Popcorn & Rollenwechsel

TV im Kino

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Ob das Geschehen vor der Leinwand, auf der Leinwand oder hinter den Kulissen: Unser Filmkolumnist richtet sein waches Auge auf die Filmkultur und lässt uns wissen, was er von den Ereignissen rund ums Kino hält.


Fans des 80er-Kults bangen bereits: Sommer dieses Jahres kommt das beliebte A-Team ins Kino. Mit dem spaßigen Original wird der Film allerdings wenig gemein haben, besteht die Besatzung des militärgrünen Vans nun aus “Hangover”-Star Bradley Cooper, Jessica Biel, Liam Neeson und “District 9”-Darsteller Sharlto Copley. Denkt man an die Kinoversion von “Ein Duke kommt selten allein”, sträuben sich da schon rein prophylaktisch die Haare.

Aber weshalb genau scheitern Serien-Verfilmungen nahezu unentwegt auf künstlerischer Ebene? Ist am Ende vielleicht nicht die verblendende Geldgier Hollywoods Schuld, sondern die Unschlüssigkeit des Publikums, was genau es haben will? Die häufigste Beschwerde, die mir bezüglich des Simpson-Films zu Ohren kam war nämlich, dass er nichts weiter sei, als eine überlange Fernsehepisode mit der gelben Chaosfamilie. Michael Manns “Miami Vice” dagegen war nicht nur sterbenslangweilig, sondern hatte mit Ausnahme der Location und den Figurennamen überhaupt nichts mit der Vorlage zu tun, und fiel deshalb bei den meisten Kinozuschauern gnadenlos durch. Wenn ein Kinofilm zu einer Serie also nicht nah am Original sein darf, sich aber ebenso wenig neues ausdenken darf, welchen Weg soll er stattdessen beschreiten?

Eine Patentantwort gibt es, zumindest meiner Meinung nach, nicht. Die Lösung unterscheidet sich von Serie zu Serie. Der lockere, aber liebevolle Umgang mit der Vorlage funktionierte beispielsweise bei Ben Stillers und Owen Wilsons “Starsky und Hutch”, während er den Derrick-Zeichentrickfilm der Lächerlichkeit preis gab.
Da die meisten Kinoneuauflagen von Serien größtenteils nostalgisches Material in Angriff nehmen, seit Ewigkeiten sind ja auch Filme zu “Magnum” und “Dallas” im Gespräch, stellt sich natürlich die Frage, was wohl in zwanzig Jahren alles mit unseren heutigen Fernsehhits passieren könnte. Geht man davon aus, dass sich die durchschnittliche Qualität von Kinoadaptionen verschiedenster Fernsehserien in Zukunft nicht ändern wird, so dürfen wir wohl weiter mit so schlecht auf die Vorlage abgestimmten Annäherungsversuchen rechnen, wie es bisweilen zuhauf der Fall war. Also wird spätestens 2018 “ALF“ als Horrorfilm in die Kinos gebracht, gefolgt von einer 2021 veröffentlichten Blödelkomödie auf der Basis von “Lost”, mitsamt Titelsong des Drittplatzierten der “American Idol”-Staffel von 2019. Die “Desperate Housewives” bieten sich “hervorragend” für einen Erotik-Thriller der Marke “Basic Instinct” an, und wer möchte nicht einen düsteren Ärztethriller namens “Grey’s Anatomy” sehen?

Ein paar kinotaugliche Serien gibt es allerdings: “Fringe” könnte zum Finale oder zwischen zwei Staffeln problemlos einen auf “Akte X” machen, ohne Fans vor den Kopf zu stoßen oder die normalen Kinogänger zu verwirren. Ich persönlich hätte auch nichts gegen einen weiteren Simpsons-Film einzuwenden.

Doch völlig egal, was ich mir wünsche oder was sich andere Kinogänger wünschen: Für Serienverfilmungen gilt wohl “Fortsetzung folgt…” - Irgendwo muss der Kinostoff ja herkommen.

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