Der Geschäftsführer des Pay-TV-Senders Sportdigital.tv stand Quotenmeter.de Rede und Antwort. Welche weiteren Rechteeinkäufe sind denkbar und wie geht es dem Kanal finanziell?
Sportdigital.tv hat in der zurückliegenden Woche positive Schlagzielen gemacht. Bevor wir jetzt im Detail darüber sprechen - vielleicht sagen Sie unseren Lesern, die Ihr Programm sicherlich nicht alle exakt kennen, was Sie aktuell alles zeigen.
Gern, neben dem in der jüngsten Pressemeldung kommunizierten Thema "Fußball-Bundesliga der Frauen" zeigen wir aktuell Live-Spiele der Euroleague Basketball - bis hin zum Finale, außerdem ausgewählte Länderspiele der Handball-Nationalmannschaft. Über eine Kooperation mit unserem Partner GIP haben wir dazu die deutsche Volleyball-Bundesliga der Frauen und Männer im Programm sowie attraktive Tennis-Events: ATP- und WTA-Turniere sowie Davis- und Fed-Cup-Partien. Im Bereich Fußball erwerben wir über den Lizenzgeber Sportfive diverse Länderspiele - ab Sommer beispielsweise Qualifikationsspiele zur Europameisterschaft 2012.
Sie haben die Rechte an der Handball- und Basketball-Bundesliga kürzlich verloren. Wie sehr hat das geschmerzt und hatten Sie zur damaligen Zeit dennoch das Gefühl, Ihren Kunden ein attraktives Programm anbieten zu können?
Das war natürlich ein großes Problem, das uns seinerzeit einige Schwierigkeiten bereitet hat. Es war nicht einfach, einen Sender, dem plötzlich Partner und Senderechte fehlen, wieder in die richtige Richtung zu drehen. Sportdigital bietet jetzt allerdings über unsere Partnerschaften wieder attraktive Live-Spiele und Events. Weiterer attraktiver Content wird folgen – wir blicken also zuversichtlich nach vorne.
Sind denn nicht alle wirklich guten und populären Sportrechte schon vergeben?
Das sehe ich überhaupt nicht so. Die Frage ist natürlich immer, welche Art von Rechten Sie meinen. Unsere Recherchen sagen, dass weiterhin hochinteressante Sportrechte im Markt lizensierbar sind, natürlich ist es letztlich auch immer eine Frage des Preises – da muss dann jedes Unternehmen entscheiden, ob es preislich mitgeht oder eben bei den Verhandlungen aussteigt.
Welche Rechte sind denn noch auf dem Markt, die Ihrer Meinung nach attraktiv sind?
Es sind noch immer hochspannende Fußballrechte ausländischer Ligen im Markt erhältlich, die seit einiger Zeit angeboten werden. Auch bei der NBA, der amerikanischen Basketball-Profiliga, gab es doch bis vor kurzem noch ein Vakuum in Sachen Präsenz auf dem deutschen Markt.
Bleiben wir bei der ausländischen Fußballrechten. Wäre beispielsweise die spanische Liga für Sie wirklich ein attraktives Recht? Sky wollte die Spiele nicht, weil sie kostenlos im Internet zu sehen sind…
Das ist die Philosophie von Sky, die kann ich durchaus auch verstehen. Sportdigital ist jedoch durch die Paketvermarktung im digitalen Kabel und Satellit ganz anders positioniert, da müssen wir zwangsläufig auch andere Maßstäbe setzen.
Sie haben jetzt die Rechte an der Frauen-Bundesliga erworben und werden ab Februar jeweils ein Spiel pro Spieltag live zeigen. Wie viele Menschen können sich denn Ihrer Meinung nach wirklich für Frauenfußball begeistern?
Eine ganze Menge. Man muss sich nur die entsprechenden Publikationen ansehen, die es zu diesem Thema gibt. Oder Sie betrachten das Sponsoring in diesem Bereich – da gibt es nach aktuellen Studien ein enormes Wachstumspotenzial. Nicht zuletzt natürlich auch, weil das Nationalteam seit Jahren sehr erfolgreich ist. Frauenfußball ist aus unserer Sicht weiter stark auf dem Vormarsch.
Der Sportrechtevermarkter Sportfive hat die Zusammenarbeit mit Ihnen beendet: Viele haben spätestens da gesagt, dass Ihr Sender nun kurz vor dem Aus steht. Was sagen Sie denen?
Man muss zwei Punkte betrachten: Zunächst ist es keine Neuigkeit, dass diese Kooperation zu Ende geht. Sportfive hat bereits im Sommer 2009 die Kooperation beendet. Zudem war Sportfive ja nicht an unserem Sender beteiligt. Es geht auch nach dem Ausstieg von Sportfive mit sportdigital weiter.
Wie geht es Ihrem Sender denn aktuell finanziell?
Wollen Sie jetzt genaue Geschäftszahlen von mir hören?
Eigentlich nicht, es würde uns reichen zu wissen, dass es Ihnen auf diesem Gebiet in Zeiten der Wirtschaftskrise gut geht.
Wir sind von der Wirtschafts- und damit insbesondere der Werbekrise ja gar nicht so sehr betroffen, weil wir ein Pay-TV-Sender sind und damit nicht so stark auf Werbung angewiesen sind.
Es gibt aber Pay-TV-Sender, die durchaus klagen…
Richtig, es gibt im Markt wohl eine generelle Stagnation im Abo-Bereich, die einfach der Unsicherheit der Verbraucher geschuldet ist. Ich wünsche mir, dass das Bezahlfernsehen generell und natürlich auch wir noch mehr Zuwachs bekommen. Der laufende Digitalisierungsprozess in Deutschland wird sicher dazu beitragen.
Sie haben den Erwerb weiterer Rechte angekündigt – welche Sportarten haben Sie konkret im Auge?
Wir haben vorhin ja schon geklärt, dass es noch attraktive Rechte auf dem Markt gibt. Details kann und will ich noch nicht verraten. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir bald Genaueres bekanntgeben können.
Sie können auch über Sky gebucht werden – ist ein Ausbau der Zusammenarbeit denkbar?
Für 4,99 Euro monatlich können Sky-Kunden uns im Satelliten-Segment derzeit buchen – wir werden dort momentan als Stand-Alone-Angebot vermarktet. Wenn diesbezüglich Optimierungsbedarf seitens Sky besteht, dann sind die Türen bei uns immer offen – das wissen die Kollegen. Ich würde mich freuen, wenn wir die Zusammenarbeit intensivieren könnten.
Wer macht Ihrer Meinung nach aktuell die besten Sportsendungen im deutschen Fernsehen?
Es ist aus meiner Sicht müßig, sich darüber zu unterhalten. Jeder Zuschauer hat hier unterschiedliche Präferenzen und meine Meinung kann nicht objektiv sein. Der eine Sender hat ein Budget X zur Verfügung, der andere die Summe Y. Jeder Sportsender hat dabei seine strategische Positionierung in der Medienlandschaft gefunden auf dessen Basis das Programm individuell zusammengestellt wird. Wir beobachten den Markt natürlich sehr intensiv, ich möchte an dieser Stelle aber kein Ranking erstellen.
Vielen Dank für das Gespräch.