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Wenn Andreas Bartl sich künftig hauptsächlich um Sat.1 kümmert, dann findet er im Programm eine ganze Reihe an Baustellen vor: Baustellen, die von Guido Bolten kommen, aber auch Baustellen, die er abgenickt hat. Warum Sat.1 freitags immer noch auf Shows setzt, versteht kein Medienexperte. Die German Free TV Group beharrt allerdings auf dieser Ausrichtung, glaubt noch immer an einen möglichen Erfolg. Den Rest der Primetime füllt man – mit Ausnahme des Sonntags – mangels Alternativen mit Spielfilmen, die zwar gut laufen, dem Sender aber kein Gesicht geben. Genau dies zu ändern wird eine längerfristige Aufgabe Bartls sein: Er muss den Stein anschieben, letztlich wird er aber wohl die Ernte nicht einfahren, geht man doch davon aus, dass er maximal ein Jahr die Stricke in der Hand haben wird, ehe er wieder komplett in den Konzernvorstand zurückwechselt.
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Eine weitere Baustelle, der sich Andreas Bartl umgehend widmen muss, ist der Vorabend: Hier schlagen sich «K 11»-Wiederholungen aktuell deutlich suboptimal – es wäre zu empfehlen, den wichtigen Sendeplatz vor der Primetime mit deutlich mehr First Runs zu bespielen. Bei «Anna und die Liebe» muss man aufpassen, dass die Quoten nach der Hochzeit der Hauptfiguren nicht weiter in den Keller sinken und «Eine wie keine» benötigt eine Überholung, um überhaupt erfolgreich zu werden. «Eine wie keine» dürfte unter Bartl als gefährdet gelten, setzte er, als er als Boss neu zu ProSieben kam, auf «Lotta in love» - ein Projekt, das sein Vorgänger Dejan Jocic noch in die Wege leitete, beendete dieses aber nach nur knapp vier Monaten wieder. Die 18.00 Uhr-Soap sollte also in den kommenden Wochen in die richtige Spur finden.
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Einfach wird es nicht, was Bartl mit Sat.1 vorhat – sein Tun wird sicherlich auch noch den ein oder anderen Aufschrei mit sich bringen. Denn eines darf man nicht vergessen: An wichtigen Entscheidungen war Bartl schon jetzt beteiligt. Als Sat.1-Geschäftsführer steht er nun aber unmittelbar im Rampenlicht – und auch im Kreuzfeuer der Presse. Deshalb müssen die neuen Ideen endlich zünden. Gut denkbar, dass Bartl deshalb so radikal wie kaum ein anderer vor ihm vorgeht.