5 Köpfe

Nach 20 Jahren: Haben «Die Simpsons» an Qualität verloren?

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5 Köpfe:«Die Simpsons» feiern Geburtstag und Quotenmeter.de wird gelb. In den vergangenen Jahren wurde viel über die Qualität der animierten Serie gesprochen - fünf Redakteure geben nun ihre Meinung dazu ab.

Manuel Weis, Chefredakteur Quotenmeter.de
16 Folgen pro Woche laufen allein auf ProSieben - «Die Simpsons» sind auch im 21. Jahr aus dem TV-Programm nicht wegzudenken. Die Tatsache, dass die gelbe Familie immer noch Top-Quoten holt, ist ein Alleinstellungsmerkmal – keine andere US-Serie schafft das. Ähnlich gut schneiden höchstens noch «Tatort», «SOKO 5113» oder das Sat.1-«Frühstücksfernsehen» ab. Somit ist auch allen Kritikern der Wind aus den Segeln genommen: Egal wer behauptet, die «Simpsons» seien früher deutlich besser gewesen – der Erfolg gibt der Serie von Matt Groening recht. Im Übrigen: Die Familie aus Springfield hat sich einfach nur verändert und ist irgendwie doch gleich geblieben. Es mag richtig sein, dass die Staffel, die vor dem Kinofilm produziert wurde, qualitativ nicht mit anderen Jahren mithalten kann – aber ansonsten darf der Inhalt der «Simpsons» generell nicht kritisiert werden. So bleibt nicht viel anderes übrig als ProSieben, FOX, Matt Groening und natürlich den fünf Familienmitgliedern herrlich gelbe Glückwünsche zu übermitteln. Ob es noch mal 20 Jahre werden, das steht wohl in den Sternen. Zehn kann man Homer, Marge, Lisa, Bart und Maggie aber sicherlich zutrauen.

Jan Schlüter, Redakteur Quotenmeter.de


Seit vielen Jahren gehören die «Simpsons» in Deutschland für zahlreiche junge Zuschauer zum allabendlichen Fernsehritual. Seit Jahrzehnten generiert die Serie für den produzierenden US-Sender FOX gute Quoten und immense Einnahmen aus DVD-Verkäufen und Marketing. Und im Jahr 2007 konnte der erste «Simpsons»-Kinofilm über 500 Millionen Dollar in die Kassen spülen und war damit einer der erfolgreichsten Filme des Jahres. Die inhaltliche Qualität konnte über die Jahre sicherlich nicht gehalten werden. Zu oft sind neue Folgen redundant, zu oft bedienen sich die Autoren derselben oder gar einfallsloser Witze. Doch seien wir ehrlich: Auch wenn die gelbe Familie nicht mehr so lustig und kultig ist wie früher, gehört sie doch immer noch zu den besten Fernsehprogrammen, die wir überhaupt haben. Vereinzelte neue Episoden strotzen vor Ideenreichtum; die zeichnerische Qualität hat sich gegenüber alten Folgen ohnehin stark verbessert. Und wären alle Zuschauer von der heutigen Qualität der «Simpsons» wirklich enttäuscht, so wären sie nicht immer noch so erfolgreich. In Deutschland sind Homer, Marge & Co. beliebter als je zuvor – die täglichen Vorabendepisoden erreichen Marktanteile über dem Senderschnitt und die neuen Folgen in der Primetime schlagen sich sogar gegen «CSI: Miami» gut beim Publikum. Und in den USA ist aktuell ebenfalls kein massiver Abwärtstrend der Einschaltquoten feststellbar. Auch wenn die «Simpsons» also nicht mehr die extraordinäre Qualität der 90er Jahre haben, sollten wir froh sein, dass es sie weiterhin gibt. Und hoffen, dass sie uns noch viele Jahre erhalten bleiben.

Torben Gebhardt, Redakteur Quotenmeter.de
Wer hätte anno 1989 auch nur im Entferntesten daran gedacht, dass diese kleine gelbe Familie aus Springfield zu einem nahezu weltumspannenden Phänomen mutieren würde? Jetzt, 20 Jahre und 450 Episoden später ist klar, Homer, Bart, Lisa & Co. sind ein Stück Popkultur geworden und begeistern immer noch Millionen und Abermillionen von Zuschauern rund um den Globus. Abnutzungserscheinungen? Keineswegs! Denn das kleine Örtchen Springfield beheimatet nämlich mittlerweile mehrere hundert Charaktere, die, je nach Laune der Autoren sowie weltthematischen Gegebenheiten nahezu frei auserwählt werden können. War die Serie anfangs auch eher auf den kleinen, vorlauten Bart und seinen Kosmos aus Schule und Freizeit konzentriert, ist es mittlerweile der treudoofe, aber äußerst beliebte Homer, der mehr und mehr in den Vordergrund gerückt ist. Auch die Bedenken, die Simpson-Kinder stets in der gleichen Alterklasse zu belassen – was möglicherweise zu einer Beschränkung der Autoren hätte führen können – erwies sich als völlig haltlos. Immer wieder wechselnde Autoren und Gaststars mit positivem Hang zur Selbstironie setzen Woche für Woche immer neue Akzente. Zudem ist die Serie auch zu einem Sprachrohr geworden, um die sonst so undenkbaren Kritiken an Politik und Gesellschaft lebendig werden zu lassen und freien Ausdruck zu geben. Herzlichen Glückwunsch, so kann und darf es mit den Simpsons ruhig weitere 20 Jahre weiter gehen.

Marco Croner, Redakteur Quotenmeter.de


Sehen wir einen einzigen Augenblick ab vom Phänomen Kult, dem Prädikat Gesellschaftsgut, der krankhaften Anwandlung von Nostalgie und betrachten die gelbe Familie aus Springfield mit der angemessenen Ernsthaftigkeit: Haben «Die Simpsons» den Zenit ihrer Qualität überschritten? Die Antwort lautet definitiv: Ja.

Das Niveau sank bereits in der 13. Staffel beträchtlich, lediglich der Episode «Homer einmal ganz woanders» («Weekend at Burnsies») war es möglich, den Jahr für Jahr gestiegenen Erwartungen vollends gerecht zu werden. Im Folgenden bekam das Publikum durchschnittliche Unterhaltung geboten, die zumindest für treue Anhänger nichts Besonderes mehr beinhaltete. Der Tiefpunkt der Geschichten wurde mit Staffel 17 erreicht, im Zuge derer Synchronisation-Arbeiten zudem Elisabeth Volkmann verstarb. Anke Engelke orientierte sich anschließend zunehmend am Original, was keineswegs negativ, jedoch als gewöhnungsbedüftig zu beurteilen war. Tatsache ist, dass es nicht genügt, zu bemerken, dass die heutigen Episoden der «Simpsons» minderwertiger als frühere sind – sie triefen vor Impertinenz und naivem Holzhammer-Humor; schlechte Einschaltquoten sind die Folge. Die zu wählende Option ist die Absetzung auf Zeit: Den Produzenten und Fans sollte alsbald ein versöhnliches, ausklingendes Finale geschenkt werden. Mit «Family Guy» hat FOX überdies ein inzwischen amüsanteres und quotenstärkeres Format im Programm.

Sidney Schering, Kino-Redakteur Quotenmeter.de
«Die Simpsons» waren früher zweifelsohne besser. Nicht unbedingt von Anfang an (viele Folgen der ersten und zweiten Staffel wirken heute nicht nur zeichnerisch, sondern vor allem erzählerisch altbacken), aber ihre feingeistigen und vielschichtigen Tage sind dennoch seit langem vorbei. Die Witze sind platter und benötigen dennoch mehr Zeit als früher. Trotzdem möchte ich die gelbe Chaosfamilie im Fernsehen nicht missen. Zwischen den schlechten neuen Episoden gibt es noch immer viele unterhaltsame Folgen, die für zwanzig vergnügliche Minuten sorgen. Ab und zu landen die Autoren sogar weiterhin Volltreffer wie „Vergiss-Marge-Nicht“. Ja, die Trefferquote war von Staffel 3 bis 12 oder gar Staffel 14 noch um einiges höher. Es wäre meiner Meinung nach dumm, komplett auf die Simpsons zu verzichten, bloß weil die Goldstunden um einiges rarer wurden. Stattdessen sollte man der Serie etwas kreativen Aufwind gönnen. Vielleicht Mal die Episodenzahl pro Staffel verkürzen oder in bester «Desperate Housewives»-Manier an der Uhr drehen und die Figuren ein bisschen altern lassen. Dann sollten die kreativen Köpfe hinter der Serie auch wieder auf bessere Ideen kommen.

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