Blockbuster-Battle

«Poseidon» vs. «Antarctica - Gefangen im Eis»

von
Kampf der Remakes: Gelingt es Wolfgang Petersen, acht tapfere Vierbeiner zu bezwingen?

«Poseidon» (RTL)

RTL sticht am kommenden Sonntag mit dem Katastrophenfilm «Poseidon» in See, der die tragischen Ereignisse einer Silvesternacht auf dem titelgebenden Kreuzfahrtschiff schildert. Während der Feierlichkeiten wird der Luxusliner von einer riesigen Flutwelle getroffen, die das Schiff zum Kentern bringt. Ein Teil der überlebenden Passagiere versucht fortan, sich einen Weg durch den kieloben schwimmenden Ozeanriesen zu bahnen, in den unaufhaltsam immer mehr Wasser eindringt.

Ganz im Sinne des profitversprechenden Ideenrecyclings Hollywoods erfreuen sich Remakes noch immer einer enormen Beliebtheit bei den Studios der Traumfabrik, getreu dem Motto: „Was beim ersten Mal schon funktioniert hat, kann beim nächsten Mal nur noch besser werden.“. Ähnliches dachte sich wohl auch der Regisseur Wolfgang Petersen, der sich einer Neuverfilmung des Klassikers «Die Höllenfahrt der Poseidon» (auch bekannt als «Das Poseidon Inferno», 1972) annahm, welcher seinerzeit bereits eine Adaption des Romans «Der Untergang der Poseidon» (1969) gewesen ist. Damit wählte der deutsche Filmemacher nach «Das Boot» (1981) und «Der Sturm» (2000) bereits zum dritten Mal das Meer als zentralen Schauplatz, stellt in seinen Augen doch Wasser das gefährlichste und unberechenbarste Element dar.

«Poseidon» sollte nun möglichst an den Erfolg von «Troja» (2004), Petersens letztem, sehr gemischt aufgenommenen Film, anknüpfen. Bedauerlicherweise ging diese Rechnung nicht ganz auf, spielte der Katastrophenthriller am Ende nur etwas mehr als seine Produktionskosten wieder ein. Die Ursache lag vielleicht darin, dass ein mit Rutger Hauer und Steve Guttenberg zwar prominent besetzter, jedoch überlanger Fernsehfilm bereits ein Jahr vorher die Geschichte um die Poseidon zur Genüge neu interpretiert hatte. Andererseits hielt ein solcher Umstand auch «Titanic» fast zehn Jahre zuvor nicht davon ab, der erfolgreichste Film aller Zeiten zu werden, ging doch James Camerons Blockbuster ebenfalls ein Fernsehfilm mit dem gleichen Thema unmittelbar voraus.

OT: «Poseidon» (2006) von Wolfgang Petersen; mit Josh Lucas, Kurt Russell, Jacinda Barrett, Richard Dreyfuss und Emmy Rossum.

«Antarctica - Gefangen im Eis» (ProSieben)


ProSieben versucht dem Actionfeuerwerk von RTL mit «Antarctica - Gefangen im Eis» ein familientaugliches Disney-Abenteuer entgegenzusetzen. Der Film, bei dem es sich ebenfalls um ein Remake handelt, erzählt die lose auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte eines Forscherteams in der Antarktis, das aufgrund eines aufziehenden Unwetters sein Basiscamp verlassen muss. Im Zuge dessen sieht sich der Schlittenhundeführer Jerry Shepard (Paul Walker) unter großer Sorge dazu gezwungen, seine acht Schützlinge zurücklassen. Von da an müssen die Vierbeiner vorerst auf eigene Faust (bzw. Pfote) um ihr Überleben in der Eiswüste kämpfen.

Hollywoods Remakes beschränken sich keineswegs ausschließlich auf Produktionen aus dem eigenen Land. Gerne greifen Filmemacher auf vergleichsweise kleine und meist nicht weit zurückliegende Produktionen aus anderen Teilen der Welt zurück, die sich nach einer Etablierung als Geheimtipp optimal für eine kommerzielle Ausschlachtung in Form eines amerikanisierten Hochglanzprodukts eignen. Neben Spanien («Rec») und bald auch Schweden («So finster die Nacht») ist vor allem Japan («The Ring», «The Grudge») ein beliebter Inspirationsquell für profitwitternde Filmschaffende aus den USA.

Aus dem Land der aufgehenden Sonne stammte auch die Vorlage für «Antarctica», die in Deutschland unter dem Titel «Taro und Jiro in der Antarktis» erschienen ist. Der in seinem Heimatland überaus erfolgreiche Abenteuerfilm aus dem Jahr 1983 verarbeitete damals die wahren Geschehnisse während einer 1958 durchgeführten japanischen Antarktisexpedition. Bei «Antarctica» von Frank Marshall («Congo») wurden die japanischen Protagonisten kurzerhand zu US-Amerikanern, an deren Spitze mit Paul Walker («The Fast and the Furious») wohl der Inbegriff des westlichen Sonnyboys stand. Darüber hinaus verlagerte man die Handlung von 1958 in das Jahr 1993. Und das nicht ohne Grund. Zum einen konnten die Geschehnisse so zeitgemäßer erzählt werden. Zum anderen fanden dadurch die realen Umstände Beachtung, handelte es sich bei besagtem Jahr doch um das letzte, in dem Schlittenhunde in der Antarktis zum Einsatz kamen.

OT: «Eight Below» (2006) von Frank Marshall; mit Paul Walker, Bruce Greenwood, Moon Bloodgood, Jason Biggs und Wendy Crewson.

Die Empfehlung von Quotenmeter.de


Es sieht wohl leider so aus, als hielte die kleine Flaute im sonntäglichen Abendprogramm der beiden großen Sender RTL und ProSieben weiter an. Nachdem schon die Blockbuster der vergangenen Woche nicht wirklich überzeugen konnten, sind diesmal auch «Poseidon» und «Antarctica» keine großen Würfe. Wolfgang Petersens Thriller hält sich sehr eng an die Genrekonventionen und scheint dabei insbesondere auch den Werken des ebenfalls aus Deutschland stammenden Katastrophenfilmgurus Roland Emmerich nachzueifern. Das anspruchslose Drehbuch strotzt dabei nur so vor Klischees und Logiklöchern. Gegen die stereotypen Charaktere kann leider auch die solide Besetzung nur sehr schwer ankämpfen.

Vor derartigen Problemen bleibt «Antarctica» weitestgehend verschont, stehen bei dem Abenteuerfilm ohnehin vielmehr die tierischen Akteure im Mittelpunkt des Geschehens. Deren Schicksal wird über weite Strecken recht gelungen und mitunter ergreifend geschildert, auch wenn die Inszenierung an einigen Stellen ein wenig zu sehr die seichte Disneyschiene fährt und sich daher wohl eher an ein jüngeres Publikum wendet. Jedoch hat «Poseidon» gegenüber dieser Konkurrenz einen ganz entscheidenden Vorzug: die Spannung. Wo «Antarctica» vor allem in der zweiten Hälfte Schwierigkeiten hat, eine durchweg packende Handlung zu erzählen, gelingt es «Poseidon» trotz des althergebrachten Schemas die Zuschauer durch sein schon sehr früh hoch gehaltenes Tempo zu fesseln. Die aufwendigen Sets und guten Effekte tun ihr Übriges dazu, dass es dem Film zumindest gestattet sei, das Prädikat „Blockbuster“ zu tragen. Dennoch sollte es in dieser Woche einmal ernsthaft in Betracht gezogen werden, auf einen anderen Sender abseits des Blockbuster Battles auszuweichen, zumal Tele 5 mit der Tragikomödie «Benny & Joon» wohl das wahre Glanzstück des kommenden Sonntagabends zu bieten hat.

Der Sieg geht an «Poseidon» um 20.15 Uhr auf RTL.

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