Sonntagsfragen

Sonntagsfragen an Iris Kiefer und Susanne Wagner

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Einen sehr erfolgreichen Start legte am Donnerstag die neue deutsche Krimiserie «Countdown» hin. Wir sprachen mit den Machern des Formats: Iris Kiefer ist Leiterin Fiction bei filmpool, Susanne Wagner Executive Producerin von «Countdown».

Bevor wir ausführlich über «Countdown» sprechen wollen, lassen Sie uns bitte kurz über die deutsche Serie allgemein plaudern: Wie geht es der deutschen Serie denn?
Iris Kiefer:
Totgesagte leben länger, das vergangene Jahr hat uns gezeigt, dass wir Anlass zur Hoffnung haben. Die Tendenz zeigt inzwischen wieder klar nach oben. Fairerweise muss man ohnehin sagen, dass es vor allem Probleme bei den jungen Zuschauern gab. Formate, die ältere Menschen ansprechen oder bei ARD und ZDF laufen, hatten auch in den vergangenen Monaten regelmäßig hohe Marktanteile. In der Kernzielgruppe hatte die deutsche Fiktion allerdings zu kämpfen - «Doctor’s Diary» zeigt aber, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Susanne Wagner: Dem muss ich mich anschließen – auch «Lasko» hat sich im vergangenen Jahr sehr erfolgreich bei RTL geschlagen.

Vor dem großen Einbruch gab es etliche deutsche Krimis, Krankenhausserien… Welche davon vermissen Sie besonders?
Iris Kiefer:
«Abschnitt 40» habe ich wirklich sehr gerne gesehen – das war so eine ganz neue Art die Polizeiarbeit zu zeigen. Ich bin aber ohnehin ein großer Krimifan, liebe auch die «SOKO»-Serien oder den «Tatort».

Susanne Wagner: Es war eine Herausforderung diese Krise zu meistern und es freut mich, dass sich auch in dieser Zeit einige Klassiker bewährt haben.

Das bringt mich gerade auf ein ganz aktuelles Thema: «KDD» startete in dieser Woche bei arte – und es werden die definitiv letzten Folgen sein…
Iris Kiefer:
Das ist schade, ich wusste gar nicht, dass es nicht weitergehen wird. «KDD» ist eines der spannendsten deutschen Formate, das ich kenne. Es zeichnet sich durch gute Regie, gute Autoren und gute Schauspieler aus. Es ist aber auch eine Talentschmiede gewesen. Eigentlich war dem ZDF klar, dass man mit diesem gewagten Konzept den Mainstream nicht bedienen kann.

Angeblich waren es letztlich doch die Quoten, die zur Einstellung führten. Mal im Nachhinein betrachtet: Konnten Sie aus der Krise der deutschen Serie etwas mitnehmen oder war sie einfach nur unnötig wie ein Kropf?
Iris Kiefer:
Unnötige Krisen gibt es nicht. Die Krise hatte durchaus eine selbstreinige Wirkung. Ich glaube, dass es aber auf der anderen Seite auch ganz natürlich ist, dass man in die Versuchung kommt einige Me-2-Serien herzustellen, wenn ein Genre besonders gut funktioniert. Das führt dann aber dazu, dass die Unverwechselbarkeit verloren geht.

In Ihrer neuen Serie «Countdown» beginnen Sie immer mit dem Höhepunkt und springen dann eine gewisse Zeit zurück…
Susanne Wagner:
Ja, nach dem Opener springen wir zurück und beginnen fast klassisch mit dem Fund einer Leiche. Einer Tat, von der wir noch nicht wissen, wie sie im Zusammenhang mit der im Opener gezeigten Sequenz aus dem Showdown steht. Die Perspektive wer ist Täter – wer ist Opfer verschiebt sich.

In der ersten Folge kannte man den Täter bereits – wird das immer so sein?
Susanne Wagner:
Nein, auf keinen Fall – es soll doch spannend bleiben. Dann wären unsere Möglichkeiten zu erzählen doch auch sehr begrenzt und wir hätten kaum eine Chance eine zweite Staffel mit guten Geschichten zu füllen.

Wie sehr stört denn das eigentliche Konzept? Sie beginnen immer am Tatort und drehen die Uhr dann zurück? Das engt ein.
Susanne Wagner:
Wir zeigen immer die entscheidende Sequenz des Geschehens, dann gehen wir zurück zur Tat und zum Tatort. Ich finde deshalb nicht, dass unser Konzept unsere Geschichten in irgendeiner Form einengt.

Iris Kiefer: Wer die erste Folge gesehen hat, der könnte wirklich meinen, dass es bei uns immer ein festes Muster gibt, nach dem wir vorgehen. Das ist aber nicht der Fall. Wir gehen mit dem Konzept sehr spielerisch um, weil wir unsere Autoren sonst auch bei der Arbeit behindern würden. Überraschende Wendungen gibt es also auch in den weiteren Episoden.

Hätte denn eine klassische Krimiserie, in der hauptsächlich die Typen das Besondere sind – und nicht das Konzept – keine Chance im Privatfernsehen? Der «Tatort» aus Münster funktioniert doch auch…
Iris Kiefer:
Ich glaube, dass bei «Countdown» die Uhr weniger der Kniff ist. Ähnlich wie beim «Tatort» mit Jan Josef Liefers und Axel Prahl versuchen unsere Charaktere auch mit viel Humor zu agieren.

Was hat Sie an Hauptdarsteller Sebastian Ströbel überzeugt?
Susanne Wagner:
Sollen wir das jetzt wirklich alles aufzählen?

Das Wichtigste zumindest.

Iris Kiefer: Wir haben mit ihm schon einen sehr erfolgreichen Film für ProSieben gedreht, «Gonger». Er ist einfach die perfekte Besetzung für die Rolle Jan Brenner: Er hat als Schauspieler die nötige Lebendigkeit, ist natürlich. Außerdem finden wir, dass Brenner und Leo in ihrer Besetzung wirklich ein Traumpaar ergeben. Obwohl wir viel gecastet haben, fiel die Entscheidung letztlich ungewöhnlich einstimmig aus.

Susanne Wagner: Ganz wichtig ist wirklich die Interaktion zwischen den beiden Hauptfiguren – das passt einfach. Eine tragende Säule von «Countdown» ist das besondere Beziehungsgeflecht, das gewürzt ist mit einer Prise Humor.

Die Rolle des Kommissar Brenner geht gerne mal verkatert zum Tatort und kennt die Namen seiner One-Night-Stands nicht. Wieso finden Sie den Charakter dennoch nicht zu klischeebehaftet?
Iris Kiefer:
Wir erzählen all das mit gewisser Selbstironie, augenzwinkernd. Natürlich spielt Sebastian Ströbel einen Macho, aber dennoch kommt er bei Frauen extrem gut an. Unsere Studien zeigen, dass er weiblichen Zuschauern gute Laune bereitet.

Susanne Wagner: Er ist wohl der Typ von dem jede Frau weiß, dass sie sich besser nicht auf ihn einlassen sollte – aber vielleicht wünscht sich die ein oder andere insgeheim etwas Anderes.

«Countdown» wird donnerstags um 21.15 Uhr laufen – ein guter Sendeplatz?
Susanne Wagner:
Ein sehr guter Sendeplatz – der Donnerstag ist bei RTL ein etablierter Krimiabend. «Alarm für Cobra 11» ist ein seit Jahren erfolgreiches Format – ich glaube, dass wir da gut aufgehoben sind.

Wären Sie also mit den Quoten zufrieden, wenn sie dauerhaft auf Senderschnitt liegen?
Susanne Wagner:
Ja, auf jeden Fall. Wir wollen auf Senderschnitt liegen und natürlich die Werte des Lead-Ins weitertragen.

Haben Sie eigentlich eine Lieblingsserie aus den USA?
Susanne Wagner:
Serien wie «CSI», «House» oder «Bones» haben den Markt sicherlich geprägt. Ich bin aber eher ein Serienjunkie, sodass ich mich jetzt gar nicht auf ein Format festlegen möchte.

Iris Kiefer: Wenn es um Krimi und Spannung geht, dann ist es bei mir «24». Was Dramedys angeht, würde ich «Brothers & Sisters» wählen – und aus Deutschland natürlich «Countdown».

Vielen Dank für das Interview.

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