Die Kritiker

«The Listener» (1x01)

von

Inhalt:


Toby Logan scheint auf den ersten, flüchtigen Blick ein gewöhnlicher 25-jähriger Rettungssanitäter zu sein, der in Toronto mit stereotypischen Problemen eines solchen zu kämpfen hat, doch sieht man genauer hin, so wird man Träger eines behühteten Geheimnisses: Toby hört die Gedanken anderer Menschen – Er versucht allerdings diese auszublenden, um sein Leben auf normalem Wege zu bewältigen. Während er mit seinem Partner und Freund Oz auf dem Weg zur Arbeit ist, durchfluten ihn die Szenen eines Autounfalles und die Gefühle der in diesen verwickelten Frau. Im nächsten Moment wird deutlich, dass es sich um keine Zukunftsvision oder ähnliches handelt: Toby und Oz erblicken das Fahrzeug, dessen beschädigter Tank zu explodieren droht. Die beiden Sanitäter zögern nicht und befreien die Frau aus ihrer misslichen Lage. Zumindest glauben sie das.

Im Folgenden muss Toby mithilfe seiner Gabe erkennen, dass der Sohn der verletzten Frau entführt wurde, diese das allerdings der Polizei gegenüber nicht zugeben kann, da sie um das Leben ihres Nachwuchs fürchtet. Toby, der sich lediglich seinem Mentor und Freund Ray Mercer anvertrauen kann, nimmt die Angelegenheit in die eigene Hand. Währenddessen hat er mit der misstrauischen Ordnungshüterin Charlie und seiner On/Off-Freundin Olivia zu kämpfen.

Darsteller:


Craig Olejnik («Flower & Garnet») ist Toby Logan
Lisa Marcos («King's Ransom») ist Charlie Marks
Enis Esmer («Billable Hours») ist Osman “Oz“ Bey
Mylène Dinh-Robic («Da Vinci's City Hall») ist Olivia Fawcett
Colm Feore («24») ist Ray Mercer

Kritik:


Einerseits könnte man hohe Erwartungen an «The Listener» setzen, obgleich es seitens RTL II mit dem - selbstverständlich überaus trefflichen - Beititel “Der Gedankenjäger“ versehen wurde (Der Bezahlsender Fox Channel hatte mit "Hellhörig" aufgewartet). Ausführende Produzentin ist immerhin Christina Jennings, Vorsitzende von Shaftesbury Films und Schöpferin der großartigen Serie «ReGenesis», die in Deutschland klaglos unterging. Zudem sind jegliche Darsteller weitgehend unbekannt und demnach nicht durch eine besondere Rolle belastet. Auf der anderen Seite mag letztgenannter Punkt auch ein Nachteil sein. Außerdem ist es auch Christina Jennings nicht möglich aus einem durchschnittlichen Drehbuch, durchschnittlichen Schauspielern und durchschnittlichem Budget eine außerordentliche Serienepisode zu kreieren.

Das Format hat schlicht zwei immense Schwächen, die prinzipiell alles zu Grunde richten. Zum Einen sind die Beziehungen der Charaktere untereinander in keinster Weise glaubhaft oder von Intensität geprägt. Toby und Oz verbindet keine innige Freundschaft, doch vermeintlich hat man es darauf gar nicht abgezielt – Es scheint, als wäre eine Gruppe an Nihilisten am Werk gewesen. Auch die Zuneigung des Protagonisten zur Krankenschwester Olivia erscheint unwirklich, dies ändert sich im Übrigen nicht in den folgenden Episoden, so viel sei verraten. Etwas mehr sexuelle Spannung entsteht hingegen zwischen Toby und Detective Marks. Dennoch: Keine Figur besitzt Tiefe, selbst Tobys innerer Konflikt und Vergangenheit erscheinen farblos und irrelevant. Anders gesagt ist jede einzelne Person völlig entbehrlich, austauschbar.

Neben den Charakteren ist das zweite Element das Crime-Milieu, schließlich handelt es sich mehr oder minder um eine Krimiserie, die durch gewisse neue, unbekannte Faktoren ansprechend für den Zuschauer sein soll. Zu dessen Leidwesen ist der Fall der Woche zumeist unfassbar simpel gestrickt und regt nicht zum Nachdenken an. Da Toby zudem weder Bad noch Good Cop ist, gerät er zwar in mutmaßlich gefährliche Situationan, aber niemals wahrhaftig in die Schusslinie. So auch in der ersten Episode “Die Gabe“: Eine Frau sieht einen Mord, woraufhin der Täter es auf sie abgesehen hat. Es gibt nicht mehrere Verdächtige, es gibt keine undurchsichtigen Motive und Ereignisse. Toby hat von Anfang durch die intensiven Gedanken der Frau ein Bild des Mörders erhalten, den er im Nachhinein augenblicklich erkannt.

Da Toby selbst allerdings sympathisch ist, dem Bösewicht durch Darsteller Greg Bryk Leben eingehaucht wird und durchschnittliche Unterhaltung geboten wird, die den Betrachter lediglich zu einem geringen Bruchteil beansprucht, könnte man für unspektakuläre Samstagnachmittage durchaus Gefallen an «The Listener» finden. Die Zeit totschlagen kann man mit der Serie ohnehin. Die Hoffnung auf ein Charakterdrama oder große Spannungsmomente kann man dessenungeachtet getroßt ablegen. Dennoch sollte jemand für die Worte “Der Gedankenjäger“ verantwortlich gemacht werden. Man sollte meinen, es gäbe Grenzen. Irgendwo.

RTL II zeigt die Free TV-Premiere von «The Listener» am Samstag, den 30. Januar 2010, um 20:15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/39493
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