Kirschs Blüten

«Kirschs Blüten»: Unser Anspruch für Oslo

von
Jürgen Kirsch diskutiert die Chancen für Raabs Kandidaten beim Eurovision Songcontest.

Vor einer Woche wurde an dieser Stelle noch die Casting-Ohnmacht, von der Deutschland derzeit mehr oder weniger betroffen ist, beschrieben. Doch bildet «Deutschland sucht den Superstar», das zuletzt auf diesem Gebiet die Schlagzeilen machte, nur den Auftakt einer Reihe von Casting-Sendungen. Letzte Woche gab es das einzige Casting von «Germanys Next Topmodel» in Köln. Der Andrang war groß, ebenso wie die Auslese. Da das Casting-Event in Köln die einzige Chance für potenzielle Topmodels war, hatten mögliche Kandidaten aus der Norden, Osten oder Süden der Republik zudem einen weiten Weg auf sich zu nehmen, um dann in Köln die Casting-Hürde auch noch zu bewältigen. Für manche vielleicht ein zu weiter Weg, für die Spaßkandidaten, die es bei «DSDS» zu genüge gibt, war es das ohnehin nicht wert. Um vor allem Letztere auszubremsen möchte Stefan Raab auch bei seiner Suche nach dem Eurovision-Kandidat für den Wettbewerb in Oslo auch nur in seiner Kölner Heimat Talente sichten. Die Castings sind beendet. Wie man durchblicken ließ, waren schon einige Kaliber dabei, die manche «DSDS»-Kandidaten in den Schatten stellen könnten.

Auf jeden Fall fährt Stefan Raab mit «Unser Star für Oslo» ein hartes Geschütz gegen die Konkurrenz von «Deutschland sucht den Superstar» auf. Acht Sendungen plant der Entertainer, der mit seinem Haussender ProSieben zudem mit der ARD kooperiert. Ein bisher einmaliger Pakt, der da geschlossen wurde. Aber ist auch alles Gold, was glänzt? Seit dem letzten Wochenende wissen wir jedoch, dass «Deutschland sucht den Superstar» keineswegs unschlagbar ist. Thomas Gottschalk hat es mit seinem Fernseh-Dinosaurier «Wetten, dass…?» vorgemacht. Doch fairerweise muss man sagen, dass er das nicht ohne die Hilfe von Topmodel-Mama Heidi Klum geschafft hat. Die war nämlich bei «Wetten, dass…?» um ein klein wenig (am Ende wurde es doch eine ganze Menge) für «Germanys Next Topmodel» zu werben. Nach der ersten Show von «Unser Star für Oslo» wird man somit sicher auch Vergleiche ziehen. Vergleiche, bei denen man aber auch Unterschiede ausmachen wird – vor allem was den Inhalt sowie die Bedingungen der Wettbewerbe betrifft. Aber schon das Vorhaben ist mehr als ambitioniert. Nur 1982 konnte ein deutscher Titel bei Eurovision Song Contest gewinnen – Nicole sang damals „Ein bisschen Frieden“. Das war auch zeitgemäß. Raab selbst kam mit „Wadde hadde dude da“ auf den guten Platz 5. Sein damals ins Rennen geschickter Interpret Max Mutzke ebenfalls unter die Top 10, ebenso wie der von Raab produzierte Titel von Guildo Horn. Der gelernte Metzger aus Köln-Sülz hat somit gute Eurovision-Referenzen. In den vergangenen fünf Jahren landete Deutschland stets auf den hinteren Plätzen. Eine blamable Bilanz, die Raab als der von der ARD auserkorene „Retter“ zusammen mit ProSieben jetzt verbessern soll. Kein leichtes Unterfangen. Aber wer «Schlag den Raab» schon einmal verfolgt hat, weiß um den unerbittlichen Ehrgeiz dieses Mannes.

Ohnehin steht beinahe jetzt schon fest: «Unser Star für Oslo» wird ein großer Erfolg. Allein schon, weil beinahe alles was Raab in den letzten Jahren angefasst hat, gelang – man betrachte nur die diversen Events rund um «TV total». Zum anderen aber auch, weil die Kooperation zwischen öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalt und Privatsender etwas ganz Neues in der Fernsehgeschichte bietet. Da ist die Neugier in der Medienlandschaft geweckt und auch der Zuschauer fragt sich, ob das klappen wird, ob wirklich ein guter Künstler gefunden wird und schließlich welchen Platz Deutschland am Ende belegen wird. Trotz allem: Eine Titelgarantie gibt es nicht. Den Vorentscheid für den Eurovision Song Contest zu revolutionieren ist nicht unbedingt eine ganz neue Idee. Kroatien oder Schweden haben ihre Vorauswahl in ähnlichen Modi getroffen. Doch finden sich diese Länder eben auch nicht im vorderen, sondern eher im hinteren Drittel des Eurovision-Rankings der letzten Jahre wieder. Letztendlich sind es nämlich weiterhin die anderen Länder, die die Punkte vergeben – nicht das eigene Volk. Da mag der von Raab losgeschickte Künstler in Deutschland in den Himmel gehoben werden, die Öffentlich-Rechtlichen mögen ihn anpreisen und beim Privatsender mag man stolz auf ihn sein, doch gefallen muss er den Nachbarländern. Und die interessiert die Art und Weise der Kandidatenfindung eher gar nicht. So möchte es nunmal der Wettbewerb. Aber letztlich ist es auch der künstlerische Anspruch, der beim Eurovision Song Contest eine Rolle spielt. Dieser zumindest liegt bei Stefan Raab sehr hoch, so dass in jedem Fall Qualität erwartet werden darf. Die ist auch unser Anspruch für Oslo! Vielleicht findet der Rest von Europa zumindest daran gefallen.

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