Die Zehn

Zehn Dinge, die «Eine wie keine» zum Problem machen

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Die Sat.1-Soap mit Marie Zielcke ist derzeit das Sorgenkind am Vorabend: Die Übersättigung durch tägliche Serien ist dabei vielleicht das kleinste Problem – einige sind nämlich hausgemacht.

Fehlende Romantik
Das vielleicht entscheidende Problem der Serie ist, dass das Verhältnis zwischen Hauptfigur Manu Berlett und ihrem Love Interest Mark Braun nicht passt. Es fehlt schlicht an Romantik – das ist kein neues Problem für den Sender Sat.1: Ähnliches haben die Macher schon bei «Verliebt in Berlin 2» erlebt, aber offenbar vergessen, dass genau deshalb nie etwas aus Nora und Bruno wurde. Dabei ist doch Romantik das Wichtigste bei einer täglichen Serie, die den Telenovela-Regeln folgen will. Anders wollte sie sein, die Serie «Eine wie keine» - aber anders geht eben nicht. «Sturm der Liebe»-Chefautor Dr. Peter Süß stellte richtigerweise fest, dass eine Telenovela „die Variation des Immergleichen ist. Hier stört ganz klar auch der Aspekt, dass Manu Mutter eines Grundschulkindes ist und man eigentlich das Gefühl, dass diese intakte Beziehung ohnehin viel wichtiger ist als die große Liebe, die eigentlich im Mittelpunkt eines solchen Formats stehen sollte.

Wo ist das Problem der Beiden?


Ein weiterer Grund für die geringe Akzeptanz der Serie liegt wohl darin, dass das spannende Problem der beiden nicht offensichtlich ist. Wieso können denn Manu und Mark nicht zusammenkommen? Lisa Plenske in «Verliebt in Berlin» war schlicht zu hässlich für David, Anna Polauke war zu schüchtern und fiel Jonas deshalb nicht auf. Und Manu? Sie ist jetzt schon eine große Hilfe für den teils einfach nur arroganten Mark Braun. Das eigentliche Problem liegt also nur beim Love Interest, der irgendwann einfach seine Einstellung ändert und Manu toll findet. Das liefert jedoch zu wenig Spannung, was angesichts der obendrein noch fehlenden Romantik vor allem für junge Frauen uninteressant ist. Genau dieser Punkt war übrigens auch für das Scheitern der Sat.1-Serie «Schmetterlinge im Bauch» verantwortlich. Auch hier haben die weiblichen Zuschauer nie verstanden, wo eigentlich die Barriere zwischen Nelly und Nils liegt. Das ist zwar ein Problem, das es im wahren Leben grundsätzlich gibt – schließlich gibt es diese manchmal einfach nicht – genau deshalb will man so etwas im Fernsehen aber wohl nicht sehen.

Der Charakter Manu Berlett
Nicht ganz schlüssig wird man zudem aus der eigentlichen Hauptfigur, die sicherlich für die Macher sehr interessant zu schreiben ist, am Bildschirm des Öfteren aber nicht wirklich gut ankommt: Manu ist eine Rotzgöre, die das Herz auf der Zunge trägt. So wären viele Frauen möglicherweise gern – und die Grundausrichtung ist auch nicht gänzlich verkehrt – einzig die Tatsache, dass Manu bislang nie etwas dazugelernt hat – oder es sich lediglich vornahm gewisse Dinge aus Erfahrungen mitzunehmen – macht die Figur in ihren Grundzügen nicht sympathischer. Man könnte sagen: Die eigentliche Heldin der Serie kann ganz schön nerven. Dringend nötig wäre zudem ein Umstyling, die optische Kopie von Julia Roberts in «Pretty Woman» hat letztlich nichts gebracht. Den Kaugummi, den Manu Berlett gerne mit ihren Zähnen bearbeitet, kann man dann auch direkt in den Mülleimer wandern lassen.

Die Besetzung von Manu Berlett


Keine Frage: Marie Zielcke macht ihre Sache als Manu Berlett überaus gut – und es mag wohl wirklich so sein, dass keine andere Schauspielerin die Rolle besser spielen könnte. Wenn man aber die Rolle anders anlegt - so wie es vielleicht von Anfang an gut gewesen wäre – dann wäre es der sicherere Weg gewesen, auf ein Gesicht zu setzen, dass Telenovela-Fans bekannter ist. Natürlich hätte man dann wieder auf die Riege der Ex-«GZSZ»-Darsteller setzen müssen. Mit Rhea Harder spielte aber eine tolle Schauspielerin im ersten Teaser die Figur von Manu Berlett. Beim Soappublikum, das Sat.1 ohne Frage erreichen will, wäre sie zumindest bekannter und wohl auch beliebter gewesen.

Die Farbigkeit


Ein weiteres großes Problem ist das Problem, das auch Manu Berlett hat: Sie fühlt sich eigentlich in der Welt von «Eine wie keine», dem glanzvollen Hotel Aden, nicht wirklich wohl. Gäbe es dort mit Manu Berlett eine Figur, mit der man sich zu hundert Prozent identifizieren kann, dann wäre dies wohl weniger ein Problem. Mit dem Lieblingscharakter, der sich - wie man selbst – auch schwer tut, könnte man die Welt des Hotels ergründen. Weil Manus Charakter aber eben genau dies nicht ist, wirkt die gezeigte Welt jedoch oftmals fremd und überaus hochnäsig. Die Macher erklärten im Vorfeld, dass man nicht nur die Reichen und Schönen zeigen wolle, sondern eben auch ein anderes Bild von Berlin: Die Wohnung von Manu, ihrem Ex-Mann, die Döner-Bude… Diese Szenen nehmen im Vergleich zu den Hotel-Szenen jedoch wenig Platz ein.

Die Nebengeschichten


Eine gute Telenovela, oder Daily Soap, lebt immer davon, dass neben der eigentlichen Hauptstory auch ein bis zwei überzeugende Nebengeschichten erzählt werden. Bei «Eine wie keine» überzeugt bis dato jedoch keine: Weder die Azubi-WG im Hotel reißt inhaltlich vom Hocker, noch die Männersuche von Manus Freundin Eva. Der Abschuss ist der Designer-Plot rund um Emily, einer Designerin, die eigentlich nichts von Mode versteht. Natürlich – die Story soll skurril sein und will wohl selbst auch gar nicht allzu ernst genommen werden – aber wenn sonst schon nicht alles passt, dann wird eine solche Geschichte ebenfalls zum großen Problem. Designerin Emily sollte die Serie also schnellstens komplett verlassen.

Die restliche Hauptcast


Ganz davon abgesehen, dass der Hauptcast deutlich zu groß ist, wurde er teilweise auch falsch besetzt. Wieso der trockene Barkeeper fast schon zwanghaft immer wieder ins Geschehen gerückt wird, um irgendwann ein paar belanglose Sätze zu sprechen, ist absolut unklar: Natürlich – als tägliche Serie können solche Figuren später einmal eine eigene Geschichte bekommen und so Stoff für viele Episoden liefern. Derzeit ist sein Auftreten jedoch alles andere als von Belang. Nicht weiter schlimm, könnte man denken: Weil es mit Süleymann und Frau Aden aber weitere solcher Figuren gibt, entsteht eine gewisse Überforderung angesichts der Masse der Charaktere. Schlicht fehlbesetzt ist übrigens die Rolle der Chris – Sophia Thomalla gibt in der Serie keine gute Figur ab. Allerdings dürfte dies auch schwer fallen, da die Autoren es mit ihr nicht sonderlich gut meinten: Chris ist eine Figur, die wohl nur die wenigsten Zuschauer mögen.

Die Antagonisten
Wo wir schon bei den Antagonisten angekommen wären: Hauptfiesling der Serie ist sicherlich Philipp Sachs und – auf privater Ebene von Manu - Lindi. Ganz abgesehen davon, dass hier lediglich Philipps Rolle gelungen ist (Lindi ist einfach unausstehlich und dazu unglaublich schlicht) wäre es damit schon gegessen gewesen. Man hätte klare Verhältnisse gehabt und in gut und böse einteilen können. In «Eine wie keine» haben die Macher aber noch etliche weitere Antagonisten gesteckt, was zu einem unüberschaubaren Wirr-Warr aus Intrigen führt. Mark Braun hat seine Verlobte Alexandra (sehr gut spielt von Ivonne Schönherr) wohl bald als Gegenspielerin und auch Manu dürfte ihre Bissigkeit noch zu spüren bekommen. Weitere Fieslinge sind Gina Pollodoro, die Marks Rivalin ist. Hinter der stellvertretenden Leiterin des Hotels dackelt Carlo Pisani (der Rollenname dürfte den wenigsten Zuschauern geläufig sein – und das nach fast zwei Monaten!) her, der als eine Art Lakai diverse Bespitzeleien übernehmen soll. Und zu allem Überfluss kommt dann noch die heimlich in Mark verliebte Assistentin hinzu, der weder Marks Beziehung zu Alexandra Aden passt und natürlich schon gar nicht, dass sich der Hoteldirektor so gut mit Manu versteht.

Der Starttermin


Für die schlechten Quoten sind allerdings nicht nur die Kreativen verantwortlich, die ja einiges auch richtig gemacht haben. Der Starttermin – kurz vor der heißen Weihnachtsphase – ist durchaus etwas unglücklich. Nicht jedes Format startet so stark ein wie «Verliebt in Berlin»: Dass sich neue Formate kurz vor Weihnachten kaum etablieren können, zeigte die neunte Staffel von «Big Brother» sehr anschaulich. Besser wäre also ein Beginn noch im Oktober oder dann erst Mitte Januar gewesen.

Das sonstige Umfeld


Sat.1 ist auch Ende 2009 noch kein Sender gewesen, der „In“ ist. Man ist nicht „Talk of the Town“, wie ProSieben-Chef Thilo Proff über seinen Kanal sprach. Neue Formate tun sich deshalb doppelt schwer. Sind sie dann nicht perfekt justiert, ergibt sich zweifelsohne ein Quotendesaster. Dass noch nichts zu spät ist, hat die Telenovela «Anna und die Liebe» 2008 bewiesen. Auch sie steckte im Quotensumpf, wenngleich auch nicht ganz so tief wie aktuell «Eine wie keine». Eine Stärkung von Sat.1, ein funktionierendes «Kerner»-Magazin und eine durchgängig starke Primetime würden also auch der neuen Soap helfen.

Außerdem zum Thema: Die neue Quotenmeter.de-Rubrik Statistisch gesehen - Zahlenspiele rund um Quoten.

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