Montags bis freitags strahlt MTV am Vorabend Videoclips aus: Funktioniert Musik auf dem Musikkanal noch?
Wenn deutsche Musiksender heutzutage Musik in ihrem Programm haben, dann werden die Videoclips oftmals durch riesige Werbeflächen bedeckt. Entweder kann man ein Computerprogramm fragen, wie gut Sarah und Torben zusammen passen oder man lässt sich über sein Horoskop aufklären. Für Sender wie VIVA ist der „SMS Guru“ eine gute Möglichkeit ein paar Euro zusätzlich einzunehmen. Menschen, die sich für die Videoclips bestimmter Künstler interessieren, finden jedoch wenig Gefallen an den großen Einblendungen. MTV ist da ein sehr positives Beispiel. Der deutsche Ableger des amerikanischen Kanals geriet vor einigen Monaten in die Kritik – viele Künstler beschwerten sich, dass der Musikkanal kaum mehr Videoclips spiele und sich stattdessen eher auf amerikanische Reality-Formate konzentriere.
Die Kritik kam offenbar in der Chefetage an. Seit geraumer Zeit wird auch zu prominenter Sendezeit wieder auf Musik gesetzt – der Name der Clipsendung ist Programm: «M is for Music» heißt das Format, das werktags um 18.30 Uhr auf Sendung geht und ganze 90 Minuten lang dauert. Kann ein Musiksender mit Musikclips überhaupt noch Quote machen? Oder wäre es besser gewesen, MTV hätte weiterhin Realitys gesendet?
Der Musikkanal lag in der zurückliegenden TV-Saison bei 0,3 Prozent Marktanteil beim Publikum ab drei Jahren, bei den 14- bis 49-Jährigen holte MTV im Schnitt 0,7 Prozent. Diese Werte verfehlte die Clipshow im ersten Monat, November 2009, deutlich. Vor allem die ersten Sendungen brachten nicht die gewünschten Ergebnisse – es dauerte eine Zeit, bis die Clipsendung ihr Publikum fand. Lagen die Reichweiten in Woche eins bei in der Regel knapp 50.000 Zuschauern, waren Ende November teilweise knapp 100.000 Menschen dabei. 0,2 Prozent Marktanteil bei allen waren die Folge – der Bestwert lag jedoch bei 0,4 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen wurden 0,5 Prozent gemessen, auch hier war die Tendenz beim wichtigen Publikum klar steigend.
Im Dezember sollte es noch besser laufen: Ins Auge springt beispielsweise eine extra lange Sendung an Heilig Abend, die mit durchschnittlich 70.000 Zuschauern insgesamt und 0,9 Prozent beim jungen Publikum ein Erfolg war. Weil es allerdings Mitte Dezember einige Ausrutscher nach unten gab, wurde der Monatsschnitt nicht wirklich besser: «M is for Music» holte im Schnitt ebenfalls nur 0,5 Prozent und blieb auch im Schnitt bei rund 50.000 Zusehern pro Ausgabe hängen.
Folgte der Aufwärtstrend dann wenigstens im neuen Jahr? Teilweise. Die Reichweite stieg deutlich an – einzelne Sendungen kamen auf bis zu 110.000 Zuschauer, sodass im Mittelwert nun 0,07 Millionen Bundesbürger ab drei Jahren zusahen. Wegen der höheren TV-Nutzung im Januar blieben die Quoten jedoch identisch: Bei allen waren es 0,2 Prozent Marktanteil. Bei den Werberelevanten gelang eine leichte Verbesserung auf 0,6 Prozent – und somit näherten sich die Musikvideos dem Senderschnitt an.
Alle Ausgaben liegen derzeit im Schnitt bei rund 0,06 Millionen Zuschauern und 0,2 Prozent Marktanteil bei allen. Bei den 14- bis 49-Jährigen ist eine positive Tendenz zu erkennen – 0,5 Prozent Marktanteil sind aktuell noch unterdurchschnittlich.