Inhalt
Für die Kommissare Erichsen, Lisa Brenner und Mimi Hu beginnt die Nacht ziemlich ungewöhnlich: Was ihnen unter dem Bett in der Vier-Zimmer-Sozialbauwohnung entgegen schaut, ist nichts anderes als ein ausgewachsenes Krokodil! Während das Tier in den Zoo abtransportiert wird, lernt Lisa die kleine Jennifer von nebenan kennen, deren Mutter Rosa von ihrem Ex-Mann geschlagen wurde. Anzeige will Rosa nicht erstatten: Eigentlich leben sie ja schon lange getrennt, nur heute war er zufällig da. So muss Lisa unverrichteter Dinge wieder gehen.
Am anderen Ende der Stadt heißt es: "Führerschein und Fahrzeugpapiere, bitte!" Die Automechaniker Kraut und Hoppek hoffen auf das schnelle Geld. Sie verwandeln einen alten Mercedes in einen Streifenwagen, besorgen sich zwei Uniformen und halten an der Landstraße Autos an. Fast jeder fährt dort zu schnell, leichtes Spiel und dicke Kasse für die beiden "Hobby-Polizisten".
Währenddessen betreten zwei blonde Damen den Laden des Luxus-Juweliers de Keyser. Doch anstatt der goldenen Kreditkarte zücken sie ihre Waffen und rauben den Laden aus. Es ist unschwer zu erkennen, dass die "Damen" eher dem starken Geschlecht zuzuordnen sind: der Kleinkriminelle Freddy Kunkel und der Schwerverbrecher Axelrod flüchten mit 25 Millionen Euro Beute und zwei Geiseln. Dass die drei Fälle mehr miteinander zu tun haben, als man auf den ersten Blick denkt, hält die "Nachtschicht" ganz schön auf Trab ...
Darsteller
Armin Rohde («Unter Bauern») ist Erich Bo Erichsen
Barbara Auer («Effi Briest») ist Lisa Brenner
Minh-Khai Phan-Thi («Post Mortem») ist Mimi Hu
Peter Kremer («Geld.Macht.Liebe») ist Theo Lomax
Roeland Wiesnekker («Mörder auf Amrum») ist Freddy Kunkel
Julia Dietze («Tatort - Architektur eines Todes») ist Yvonne Q.
Tina Engel («Im Gehege») ist Frau Krüger
Florian David Fitz («Doctor's Diary - Männer sind die beste Medizin») ist Kraut
Cosma Shiva Hagen («Zwölf Meter ohne Kopf») ist Paloma
Ralph Herforth («Unter anderen Umständen») ist Hoppek
Wilfried Hochholdinger («Bis an die Grenze») ist De Keyser
Kailas Mahadevan («Eine Frage des Vertrauens») ist der Döner-Wirt
Horst-Günter Marx («Geld.Macht.Liebe») ist Abraham Orloff
Josef Ostendorf («Haus und Kind») ist Herr Krüger
Oliver Stokowski («40+ sucht neue Liebe») ist Axelrod
Mina Tander («Maria, ihm schmeckt's nicht!») ist Elaine P.
Kritik
Hamburger Nächte haben es in sich. Das beweist auch die siebte Episode aus der Reihe der ZDF-«Nachschicht». Oder hätten Sie gedacht, das ein Krokodil unter dem Ehebett, zwei falsche Polizisten auf der Jagd nach Temposündern sowie ein Juwelenraub bei einem der größten Luxus-Juweliers in Hamburg in direktem Zusammenhang stehen? Und das auch noch in einer einzigen Nacht? Krimispezialist, Regisseur und Autor Lars Becker schöpft für sein diesjähriges Portrait der Hamburger Szene aus dem Vollen. Die Geschichte sprüht nur so vor skurrilen Einfällen, hemmungslos überzeichneten Figuren und gnadenloser Spannung. Was auf den ersten Blick nie und nimmer zusammengehört, fügt sich über die knapp 90 Minuten Sendezeit zu einem geschickt konstruierten Ganzen. Und dass dieses Konzept funktioniert, hat man schon in den vergangenen Nachtschichten des Kriminaldauerdienstes feststellen können.
Dabei spielen die einzelnen Handlungsstränge nicht lose nebeneinander her, die Geschichte verdichtet sich immer mehr und jede Figur, die einst so beiläufig durch das Bild lief, spielt plötzlich in einer anderen Szene wieder eine wichtige Rolle. Es sind die Überraschungsmomente, auf die man sich bei Beckers Filmen immer wieder freuen darf. Es sind aber auch die sehr gut aufgelegten Hauptdarsteller, auf die er in der «Nachschicht» zurückgreifen kann. Barbara Auer, Armin Rohde und Minh-Khai Phan-Ti sieht man die Spielfreude über die gesamte Laufzeit des Krimis an, wobei Rohde als Erichsen wieder einmal aus der Masse guter Schauspieler heraus sticht. In dieser Folge sollten aber auch die wunderbar überdrehten Gaststars, allen voran sollte hier Wilfried Hochholdinger als Juwelier De Keyser genannt werden, nicht vernachlässigt werden. Aber auch die falschen Polizisten und unglaublich schrägen Diebe haben das eine oder andere Highlight zu setzen.
Was sich hier also auf knapp anderthalb Stunden komprimieren lässt, stellt bei so manch anderem Konzept die gesamte Staffelplanung einer Serie in den Schatten. Natürlich ist es übertrieben, natürlich kann man das Ganze nicht wirklich ernst nehmen. Doch wann darf man sich als Zuschauer schon mal über die gesamte Laufzeit auf nahtlose Unterhaltung freuen. Kein Leerlauf, keine überflüssigen Dialoge, kein uninteressanter Nebenplot mit den ausgelutschten Geschichten aus dem Privatleben der Ermittler. Hier hat alles Hand und Fuß, es wird sich auf das konzentriert, was wichtig ist. Bravo.
Und wenn die Story und das Schauspiel schon so überzeugen, dürfte man meinen, dass der Rest nur Formsache ist. Aber weit gefehlt. Das gesamte Konstrukt wird in authentische Bilder verpackt, die das Hamburger Nachtleben nahezu fühlbar machen. Klar ist es zumeist dunkel, aber sonst wäre das Prädikat «Nachschicht» wohl auch fehl am Platze. Die Kamera ist aber stets am Ball, fängt jedes noch so wichtige Detail an und lässt den Zuschauer hautnah am Geschehen teilhaben.
Alles in allem ist Lars Beckers Fernsehfilm der Woche ein Fest für die Zuschauer. Selten hat man anspruchsvolle, lustige und zugleich spannende Unterhaltung so ansprechend in Szene gesetzt. Somit kann der Tipp an dieser Stelle nur heißen: einschalten und genießen.
Das ZDF zeigt «Nachtschicht - Wir sind die Polizei» am Montag, den 18. Januar 2010, um 20:15 Uhr.