Am Dienstag startet die dritte Staffel der preisgekrönten Krimiserie «Kriminaldauerdienst». Eine Vorschau auf ein hochgelobtes Format.
Die düster anmutenden Szenerien, die dubiosen dunklen Gassen, der brennende Großstadtgeruch von Kreuzberg, die Menschen. Berlin-Kreuzberg ist das, was in den Medien als „sozialer Brennpunkt“ bezeichnet wird. Zahlreiche Verarmte, Migranten unterschiedlichster Herkunft, viele Plattenbauten, das ehemalige Bindeglied zwischen Ost- und Westdeutschland. Kreuzberg ist ein eigener Mikrokosmos innerhalb der deutschen Hauptstadt. Nur wenige Fernsehsendungen können diesen so authentisch und greifbar nah schildern und beschreiben wie die Krimiserie «KDD – Kriminaldauerdienst».
Am Dienstagabend startet das mittlerweile mehrfach preisgekrönte Format in die dritte und zu 90 Prozent die letzte Staffel bei arte – später folgen die Ausstrahlungen im ZDF. Ein Abschied, der schwerfällt, ob der Durchschnittskost zahlreichen deutscher Kriminalserien, von denen mittlerweile die gefühlte Hälfte «SOKO»-Ableger sind. Gerade weil «KDD» so schonungslos anders war als die gewohnte seichte Polizeikost am ZDF-Vorabend, wurde sie wohl eingestellt. Zum Ende der Serie ließen die Mainzer knapp einen Satz verlautbaren: „Die Geschichten sind auserzählt.“ Die Quoten des Formats waren zwar schlecht und unter den Werten der anderen ZDF-Krimiserien, doch dafür wurde es von Kritikern hochgelobt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderen dem Bayerischen Fernsehpreis und dem Adolf-Grimme-Preis. Jedoch schickte das ZDF seine Serie in einen aussichtslosen Kampf, gleich mehrfach musste sich das Format gegen die Fußball-Europameisterschaft behaupten. Die Marktanteile wurden zwar einstellig, dennoch hielten zwei Millionen Bundesbürger bis zum Finale durch.
Noch achtmal dürfen die Zuschauer mit Tätern und Opfern mitfühlen, noch achtmal das Leid der Polizisten vom „Referat Verbrechensbekämpfung des Kriminaldauerdienstes V.“ mitfühlen, noch achtmal lebendige, authentische Geschichten um die Verlierer der Gesellschaft erleben. Die Intensität, mit der Regie und Produktion die Fernsehbilder auf den Zuschauer loslassen, wird besonders durch hektische Kamerafahrten, verstörende Einstellungen und hervorragend geschriebene Dialoge erreicht. Das exzellente Schauspieler-Team, das auch innerhalb der Serie ein funktionierendes Ermittler-Team darstellt, tut sein Übriges zur erschreckenden Authentizität, die «KDD» erweckt.
«KDD - Kriminaldauerdienst» ist mehr als nur eine Polizeiserie. Sie ist vor allem eine Milieustudie einer kulturellen Autonomie innerhalb des wahnsinnig machenden Großstadtlebens. Sie zeigt die Menschen Kreuzbergs und deren psychologische Abgründe, sie verurteilt die Täter allerdings nicht, sondern beleuchtet wenig antagonistisch auch das Leid, das die Täter erleiden mussten und erschließt ihre dann sogar logisch und erklärbar erscheinenden Motive für ihre Verbrechen. «KDD» zeigt Menschen, die von der Gesellschaft gebrochen wurden. Obwohl sie doch nur ins Leben zurückfinden wollten. Und eine Mannschaft von Verbrechensaufklärern, deren Schicksal berührt und aufwühlt. Schade, dass abermals hohe Qualität im deutschen Fernsehen zugunsten der Einschaltquote weichen muss.
arte zeigt die dritte Staffel in Erstausstrahlung ab Dienstag um 22.15 Uhr.