Die Kritiker

«Tatort: Weil sie böse sind»

von

Story


Der allein erziehende Vater eines autistischen Sohnes Rolf Herken hat es nicht leicht: Da er sich zudem finanziell in die Enge getrieben fühlt, weiterhin in seinem Job eher Rückschläge erleidet, statt Fortschritte zu machen, sucht er händeringend nach Hilfe. Die meint er mit der gut betuchten Familie Staupen gefunden zu haben. Herken macht sich auf zum Anwesen der Familie, wo er um Hilfe für seinen Sohn bittet. Aus seinen genealogischen Studien glaubt er zu wissen, dass sich deren und seine Vorfahren schon einmal im Mittelalter begegnet sind und dass die Familie Staupen seine Familie damals übervorteilt und ihren bis zum heutigen Tag anhaltenden Wohlstand darauf begründet hat. Auch damit konfrontiert er den Hausherren, der sich darauf aber nicht einlässt, sondern mit den Vorwürfen konfrontiert Rolf Herken solange demütigt und provoziert, ehe dieser ihn im Affekt erschlägt.

Wenig später entdeckt Sohn Balthasar Staupen die Leiche und auch die Videoaufnahme der Tat. Doch statt das Beweismaterial der bald darauf eintreffenden Polizei auszuhändigen, schützt er Rolf Herken vor den Ermittlern, sucht ihn wenig später auf, um ihm für die Tat zu danken. Bald wird klar, dass Balthasar Staupen noch andere Pläne mit Herken hat, denn mit seiner korrupten Familie möchte der reiche Erbe abrechnen – im Gegenzug verspricht er dem Sohn von Herken zu helfen. Wird er sich darauf einlassen? Die Frankfurter Kommissare Fritz Dellwo und Charlotte Sänger vermuten den Täter im engsten Familienkreis, doch alle haben ein Alibi für die Mordnacht. Die Ermittlungen geraten immer mehr in eine Sackgasse. Da werden kurz hintereinander der Bruder und die Schwester des Ermordeten tot aufgefunden.

Darsteller


Andrea Sawatzki («Entführt», «Tatort») ist Kommissarin Charlotte Sänger
Jörg Schüttauf («Tatort») ist Kommissar Fritz Dellwo
Peter Lerchbaumer («Tatort») ist Rudi Fromm
Thomas Balou Martin («Tatort») ist Staatsanwalt Dr. Scheer
Milan Peschel («Zwölf Meter ohne Kopf») ist Rolf Herken
Matthias Schweighöfer («Zweiohrküken») ist Balthasar Staupen
Markus Boysen («Crashpoint») ist Reinhard Staupen
Adele Neuhauser («Mein Flaschengeist und ich») ist Freya Staupen
Peter Davor («Morgen früh, wenn Gott will») ist Mike Staupen

Kritik


Obwohl man schon in der Anfangssequenz des Films erfährt, wer der Täter ist, gelingt es dem «Tatort: Weil sie böse sind» durchweg Spannung aufzubauen. Als Zuschauer fühlt man sich in die Rolle des Bösen hineinversetzt, sieht die Geschichte fast ausschließlich aus deren Perspektive, beobachtet zugleich wie die Ermittler im Dunkeln tappen und erst nach und nach die Zusammenhänge durchschauen. Doch viel interessanter als die Spurensuche der Kommissare ist in diesem «Tatort» des HR, wie sich die Geschichte um den Täter und seinen späteren Anstifter entwickelt. Denn schließlich soll es nach dem Plan des Sohnes des Ermordeten noch weitere Abrechnungen in der Familie geben. Der Täter, der eigentlich nur im Affekt diese Tat begangen hat, wird von ihm dabei angestiftet, erpresst und am Ende sind es auch noch Zufälle, die eine Rolle spielen. So wird ein Netz gesponnen, das für Spannung in dem Krimi sorgt.



Doch damit nicht genug: Das Drehbuch von Michael Proehl hält noch viele Facetten bereit, die das Böse zu bieten: Intrigen oder Manipulationen beispielsweise ebenso wie bewusste Täuschungen und hinterhältige Fallen. Zudem stiehlt das Täterduo den Ermittlern auch noch desöfteren die Show. Die Rolle des manipulativen Rächers, der sich selbst nicht die Hände schmutzig macht, aber geschickt seinen Verbündeten zu weiteren Taten aufstachelt, verkörpert Matthias Schweighöfer mit Bravour. Zudem rückt er seine Figur zunehmend in den Vordergrund, was die beiden Ermittler gespielt von Andrea Sawatzki und Jürgen Schüttauf in den Schatten stellt. Regisseur Florian Schwarz hat dies zudem gut in Szene gesetzt. Eine kleine Nebengeschichte der Kommissare gibt es in dem «Tatort» dann doch noch. So haben die beiden Ermittler zwischenzeitlich einen kleinen Konflikt, weil sie im Wirrwarr um einen neu zu besetzenden Posten ein wenig aneinander geraten und dann kein Wort mehr miteinander sprechen. So ist dann der eine über die Schritte des anderen nicht informiert, was ihren Vorgesetzten, um dessen Posten es schließlich geht, verwundert. Das mag durchaus interessant sein, da Sawatzki und Schüttauf demnächst ohnehin nicht mehr für den HR vor der Kamera stehen und im hessischen «Tatort» ein neues Ermittlerteam in der zweiten Jahreshälfte 2010 an den Start gehen wird, was storytechnisch auch verarbeitet werden muss. Doch bei diesem Fall ist diese Nebenhandlung ein wenig störend.

Letztlich überzeugt der «Tatort» des Hessischen Rundfunks aber durch eine gute Story sowie eine ansprechende Umsetzung. Da der Spielfilm kaum Mängel offenbart, zählt er zu den besseren Folgen der Krimi-Reihe. Ein kontinuierlicher Spannungsaufbau, obwohl der Täter eher unüblich schon zu Beginn bekannt ist, sowie einige actionreiche Szenen wie auch die diversen Konflikte innerhalb der Beziehungsgeflechte runden den «Tatort: Weil sie böse sind» ab. Auch das Ende ist dramaturgisch gut gewählt.

Das Erste zeigt den «Tatort: Weil sie böse sind» am Sonntag, den 03. Januar 2010 um 20.15 Uhr.

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