Glenns Gedanken

Big Brother - The Revolution

von
Am Montag geht es wieder rund: Die bekannteste TV-WG Deutschland öffnet ihre Pforten.

Es ist soweit: «Big Brother» geht in die sage und schreibe 10. Runde. Man kann nur anerkennend den Hut ziehen. Wer hätte gedacht, dass dieses Format einfach nicht totzukriegen ist und auch zehn Jahre nach dem Debüt noch genügend Zuschauer vor die Bildschirme lockt?

Freilich hat «Big Brother» nicht mehr die gesellschaftliche Relevanz, die es schonmal hatte. Man erinnere sich nur daran wie alles anfing. Täglich zur Primetime um 20.15 Uhr sendete RTL II die erste Staffel und erreichte traumhafte Einschaltquoten und Marktanteile von regelmäßig 20% in der Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen. Zlatko und Jürgen wurden im Jahr 2000 zu regelrechten Medienstars, tingelten durch zahlreiche Talkshows, waren auf den Titelblättern aller Zeitschriften und nahmen mehrere CDs auf. Ihr gemeinsames Medley «Großer Bruder» stand sogar wochenlang auf Platz 1 der deutschen Musikhitparade. Der Erfolg konnte mit der zweiten Staffel und ebenso kultigen Bewohnern wie dem Nominator Christian Möllmann und der Gewinnerin und heutigen 9 live-Moderatorin Alida Kurras noch gesteigert werden. Der große Bruder RTL stieg in das damals umstrittene Format ein und sendete fortan erfolgreich die Entscheidungsshow am Samstag zur Primetime und war die erste größere Herausforderung für Moderator Oliver Geissen. Zahlreiche Ex-Bewohner nahmen ebenfalls CDs auf und konnten diverse Chartserfolge feiern. Sie sollten das böse Omen für kommende «DSDS»-Sänger sein.

Nachdem die dritte Staffel floppte, ging das Medieninteresse an Big Brother merklich zurück. Die folgenden Staffeln liefen nun wieder ausschließlich bei RTL II und waren auch nicht mehr zur Primetime, sondern bereits um 19 Uhr zu sehen. Das Konzept wurde mehrere Male verändert. So wurde der Wohnbereich in arme und reiche Bereiche eingeteilt und die Bewohner kämpften fortan in Matches und Challenges um den Komfort des «Big Brother»-Hauses. In der sechsten Staffel gab es sogar ein richtiges «Big Brother»-Dorf mit mehreren Häusern. Solche Konzeptänderungen waren bei den Fans immer umstritten, waren aber letztendlich notwendig um das Format am Leben zu halten. Immerhin hatte die Sendung zuletzt noch eine Stammzuschauergemeinde von rund einer Million.

Der große Bruder läutete den Reality-Boom im deutschen Fernsehen ein und ist auch heute noch sehenswert, auch wenn die Bewohner längst nicht mehr zu Stars werden. Doch «Big Brother» ist eines der wenigen Formate, die die Bezeichnung 'Reality-TV' wirklich verdienen. Denn im Gegensatz zu diversen inszenierten Dokusoaps wie «Mitten im Leben!» oder «Familien im Brennpunkt» handeln die Darsteller beim großen Bruder nicht nach Drehbuch, sondern bleiben authentisch. Nun ja, so authentisch man eben sein kann, wenn man weiß, dass man Tag und Nacht von Kameras beobachtet wird.

Ich wünsche «Big Brother» zum Jubiläum alles Gute und vor allem ein besseres Gespür für tolle Bewohner und ein kluges Konzept für die 10. Staffel. Ich würde mich außerdem freuen, wenn das Haus künftig nicht mehr ausschließlich von Stripperinnen, Animateuren und tätowierten Motorradfahrern bevölkert werden würde. Wie wäre es denn mal mit einem Senioren-«Big Brother» mit Bewohnern ab 65? Die hätten wenigstens was zu erzählen und die Gesprächsthemen würden sich nicht nur Sex, Aussehen und Sex beschränken.

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