Wieso viele Storche für eine hohe Geburtenrate sorgen und was das alles mit Einschaltquoten zu tun hat.
Statistisch gesehen ist die Geburtenrate in Gegenden mit vielen Störchen höher als anderswo. Vom Bau von Fruchtbarkeitskliniken in Vogelschutzgebieten würde ich dennoch abraten.
Misst man die Storchpopulationen in verschiedenen Gegenden, Ländern oder Jahrzehnten und stellt sie den jeweiligen Geburtenraten gegenüber, lässt sich tatsächlich Erstaunliches feststellen: Die Storche und Geburten korrelieren – je mehr Störche, desto mehr Geburten. Stimmt also die Geschichte vom Klapperstorch, der die Kinder bringt, doch? Das wird keiner von uns ernsthaft glauben, hat doch zumindest das Fernsehen in nachmittäglichen Daily Talks ausreichend aufgeklärt, wie das mit dem Kinderkriegen funktioniert. Apropos Fernsehen: Dort finden sich ähnlich seltsame Zusammenhänge.
Es ist eine ziemlich einleuchtende Annahme: Je mehr Zuschauer ein Sender hat, desto weniger hat die Konkurrenz. Es kann schließlich jeder nur einen Sender gleichzeitig gucken. Das Zauberwort lautet „Korrelation“, das Maß des Zusammenhangs zwischen zwei Variablen. Gibt es einen positiven Zusammenhang zwischen zwei Datenreihen, dann ist die Korrelation positiv, gibt es einen negativen Zusammenhang, nämlich dass der eine Sender genau dann viele Zuschauer hat, wenn der andere wenige hat, dann wird die Korrelation negativ. Ich habe mir die Samstags-Primetimequoten seit Anfang Oktober herausgegriffen, um das zu zeigen. Samstags läuft immer mal was anderes, das schafft Vielfalt. Und Vielfalt ist gut.
Es zeigt sich: Hat RTL viele Zuschauer, dann hat das ZDF wenig und wenn das ZDF viele hat, dann hat RTL ausnahmsweise mal wenige; hat Sat.1 wenig Zuschauer, dann hat das ZDF verhältnismäßig viele - und umgekehrt. Also genau das, was zu erwarten war. Überraschend ist wohl das Plus, das in der Grafik auftaucht und bedeutet: an den Tagen, an denen es für Sat.1 gut lief, lief es auch für ProSieben gut. Erste Vermutung: Bei schlechtem Winterwetter hatten beide Sender viele Zuschauer, an den milden Herbsttagen wenige. Aber das klappt nicht, denn während Sat.1 samstags vom Winter profitierte, hatte ProSieben zunehmend weniger Zuschauer.
Ich gebe zu: Mich hat's nicht überrascht. Genau genommen wollte ich genau darauf hinaus, um wieder auf das Beispiel mit den Klapperstörchen und den Babys zurückzukommen. Natürlich bringen die Störche nicht die Babys, aber ländliche Gegenden mit gesunder Natur begünstigen beides. In überalterten Stadtzentren findet sich weder das eine noch das andere. Störche und Babys haben also nichts miteinander zu tun, hängen aber von einem gemeinsamen Faktor ab. Merke: Korrelation ist nicht gleich Kausalität.
Letzten Samstag lief «Wetten, dass..?!» und konnte mal wieder über zehn Millionen anlocken. Klar, dass da für die anderen Sender nicht mehr viel übrig bleibt. Sprich: Läuft «Wetten dass..?!» (und das war an vier der sechszehn Samstage der Fall), dann schneiden sowohl Sat.1 und ProSieben schlecht ab und sei es, weil sie aus Angst vor dem Feind sowieso nur alte Kamellen senden. Ist «Wetten dass..?!» also das gefühlskalte Stadtgebiet von ProSiebenSat.1? Dummerweise nicht, wie ich feststellen musste. Entfernt man die Tage, an denen «Wetten, dass..?!» lief, ist das Ergebnis dasselbe. Ganz anders sieht es aus, wenn man die drei «Schlag den Raab»-Termine streicht:
Sat.1 holt also dann gute Quoten, wenn auf ProSieben «Schlag den Raab» läuft und für Rekorde sorgt. Warum das so ist, das darf gerne in einer breit angelegten Studie ermittelt werden, Korrelation ist schließlich tückisch. Und die Moral der Geschichte: Wenn das nächste Mal ein Storch vorbeifliegt, nicht hektisch den Schwangerschaftstest zücken, sondern sich einfach mal an der Natur erfreuen.
Oft steckt mehr hinter den Zahlen des TV-Geschäfts als man auf den ersten Blick sieht. Oder weniger. Statistisch gesehen nimmt sie unter die Lupe