten. Im weiteren Verlauf steigert sich die Spannung des ersten Teils jedoch merklich, bis die Irrungen der Geschäfte der verhassten Firma und die Niedertracht der einzelnen Persönlichkeiten in einem Ende münden, das exzellent in Szene gesetzt wurde. Heimlicher Star der Sequenz ist Clemens Schick als Eric Cluster, der seine merkwürdige Rolle auch darüber hinaus begnadet verkörpert.
Die Auflösung des Cliffhangers ist wiederum deutlich abzusehen und furchterregend einfallslos. Dennoch nimmt der zweite Teil kräftig an Fahrt auf und lenkt die Schicksale der Personen nach teilweise überfüllten Sequenzen rasant einem deutlich strukturierten, überschaubarem Ende entgegen, das niemanden überraschen, doch den Großteil des Publikums selbstredend glücklick stimmen wird. Die abschließende Szene wirkt allerdings fehl am Platze und erweckt den Eindruck eines lachhaften Werbespots, der nur zu gern ein aufrüttelnder Weckruf wäre. Dies schien neben ordnungsmäßiger Unterhaltung das Ziel gewesen zu sein, doch Ambitionen des Einsatzes von Action, Anspruch und zweier Liebesgeschichten ließ bereits die Charaktere verblassen, weshalb die lehrreiche Walthematik stattdessen sehenswerter Unterhaltung weichen musste, um zumindest teilweise für Aufmerksamkeit zu sorgen.
Das ZDF zeigt «Das Geheimnis der Wale» am 3. und 4. Januar 2010, um 20:15 Uhr.